Lernen an antiker Stätte
Elf Sportstudenten aus
Mainz beim NOK-Hochschulkurs in Griechenland
Geschichte dort erkunden, wo
sie stattgefunden hat, Eigeninitiative statt Frontalunterricht und Professoren zum
Anfassen – all das erlebten elf Mainzer Sportstudenten, die unter der Leitung
von Professor Norbert Müller eine Woche in der Internationalen Olympischen
Akademie (IOA) im griechischen Olympia verbrachten.
Bevor sich die Mainzer
Gruppe auf den Weg nach Olympia machte, absolvierte sie eine fünftägigen
Vortour, bei der unter anderem die antiken Kultstätten Delphi, Isthmia und Nemea besichtigt
wurden. Begleitet wurde sie vom Lehrbeauftragten Christian Wacker aus München,
der ihnen einige ganz besondere Erlebnisse bot. So führte sie der Archäologe
über kaum befahrbare Schotterwege nach Oraon, der am
besten erhaltenen Wohnhaussiedlung aus griechischer Zeit. An solchen Orten
konnten die Mainzer Archäologie zum Anfassen ohne Tausende von Touristen,
Souvenirläden und Aufseher erleben.
Vom 15. bis 21. September
gastierten die Sportstudenten in der IOA. Das Nationale Olympische Komitee
Deutschlands hatte insgesamt 90 Studierende von neun Hochschulen zum 3.
Akademischen Olympiaseminar eingeladen, um Ziele, Probleme und
Zukunftsperspektiven der Olympischen Bewegung zu diskutieren. Los ging es mit
dem Themenschwerpunkt „Das antike Olympia und die alten Olympischen Spiele“.
Für die Einführung sorgte Günther Bäumler, Professor für Sportpsychologie in
München, den Rest des Tages gestalteten die Studenten mit Referaten und
Workshops selbst. Gleich als erste Gruppe mussten die
Mainzer ihr Wissen über antike Sportarten demonstrieren. Statt wie gewöhnlich
im Vorlesungssaal zu referieren, zog die Gruppe samt Zuhörer ins Stadion um.
Nach einer kurzen theoretischen Einführung konnten die Studenten selbst
ausprobieren, wie man mit einem antiken Diskus wirft oder wie antiker
Weitsprung mit zusätzlichen Gewichten, Halteren
genannt, funktionierte.
Weniger praktisch, sondern
mehr theoretisch war der Schwerpunkt „globale und territoriale Einflussnahmen auf die olympische Bewegung“ angelegt.
Hierbei ging es um die Auswirkungen des Ost-West-Konflikts auf den Sport, um
die unterschiedlichen Sportsysteme in der Bundesrepublik und der DDR sowie um
Perspektiven und Gefahren des Friedensgedankens. Professor Müller, Sportgeschichtler und
zurzeit Dekan des Fachbereichs Sport, eröffnete den dritten Tag mit seiner
Ringvorlesung zum Thema „Sydney aus der Sicht von Olympiazuschauern“, eine
Analyse von 1950 von der Mainzer Forschungsgruppe Olympia an den Finaltagen in
Sydney befragten Zuschauern. Für die künftigen Lehrer war der Schwerpunkt
„Olympische Pädagogik“ und wie man deren Werte und Ziele umsetzt besonders
interessant. Den Abschluss bildete der Themenschwerpunkt
„Doping“. Ein ganz besonderer Höhepunkt war der antike olympische Fünfkampf, Pentathlon genannt, zu dem alle Seminarteilnehmer am Schlusstag antraten.
Doch nicht nur die fachliche
Diskussion stand im Vordergrund. Kontakte zu anderen Universitäten knüpfen,
Erfahrungsaustausch und natürlich das Genießen des antiken Flairs waren ebenso
wichtig. Schließlich liegt die IOA noch nicht einmal zehn Minuten zu Fuß vom
antiken Olympia entfernt. Auch dort führte Christian Wacker durch Geschichte
und Geschichten der antiken Stätte und vermittelte den Studierenden damit einen
bleibenden Eindruck. Ein bisschen müde, aber vollauf
begeistert machten sich die Studenten auf den Heimweg. „Das hat sich gelohnt“,
lautete ihr einstimmiges Fazit am Ende der Exkursion.
Exkursion
Sportarchäologie 10.-24. September 2002