Das Institut für Kunstgeschichte und
das Studium generale
laden zu folgendem Vortrag ein:
 
 

Prof. Dr. Michael Bringmann (Mainz)
Reichsidee und Kaiserherrlichkeit.
Zu Form und Bedeutung der Krone des deutschen Kaiserreichs seit 1871
Mittwoch, 10. Mai 2000, 19.15 Uhr
Institut für Kunstgeschichte, Binger Straße 26

 

Die Proklamation Wilhelms I. zum Kaiser des neuen Deutschen Reichs im Spiegelsaal von Versailles (Januar 1871) führte zu einer langwierigen und heftigen Debatte über die kaiserlichen Insignien. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stand die Kaiserkrone, die als Sinnbild der wiedergewonnenen Reichseinheit und der Anknüpfung an die Größe des mittelalterlichen Kaisertums verstanden werden, zugleich aber auch der modernen staatsrechtlichen Struktur des Deutschen Reiches entsprechen sollte. Die Lösung dieses Widerspruchs zwischen der fiktiven Bindung an die Vergangenheit und der politischen Realität bestand schließlich im Verzicht auf eine reale Krone (und Krönung) und der Schaffung eines als Reichssymbol dienenden Kronen-Bildes. Dieses Bild dokumentierte auf Münzen, Siegeln, Historienbildern, an Denkmälern und Staatsbauten eindrucksvoller das Selbstverständnis des Kaisertums der Hohenzollern, als es ein dingliches Reichskleinod vermocht hätte.

Prof. Dr. Michael Bringmann, geb. 1940, lehrt Mittlere und Neuere Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Promotion in Heidelberg (1968) mit einer Arbeit zur neuromanischen Architektur. Zahlreiche Publikationen vor allem zur Malerei und Architektur des 19. Jahrhunderts. Habilitation (1978) über Friedrich Pecht, den einflußreichsten Kunstkritiker des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Aufsätze über den "Totentanz" und die Darstellung des menschlichen Leichnams in der Kunst (1998). Derzeit Erarbeitung des Kataloges einer umfangreichen Zeichnungs-Sammlung "Von Dürer bis Klinger" (Ausstellung November 2000).

(Der Vortrag entspricht dem Aufsatz des Referenten im Katalog zur Ausstellung "Krönungen", die vom 13. Juni an in Aachen gezeigt wird.)


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Das Projekt wurde erstellt von Caroline Schertz Einzelveranstaltungen