Das Psychologische Institut und
das Studium generale
laden zu folgendem Gastvortrag ein:

 
Prof. Dr. Rolf Oerter (München)
Das Menschenbild im Kulturvergleich.
Universalien und kulturelle Besonderheiten
Donnerstag, 11. Mai 2000, 16.15 Uhr, Hörsaal R 03/424
(Psychologisches Institut, Staudinger Weg 9)

Das Menschenbild als persönliche, "naive" Philosophie vom Menschen ist eine Rahmenkonstruktion, innerhalb derer das Selbstverständnis, das Verständnis für andere und das praktische Handeln gleichermaßen mitbestimmt werden. Die kulturvergleichenden Untersuchungen, die im Vortrag vorgestellt werden, sollen dazu beitragen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Menschenbildes in verschiedenen Kulturen aufzufinden und damit auch einen praktischen Beitrag zur besseren Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen leisten.

Untersucht wurden junge Erwachsene in Ostasien und Südostasien, in Europa, in den USA und in Peru. Aus dem vorliegenden großen Datensatz werden einige wichtige Ergebnisse ausgewählt.

In allen Kulturen scheint es typische Komplexitätsstufen des Verständnisses vom Menschenbild zu geben, die strukturell sehr ähnlich sind. Inhaltlich jedoch zeigen sich beträchtliche Unterschiede, vor allen Dingen hinsichtlich der stärker kollektiven Orientierung in östlichen Kulturen und der stärker individualistischen Orientierung in westlichen Kulturen. Als besondere Gruppe werden Indianer des andinischen Hochlandes in Peru vorgestellt, die in relativer Isolation und unter extremen harten Bedingungen leben. Theoretisch werden die Befunde unter dem Aspekt von generellen Entwicklungsstufen des Menschenbildes, unter der Perspektive des Konstruktivismus und unter dem Aspekt von "emischen" und "etischen" Kategorien diskutiert.

Prof. Dr. Rolf Oerter, geb. 1931, Promotion und Habilitation im Fach Psychologie an der Universität Würzburg, von 1969 bis 1981 Universität Augsburg als ordentlicher Professor, Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie an der LMU München. Emeritiert seit 1999.

Publikationen des Referenten: Psychologie des Denkens, 1980 (6. Aufl.); Struktur und Wandlung von Werthaltungen, 1970; Psychologie des Spiels, 1997 (2. Aufl.); als Herausgeber: Lebensbewältigung im Jugendalter, 1985; Entwicklung als lebenslanger Prozeß, 1979; mit Montada: Entwicklungspsychologie, 1995 (3. Aufl.); mit Bruhn und Rösing: Musikpsychologie, 1997; mit v. Hagen, Röper und Noam: Klinische Entwicklungspsychologie, 1999.


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