Prof. Dr. Otta Wenskus (Innsbruck)
Wie schreibt man einer Dame?
Zum Problem der Sprachwahl in der römischen
Epistolographie
Montag, 5. Juni 2000, 18.15 Uhr
Hörsaal P 11 (Philosophicum)
Aus der Art, wie die Römer ihren Frauen schreiben, läßt sich vieles schließen: welche Kompetenzen trauen sie ihnen zu? Welche Entscheidungsvollmacht gestehen sie ihnen zu? Wie vertraut gehen sie mit ihnen um? Besonders fruchtbar sind hier die teilweise recht umfangreichen Fragmente des Kaisers Augustus. Wenn er in seine lateinischen Briefe an seine Frau Livia nicht nur griechische Redewendungen einschaltet, sondern recht kühn zwischen Latein und Griechisch hin- und herschaltet (sog. Codewechsel), ist das zugleich ein Zeichen von Nähe und von Achtung der intellektuellen Fähigkeiten der Adressatin, drückt aber auch noch andere Subtexte aus, die es zu isolieren gilt.
Daneben sollen auch die Briefe von Cicero, Fronto (dem Rhetoriklehrer Mark Aurels) und vor allem Hieronymus berücksichtigt werden. Dazu bietet es sich an, die Erkenntnisse der modernen Bilinguismusforschung, soweit dies möglich ist, auf die antiken Texte anzuwenden.
Prof. Dr. Otta Wenskus, Studium
der Klassischen Philologie und der Historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft
in Göttingen, Florenz und Lausanne; Promotion 1982; Lehrstuhlvertretung
in Caen 1985/86; Visiting Scholar am Institute for the History of Mathematics
der Brown University, Providence, Rhode Islands 1987; Habilitation Göttingen
1988; Zweites Staatsexamen 1989; Lehrstuhlverwaltung an der Universität
Osnabrück SS 1990; Heisenberg-Stipendium (Okt. 1990–März 1992
und Okt. 1992–Febr. 1994); Gastprofessur an der Universität Jena SS
1992; seit 1994 Ordentliche Professorin für Klassische Philologie
und Altertumskunde an der Universität Innsbruck.
Derzeitige Forschungsschwerpunkte:
Antiker Bilinguismus (mit Berücksichtigung der Geschlechterrollen);
Antike Fachsprachen.
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