Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater
und das Studium generale
laden im Rahmen der Ringvorlesung

Das Theater der Anderen

zu folgendem Vortrag ein:
 

PD Dr. Barbara Panse (Berlin)
Interkulturelle Austauschprozesse im Theater Lateinamerikas
Montag, 8. Mai 2000, 17.15 Uhr
Hörsaal P 5 (Philosophicum)

Die enge, historisch begründete Bindung an die Kultur der ehemaligen Kolonialmacht Spanien charakterisierte das lateinamerikanische Theater bis weit ins 20. Jahrhundert. Seine weitere Entwicklung ist gekennzeichnet durch eine verspätete und zögerliche Auseinandersetzung mit dem modernen Theater Europas und der USA. Trotzdem trug seine Rezeption in den meisten Ländern Lateinamerikas entscheidend zur Herausbildung eines vitalen, bürgerlichen Theaters bei. Daß das teatro popular an diesen historischen interkulturellen Austausch- und Modernisierungsprozessen, wenn überhaupt, nur peripher beteiligt war, gehört ins Erscheinungsbild der durch ihre extreme kulturelle Heterogenität gekennzeichneten Gesellschaften des Subkontinents. Spätestens zum Ende der 70er Jahre gerät dieses Szenario immer mehr in Bewegung: Der verschärfte Modernisierungs- und Wandlungsprozess, der nun Lateinamerika erfaßt und verändert, wird zum Auslöser einer Vielzahl neuer Kulturkontakte, an denen jetzt auch das teatro popular partizipiert.

Welche ästhetische und ideologische Funktion und Bedeutung zum Ende des Jahrtausends der Umgang mit dem Fremden im Theater der verschiedenen Kulturen des Subkontinents hat, wird in diesem Vortrag anhand von Inszenierungsbeispielen aus Mexiko, Kolumbien und Peru aus den Jahren 1997 und 1998 exemplarisch analysiert. Anhand dieser Analysen wird auch diskutiert, auf welche Weise das zeitgenössische lateinamerikanische Theater eine gesellschaftliche Wirklichkeit im permanenten Umbruch nicht einfach nur mit neuen künstlerischen Mitteln nachvollzieht, sondern durchaus auch widerstreitend nach immer neuen Wegen und Lösungen der Bedeutungskonstitution und Kommunikation sucht und diese erprobt.

PD Dr. Barbara Panse lehrte nach dem Studium der Theaterwissenschaft in Berlin an Universitäten in Berlin, Bochum, Lima, Mexico City und San José, seit 1997 leitet sie am Institut für Theaterwissenschaft der FU Berlin die Durchführung des VW-Forschungsprojekts "Struktur und Funktion interkultureller Austauschprozesse im zeitgenössischen Volkstheater Perus, Kolumbiens und Mexikos – Theater als ein Modell interkulturellen Verstehens".

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Joachim Fiebach (Berlin)
Deregulierung, Globalisierung, Mediatisierung und Theater in Afrika heute
Montag, 15. Mai 2000, 17.15 Uhr, P 5 (Philosophicum)


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Das Projekt wurde erstellt von Caroline Schertz Drama und Theater