Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater
und das Studium generale
laden im Rahmen der Ringvorlesung

Das Theater der Anderen

zu folgendem Vortrag ein:
 

Prof. Dr. Brigitte Schultze (Mainz)
Theaterzeichen und Bedeutungsbildung aus kultureller Fremdheit: Stanis?aw Ignacy Witkiewicz
Montag, 5. Juni 2000, 17.15 Uhr
Hörsaal P 4 (Philosophicum) RAUMÄNDERUNG!!

Stanislaw Ignacy Witkiewicz (Witkacy, 1885–1939), der einzige polnische Vertreter der Theateravantgarde um 1920, reagiert mit seiner Kunst der Reinen Form auf Zeichen des Niedergangs der europäischen Kultur: auf Nivellierung, Kollektivierung und Anzeichen der Massenkultur, auf die zunehmende Manipulation von Mensch und Gesellschaft, das obsessive Streben nach materiellen Gütern, Genuss und Machtausübung – sowie, auf der anderen Seite, auf die allgemeine Empfindungslosigkeit für das "Geheimnis des Seins". Dieses Theater der Reinen Form, ein Beispiel für "Kubismus im Theater" (Jan Kott), ist entscheidend – und mehr als ein Teil der Forschung weiß – von Erfahrungen mit kultureller Fremdheit geprägt, wie sie Witkiewicz im Sommer 1914 während einer Expedition mit dem Ethnologen und Anthropologen Bronis?aw Malinowski in Australien gewonnen hatte. Als zentrales Beispiel für dramatische und theatrale Bedeutungsbildung aus dem 'Anderen', wird Die Metaphysik des zweiköpfigen Kalbes (1921) behandelt. Es wird ein Theater vorgestellt, das im Bühnenschaffen von Witold Gombrowicz, Tadeusz Kantor, S?awomir Mro?ek u.a. enthalten ist und von dem Theaterwissenschaftler meinen, daß weltweit Studenten gelungenere Inszenierungen zustande gebracht haben als professionelle Bühnen.

Prof. Dr. Brigitte Schultze, Studium der Slavistik, Anglistik und Amerikanistik an der Universität Göttingen und am Mount Holyoke College, Mass., USA. Seit 1987 an der Universität Mainz tätig.

Forschungsschwerpunkte: Die Forschungen erstrecken sich auf die russische, polnische und tschechische Literatur, vor allem des 19. und 20. Jahrhunderts; zentrale Themenstellungen sind Gattungspoetik, Theorie und Praxis literarischer Übersetzung, komparatistische und kulturwissenschaftliche Perspektiven in fiktionalen Texten.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Jürgen Maehder (Berlin)
Die Eroberung Mexikos im Musiktheater nach 1950
Montag, 26. Juni 2000, 17.15 Uhr, P4 (Philosophicum) RAUMÄNDERUNG!!


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