MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE

Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Johannes Gutenberg: gestern – heute – morgen
laden das "Naturwissenschaftlich-Philosophische Kolloquium"
und das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
 

Walter Kempowski
Lesung aus «Echolot II»
Mittwoch, 12. April 2000, 17.15 Uhr
Hörsaal N 1 (Muschel)

Als eine der großen literarischen Leistungen des Jahrhunderts würdigte die Kritik den 1993 erschienen ersten Teil des kollektiven Tagebuchs "Echolot", der die Monate Januar und Februar der Stalingrad-Katastrophe des Jahres 1943 dokumentiert. In dem 1999 erschienenen, ebenfalls vierbändigen "Echolot II" rekonstruiert Kempowski die Wochen vom Beginn der Großoffensive der Roten Armee am 12. Januar 1945 bis zur Bombardierung und Zerstörung Dresdens in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar. Der Darstellungszeitraum ist halbiert, der Umfang der Briefe, Tagebücher und Erinnerungen, der Akten, Rechnungen und Urkunden auf über 3000 Seiten Material angewachsen. Kempowski läßt seine Quellen unverändert; Äußerungen von Tätern und Opfern, von Prominenten und Unbekannten stehen unkommentiert nebeneinander. Der Autor ist als Schreibender nicht anwesend – er hat die Worte in diesem Dialog eines Kollektivs, aus dem das Jahrhundert so eindringlich spricht, nicht erfunden. Und trotzdem ist er präsent in der Auswahl und in der Komposition der Reihenfolge. Im "Echolot II" hat Kempowski auch auf das Vorwort als letzter direkter Äußerung verzichtet, sichtbar wird er aber als Archivar, Arrangeur und Dirigent der einzelnen Stimmen.

Walter Kempowski, geb.1929 in Rostock; 1948 wegen Spionage zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt, Zuchthaus Bautzen; 1956 vorzeitige Entlassung; ab 1957 Studium an der Pädagogischen Hochschule Göttingen; ab 1960 Lehrer; 1961 Abschluß der "Familiengeschichte der Collasius, Hälssen, Kempowski, Nölting"; 1969 erscheint "Im Block. Ein Haftbericht"; 1971 "Tadellöser & Wolff"; 1980 bis 1991 Lehrbeauftragter an der Universität Oldenburg, Gastdozent an verschiedenen Universitäten; 1984 Abschluß der "Deutschen Chronik" mit dem Roman "Herzlich willkommen"; 1987 Beginn der Arbeit am Echolot-Komplex, 1988 erscheint der Roman "Hundstage"; 1993 "Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch. Januar und Februar 1943" in vier Bänden; 1998 Roman "Heile Welt"; 1999 Teil II "Das Echolot. Fuga furiosa. Ein kollektives Tagebuch. 12. Januar bis 14. Februar 1945" in vier Bänden.

Nächste Veranstaltung in dieser Reihe:
Prof. Dr. Gangolf Hübinger (Frankfurt/Oder)
Verleger als Kulturberuf in der europäischen Massenkommunikationsgesellschaft (1880–1930)
Mittwoch, 19. April, 17.15 Uhr, N 3 (Muschel)


Fragen zu den Veranstaltungen an das Sekretariat
Das Projekt wurde erstellt von Caroline Schertz Mainzer Universitätsgespräche
Naturwiss.-Phil. Kolloquium