Prof. Dr. Christoph v. Campenhausen (Mainz)
Die Physik von Leib und Seele – dargestellt
am menschlichen Farbensehen
Das psychophysische Problem ist aus methodischen Gründen unlösbar und darin dem Problem der Quadratur des Kreises vergleichbar. Diese Aussage illustrierte Emil du Bois-Reymond in seiner “Ignorabimus”-Rede (1872) mit der Feststellung, daß es niemals möglich sein werde, auch nur die einfache Farbwahrnehmung “Rot” zu erklären. Diese Aussage wird in dem Vortrag nicht widerlegt. Es wird aber gezeigt, daß man im Zusammenhang mit dem Farbensehen auch fruchtbare Fragen stellen kann, bei deren Beantwortung kein unlösbares psychophysisches Problem auftritt. Der Forschungsfortschritt in der Psychophysik, Physiologie und Genetik des Farbensehens erlaubt es heute, ästhetische Urteile über Farben genau vorherzusagen, wenn es gelingt, die Fragestellung in die geeignete Form zu bringen. In dem Vortrag sollen die entscheidenden Aussagen anschaulich illustriert werden, so daß der Hörer seine Ansichten auf eigene Erfahrungen stützen kann und sie nicht aus dem Nichtwissen über angeblich unlösbare Probleme herzuleiten braucht.
Prof. Dr. Christoph v. Campenhausen, Professor am Fachbereich Biologie der Johannes Gutenberg-Universität (Zoologisches Institut – Abteilung III: Neurobiologie).
Literatur:
C. v. Campenhausen, Psychophysik des Farbensehens. Deutsche Physikalische Gesellschaft. Physiker Tagung Ludwigsburg 1999, S. 119-134. Nachgedruckt in: Bloch-Jahrbuch 1998/99, S. 57-75. Talheimer Verlag, 72166 Mössingen.
C. v. Campenhausen, Cornelia Pfaff, Jürgen Schramme, Three-dimensional Interpretation of the Color System of Aguilonius/Rubens 1613. Proc. 13th Symposion ICVS, Göttingen 1999 in Documenta Ophthalmologica, Proceedings Series 59 in press.
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