Im Rahmen des Themenschwerpunktes

Eine Welt – eine Moral?

laden das Studium generale
zu folgendem Vortrag ein:
 

Prof. Dr. Wilhelm Korff (München)
Einheit und Pluralität der Moral – Testfall des Christlichen
Montag, 26. Juni 2000, 18.15 Uhr
Hörsaal N 3 (Muschel)

In die Moral ist mächtig Bewegung gekommen. Hier fällt der Entwicklung und Durchsetzung des modernen Demokratiegedankens, aber auch den vielfältigen, auf Veränderung drängenden Vorgängen, die sich heute unter dem Stichwort "Globalisierung" abzeichnen, eine wesentliche Auslöserfunktion zu. Dabei liegt die ethische Herausforderung weniger in der Frage nach der zu fordernden menschheitsbezogenen Einheit der Moral; sie hat in der Programmatik der Menschenrechte und der Menschenwürde sowie der darauf beruhenden, auf Universalität hin angelegten Handlungsmaximen ihre zumindest im Prinzip gültige Antwort gefunden. Die eigentliche Brisanz ergibt sich vielmehr aus der Tatsache, daß diese grundlegende Einheit des moralischen Anspruchs gleichzeitig mit einer systematisch bisher kaum zureichend reflektierten, aus höchst unterschiedlichen Sachzwängen erwachsenden Pluralität konkreter Moralen parallel geht. In jedem Falle läßt sich hier zwischen sozio-kulturell bedingter Pluralität, funktional-strukturell bedingter Pluralität und identitätsspezifisch bedingter Pluralität unterscheiden. Gleichzeitig ist diese Pluralitätsproblematik in einen spezifisch theologisch-ethischen Zusammenhang zu rücken: Bieten die Traditionsbestände christlicher Moral da schon gewisse Lösungsansätze oder sieht sich christliche Moral damit auch selbst auf dem Prüfstand?

Prof. Dr. Wilhelm Korff, geb. 1926 in Hilden, 1973–79 Prof. für Theologische Ethik an der Universität Tübigen, 1979–92 für Christliche Sozialethik an der Universität München. Seit 1992 emeritiert. 1992–96 Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen bei der Bundesregierung. 1992–99 Leiter der wissenschaftlichen Redaktion Lexikon der Bioethik und Handbuch der Wirtschaftsethik. Mitglied der Academia scientiarum et artium Europaea seit 1991.

Publikationen:
Ehre, Prestige, Gewissen (1966); Norm und Sittlichkeit. Untersuchungen zur Logik der normativen Vernunft (1973); Theologische Ethik (1975); Kernenergie und Moraltheologie (1979); Wie kann der Mensch glücken? Perspektiven der Ethik (1985); Die Energiefrage. Entdeckung ihrer ethischen Dimension (1992). Zahlreiche weitere Veröffentlichungen in Sammelwerken und Zeitschriften.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Florian Coulmas (Duisburg)
Japan außer Kontrolle – und Deutschland?
Montag, 3. Juli, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)


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