MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE

Im Rahmen des Themenschwerpunktes

Globalisierung und die Kulturen der Welt

lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:

Prof. Dr. Martin Forstner (Mainz/Germersheim)

Feindbild Okzident
Ein Problem der arabischen Welt
angesichts der Globalisierung

Mittwoch, 10. Juli 2002, 17.15 Uhr
Hörsaal N 3 (Muschel)

Üblicherweise vertritt der westliche kritische Diskurs, dass sich Europa – und somit heute der »Westen« – im Interesse seiner politischen und ökonomischen Hegemonie ein Bild vom Orient konstruiert habe, das nicht den Gegebenheiten entspreche. Auch anlässlich des Golfkrieges wurde 1991 geklagt, der Westen habe sich entsprechend seinem vorgegebenen Schema den Islam als neues Feindbild erkoren, da nach dem Verfall des Ostblocks das Feindbild Kommunismus abhanden gekommen sei. Nunmehr, nach den Ereignissen vom 11. September 2001 in New York, komme dies wieder zur Geltung.
In der arabischen Welt wird dagegen ein ganz anderes Bild von den Vorgängen und ihren Ursachen gepflegt; man verbindet sie mit dem globalen Herrschaftsstreben des Westens und letztendlich mit dem Palästinaproblem. Man schuf sich in den letzten Jahrzehnten, insbesondere aber seit der Niederlage der arabischen Staaten gegen Israel im Juni-Krieg 1967, ein Bild vom Okzident, das nicht weniger artifiziell ist als das Bild, das sich angeblich der Westen vom Orient konstruiert hat. Dabei wird allenthalben die Rückkehr zum eigenen kulturellen Erbe gefordert, was als Recht auf kulturelle Sicherheit bezeichnet wird und in der Regel mit dem Aufruf zum Kampf gegen den verwerflichen westlichen Kulturimperialismus gepriesen wird.
In der Diskussion spielt dabei die Frage der Koexistenz der Weltregionalkulturen zwar eine Rolle, denn man ist sich durchaus im Klaren darüber, dass sich in der heutigen Zeit dank der Kommunikationstechnologie und der wirtschaftlichen Verflechtungen kulturelle Kontakte nicht vermeiden lassen, doch ändert dies nichts an der Grundeinstellung, dass, wie den zahllosen einschlägigen Publikationen zu entnehmen ist, ein Kampf der Kulturen im 21. Jahrhundert als unausweichlich erwartet wird.

Univ. Prof. Dr. Martin Forstner lehrt am Arbeitsbereich Arabische Sprache und Kultur des Instituts für Inter-kulturelle Kommunikation des Fachbereichs 23 der Universität Mainz.

Veröffentlichungen zum Thema:


 
 
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