Im Rahmen des Themenschwerpunktes

Globalisierung und die Kulturen der Welt

lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:

PD Dr. Roland Spiller (Erlangen-Nürnberg)

Globalisierung und Literatur – Buchmarkt
und unabhängige Verlage in Argentinien

Mittwoch, 26. Juni 2002, 17.15 Uhr
Hörsaal N 3 (Muschel)

Die jüngste Entwicklung in Argentinien verdeutlicht auf drastische Weise die Folgen der neoliberalen Wirtschaftspolitk der neunziger Jahre. Das argentinische Verlagswesen befindet sich im Niedergang. Rückläufige Leserzahlen und Auflagen, schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen und eine hohe Arbeitslosigkeit lasten auf dem Buchmarkt. In einem beschleunigten Prozess der Internationalisierung haben die Verleger von Jorge Luis Borges, Adolfo Bioy Casares, Julio Cortázar und Victoria Ocampo ihre Führungsposition in der spanischsprachigen Welt eingebüßt. Das vielschichtige Spannungsfeld von Globalisierung und lokaler Produktion führte zu einer epochalen Veränderung der Entstehungs-bedingungen von fiktionaler Literatur, die den Zusammenhang von Markt, Kulturindustrie und Fiktion in den Vordergrund rücken. Diese Situation wirft Fragen auf, die einen spannenden Zugang zur Gegenwartsliteratur eröffnen: Geht mit dem wirtschaftlichen Rückzug der nationalen Verlage der Verlust der intellektuellen und kulturellen Macht einher? Führt das Vordringen transnationaler Konzerne im Verlagswesen zu geistiger Abhängigkeit? Bedeutet Globalisierung nicht letztendlich Neokolonialismus?

Roland Spiller ist Privatdozent am Institut für Romanistik der Universität Erlangen-Nürnberg. Nach dem Studium der Iberoromanischen Philologie, Islamwissenschaft und Italianistik unterrichtete er dort als Assistent und Privatdozent iberoromanische und französische Literaturwissenschaften. Promotion 1991; Habilitation 1999; zahlreiche Auslandsaufenthalte als Stipendiat des DAAD und der Alexander von Humboldt-Stiftung (Granada, Tunis, Buenos Aires, Paris). Seit 2001 zusammen mit Prof. Dr. Freiburg (Anglistik) Koordinator der Forschungsgruppe Gegenwartsliteratur an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Auswahl aus den Publikationen:

• La novela argentina de los años ’80, Frankfurt/M. 1991.
• Zwischen Utopie und Aporie. Die erzählerische Ermittlung der Identität in argentinischen Romanen der Gegenwart: Juan Martini, Tomás Eloy Martínez, Ricardo Piglia, Abel Posse und Rodolfo Rabanal, Frankfurt/M. 1993.
• Culturas del Río de la Plata. Trans-gresión e intercambio (1973–1993), Frankfurt/M. 1995. 
• Argentinien, Chile, Uruguay und Paraguay (1960–1990), in: Michael Rössner (Hg.), Lateinamerikanische Literaturgeschichte, Stuttgart 1995, 482–498.
• Tahar Ben Jelloun: Schreiben zwischen den Kulturen, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft [Beiträge zur Romanistik, 4] 2000.
• Mit Susanne Igler, Más Nuevas del Imperio. Estudios interdisciplinarios acerca de Carlota de México, Frankfurt/M. 2001.
• Mit Titus Heydenreich, Walter Hoefler, Sergio Vergara, Chile después de Pinochet, (Frankfurt/M. 2003).

Nächste Veranstaltung in dieser Reihe:
Prof. Dr. Karl-Heinz Kohl (Frankfurt/M.)
Erfundene Vergangenheiten: Ethnische Reaktionen auf den Prozess der Globalisierung
Mittwoch, 3. Juli 2002, 17.15 Uhr, N 3 (Muschel)
 
 
 
 

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