Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Globalisierung und die Kulturen der Welt
lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Dieter Wunderlich (Düsseldorf)
Was verlieren wir,
wenn Sprachen sterben?
Mittwoch, 5. Juni 2002, 17.15 Uhr
Hörsaal N 1 (Muschel) – Hörsaalwechsel wg. Fernsehaufnahme
Der Vortrag behandelt die Situation der bedrohten Sprachen im Zeitalter der Globalisierung. Vermutlich gibt es schon seit 10.000 Jahren um die 3000 bis 6000 verschiedene Sprachen auf der Welt; viele Sprachen sind ausgestorben, neue Sprachen sind entstanden. Dieses uralte Gleichgewicht von sterbenden und neuen Sprachen wird immer mehr bedroht. Neueren Schätzungen zufolge wird es in 100 Jahren nur noch 600 Sprachen geben. Viele der bedrohten Sprachen haben nur noch wenige Sprecher, und die Kinder lernen andere Sprachen, die mehr Prestige haben. Ist das ein Verlust oder Gewinn? Jede Sprache ist ein vollgültiger Entwurf des Menschseins, hat eine vollentwickelte grammatische Identität und birgt in sich eine eigenständige oft Jahrhunderte alte Kultur. Wenn zunehmend Sprachen verschwinden, gehen der Menschheit faszinierende intellektuelle und kulturelle Alternativen verloren.
Prof. Dr. Dieter Wunderlich ist von der Kernphysik zur Linguistik gewechselt. Seit 1973 ist er Professor für Allgemeine Sprachwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Von 1978 bis 1980 war er erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft. 1991–1992 war er Fellow des Wissenschaftskollegs in Berlin. Seit 1990 ist er Sprecher des Sonderforschungsbereichs ›Theorie des Lexikons‹ in Düsseldorf, Wuppertal und Köln.
Dieter Wunderlich verfasste mehrere
Bücher:
Tempus und Zeitreferenz im Deutschen 1970,
Grundlagen der Linguistik 1974, Studien zur Sprechakttheorie 1976 und Arbeitsbuch
Semantik 1980.
Er ist Herausgeber von Handbüchern
zur Lexikologie und Semantik sowie weiterer Sammelwerke über
Transformationsgrammatik, Soziolinguistik,
Linguistische Pragmatik und Wissenschaftstheorie der Linguistik; er ist
auch Herausgeber von Thema: Sprache (Deutschunterricht für
5. bis 10. Klassen).
Seine gegenwärtigen Arbeitsgebiete
umfassen Morphologie, Semantik und Argumentstruktur in sprachtypologischer
Perspektive. Er hat Aufsätze zu grammatischen Phänomenen in sehr
verschiedenen Sprachen geschrieben, u.a. Baskisch, Bulgarisch, Deutsch,
Finnisch, Hindi, Isländisch, Japanisch, Quechua, Russisch, Ungarisch,
Yimas und Yukatekisch.
Nächste Veranstaltung in dieser
Reihe:
Prof. Dr. Karin Tomala (Warschau)
Wird die Globalisierung China verändern?
Donnerstag, 13. Juni 2002, 17.15 Uhr,
N 3 (Muschel)
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