Im Rahmen des Themenschwerpunktes

Virtuelle Welten

lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:

Prof. Franz Kluge (Wiesbaden/Trier)

Virtualität als komplexes Kunstereignis
zwischen Technorealität und Technoimagination –
ein Werkbericht

Dienstag, 25. Juni 2002, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)

Virtualität, das technisch unterstützte Zusammenspiel von Realität und Imagination findet als ein integrales Prinzip der digitalen Medienkünste in dem algebraisch abgeschlossenen Körper der komplexen Zahlen eine prägnante und verführerische Widerspiegelung: Komplexe Zahlen, ohne die sich die weitreichende Beschreibung, mathematische Aneignung, technische Transformation und Weiterführung der vorgefundenen Welt nicht bewerkstelligen ließe, sind delikaterweise das Ergebnis ihrer Summe von sogenannten Real- und Imaginär-Teilen. In Fortsetzung solcher Metaphernlust verbindet sich hier also die Verbindlichkeit des Realen mit der Existenznotwendigkeit des nur Vorstellbaren und Imaginären in einer zwingenden Weise.
In den Medien verschmelzen Realität und Imagination zu einer komplexen Symbiose. Sie oszillieren zwischen Interfaces, den interaktiv und immersiv gewordenen Bildmembranen und visuellen Schnittstellen in die Anschauungsräume der Nutzer. Diese auf der Basis des digitalen Codes berechen- und manipulierbar gewordenen Bilder und symbolisch strukturierten Handlungsorte eröffnen, inspirieren und präformieren dabei den virtuellen Raum nicht nur als einen technischen, sondern vor allem auch als einen mentalen Raum der erweiterten Möglichkeiten, die zu neuen Anschauungs-, Austausch- und Handlungsformen führen.
Entlang ausgewählter Kunstprojekte möchte dieser Werkbericht zeigen, wie sich künstlerische Absichten als komplexe, zeitbasierte Medienereignisse im selbsterzeugten Spannungsfeld zwischen Technoimagination und Technorealität positionieren und dabei Strategien ihrer Durchsetzung und Verwirklichung in den Wechselwirkungen virtueller Realität experimentell erproben.

Franz Kluge: Studium der Mathematik, Kunstgeschichte und Bildenden Kunst in Saarbrücken und Mainz. Professor für Neue Medien an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung, FH Trier. Seit 1980 filmische Experimente, Installationen, interdisziplinäre Projekte, Vorträge und Publikationen im Bereich der neuen elektronischen Medien. 2001 Gründung von xm – Institut für Neue Medien an der FH Trier. Derzeitige Forschungs- und Entwicklungsgebiete: „Telekooperationsumgebungen für integrierte Medienprojekte“, „Netzwerk Integrierte Kommunikation“, „movii – Moving Images & Interfaces; Gestaltungsgrundlagen in den Neuen Medien“ (durchgeführt im Rahmen des BMBF-Programms Neue Medien in der Bildung).
Kunstprojekte, Wettbewerbe, Preise (Auswahl): „Babels Monument – Anweisung für Berlin“ (16mm, 70 min, 1985) Kleines Fernsehspiel ZDF/ „Journeys to Nothingness“ (35mm, 15 min, 1988/90), Auszeichnung Prix Ars Electronica, Hessischer Filmpreis/ „Call for Last Houses“ (1995), Telekooperationsprojekt Trier-Luxemburg-Graz im Rahmen des steirischen herbst/ Auszeichnung der Bauknecht-Stiftung für Entwicklungsarbeiten in dem Arbeitsfeld „Verteilte Medien und künstlerische Strategien im öffentlichen Raum“ (1998)/ „Moving Tower – Messeturm der Neuen Messe München“ (1997/2002), Licht – und Medienkunstwerk im öffentlichen Raum. 1. Preis in einem internationalen Kunst-am-Bau-Wettbewerb der Neuen Messe München, Realisation des Konzepts/  „Angewandte Theorie: Square_0,10i“ (2001), Medieninstallation im Rahmen von STYX-Projektionen, Europäische Kunstakademie Trier.

Nächste Veranstaltung in dieser Reihe:
Prof. Dr. Dr. Klaus Müller (Münster)
Sein und Zeichen. Philosophisch-theologische Erwägungen zur Cyber-Kultur
Dienstag, 2. Juli, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)
 
 
 
 
Fragen oder Anregungen? Zurück zur Ringvorlesung "Virtuelle Welten"