Im Rahmen des Themenschwerpunktes


Was ist der Mensch?


lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:


Prof. Dr. Annemarie Gethmann-Siefert
(FernUniversität Hagen)

Was Leib und Seele zusammenhält.
Überlegungen zur Begründung der philosophischen Anthropologie


Donnerstag, 26. Juni 2003, 17.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Was ist der Mensch? - Eine funktionierende Körpermaschine, ein Geist oder etwas von beidem? - Ein vergänglicher Leib oder eine unsterbliche Seele oder die äußerst zerbrechliche Einheit beider? - Ein natürlich gesteuerter biologischer Organismus oder ein freies und verantwortliches Wesen oder die fehlkonstruierte Verzahnung beider?
Zwischen solchen Grenzmarkierungen bewegen sich im Prinzip nicht nur unsere Alltagsvorstellungen, sondern auch die unterschiedlichen Bestimmungen des Menschen in der philosophischen Anthropologie.
In der philosophischen Frage nach dem Wesen des Menschen gibt es mancherlei Wege und Umwege zu einer Antwort. Ein im Augenblick beliebter Zugang: Man überträgt die Suche nach einer Antwort der Naturforschung oder der Naturwissenschaft. So versucht die Kulturanthropologie, Gemeinsamkeiten der Gattung Mensch im empirischen Vergleich der Lebensformen herauszufinden. Diese Form der empirischen Anthropologie wird gegenwärtig durch einen naturwissenschaftlichen Zugang zum Menschen, durch die neue Version, ihn als funktionierende Maschine zu bestimmen, ersetzt. Das unterscheidende Wesensmerkmal des Menschen ist sein Gehirn, ein durch seine biologischen Funktionen erklärbares Steuerungsorgan. In der Anthropologie wird die Frage nach der Einheit von Leib und Seele daher in einer Verhältnisbestimmung von mind and body beantwortet. Das führt aber entweder zur Reduktion des Bewusstseins auf biologisch-biochemische Prozesse oder zur Zweiteilung des Menschen in einen beobachtbaren Funktionszusammenhang und einen nicht mitteilbaren Innenbereich des Selbstbewusstseins.

In Auseinandersetzung mit diesen Versuchen der gegenwärtigen Anthropologie soll im Vortrag der Mensch als ein sich selbst und seine Umwelt kulturell formendes Wesen bestimmt werden. So lässt sich die Frage nach der Einheit des Menschen unter Berücksichtigung der Polarität von Funktionsbeschreibung und Selbstbestimmung beantworten.

Prof. Dr. Annemarie Gethmann-Siefert ist Professorin für Philosophie an der FernUniversität in Hagen. Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Theologie an den Universitäten Münster, Bonn, Innsbruck und Bochum. Promotion zum Dr. phil. (1973) mit einer Arbeit über Heidegger und Habilitation (1982) mit einer Arbeit über Hegels Ästhetik an der Ruhr-Universität Bochum. Forschungsschwerpunkte und Publikationen im Bereich der Ästhetik, Religions- und Kulturphilosophie, der Phänomenologie, der Philosophie des deutschen Idealismus sowie der Anthropologie und der angewandten Ethik (Medizinethik).


Nächste Veranstaltung in dieser Reihe:

Prof. Dr. Gerhard Schmied (Mainz)
Menschenbilder in der Soziologie
Donnerstag, 3. Juli, 17.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

 

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