Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Was ist der Mensch?
lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Winfried Henke (Mainz)
Der Mensch als Primat -
Evolutions-
biologische Aspekte der Menschwerdung
Donnerstag, 15. Mai 2003, 17.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Die biologische Anthropologie verfolgt
das Ziel, den Prozess der Menschwerdung als adaptive Entwicklung in der Primaten-Evolution
zu verstehen. Im Vortrag geht es darum, aus zwei wissenschaftlichen Blickwinkeln
zu einem aktuellen biologischen Selbstverständnis des Menschen beizutragen:
" einerseits durch den Vergleich des Menschen mit dem weiten Spektrum rezenter
Primaten; die empirische Untersuchung der evolutiven Anpassungen rezenter Primaten
lässt den ehemals angenommenen Hiatus zwischen menschlichen und nicht-menschlichen
Primaten zunehmend geringer erscheinen und belegt ein Entwicklungskontinuum.
Phylogenetische Entwicklungstrends verdeutlichten, dass der Hominisationsprozess
und speziell der Weg von der Natur in die Kultur (von der Bio- zur Tradigenese)
unter gleichartigen biologischen Prinzipien erfolgte, jedoch mit einer innerhalb
der Primaten einzigartigen Dynamik abgelaufen ist,
" andererseits durch die Analyse und Interpretation von hominiden Fossilien.
Dadurch gelingt es, den Menschwerdungsprozess in seinem raum-zeitlichen Gefüge
modellhaft zu rekonstruieren und die ökologische Nische unserer Gattung
zu kennzeichnen.
Beide Forschungsansätze, der vergleichend-primatologische und der fossilkundliche,
geben dichte Hinweise auf die einmaligen Bedingungen und Konstellationen für
die Hominisation und lösen aus der Sicht der Evolutionsbiologie die Natur-Kultur-Antinomie
auf.
Prof. Dr. Winfried Henke, geb. 1944 in Ludwigshorst/Pom. Studium der Biologie, Geowissenschaften, Pädagogik und Philosophie in Kiel und Braunschweig. 1971 Promotion in Kiel zum Dr. rer. nat. mit einer prähistorisch-anthropologischen Arbeit. 1990 Habilitation in Mainz mit dem Thema "Anthropologie der Jungpaläolithiker und Mesolithiker", dort seit 1996 Akad. Direktor und apl. Professor am Institut für Anthropologie. Erasmusdozenturen u.a. in Athen, Bordeaux, Madrid, Komotini, Heraklion, Poznan. Seit 1996 gewählter DFG-Fachgutachter für Anthropologie. Forschungsgebiete: Paläoanthropologie, Prähistorische Anthropologie, Vergleichende Morphologie und Demographie [www.uni-mainz/FB/Biologie/fb_21/steckbriefe/henke.html].
Ausgewählte Bücher:
" Menschwerdung. Fischer-Kompakt. Frankfurt a. M. (S. Springer) 2003 [zus.
mit Hartmut Rothe]
" Einführung in Phylogenetische Systematik. Berlin (Springer) 2003
[mit B. Wiesemüller und H. Rothe]
" Pein und Plagen. Aspekte einer Hist. Epidemiologie. Ed. Archaea (Schwelm)
[mit A. Kemkes-Grottenthaler]
" Stammesgeschichte des Menschen. Eine Einführung. Berlin (Springer)
2000 [mit Hartmut Rothe]
" Paläoanthropologie. Berlin (Springer) 1994 [zus. mit Hartmut Rothe]
" Der Ursprung des Menschen. 5. Auflage, Stuttgart (Fischer) 1980 [zus.
mit Hartmut Rothe]
Nächste Veranstaltung in dieser Reihe:
Dr. Jürgen Bohl (Mainz)
Ecce Homo - Über das Menschliche eines Primatenhirns
Donnerstag, 22. Mai, 17.15 Uhr, Hörsaal N3 (Muschel)
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