Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Was ist der Mensch?
lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
HD Dr. Karen Joisten (Mainz)
Die Überwindung
des Menschen
und die Vision des Übermenschen bei Nietzsche
Montag, 16. Juni 2003, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Friedrich Nietzsche, dieser wortgewaltige
und umstrittene Philosoph des 19. Jahrhunderts, hat seinen Zeitgenossen einen
Spiegel vorgehalten, in dem er ihnen schonungslos ihre moralisch-christliche
Vergangenheit als eine Verfallsgeschichte sichtbar macht. Denn der bisherige
Mensch hat, so lautet Nietzsches These, in dem sog. Prozess der "Entselbstung"
gerade nicht seine komplexen Möglichkeiten zur Entfaltung gebracht, sondern
sich stattdessen verkleinert und vergiftet. So ging und geht die menschliche
Entwicklung "immer noch abwärts", "in's Dünnere, Gutmüthigere,
Chinesischere, Christlichere".
Einen Ausweg aus diesem Selbstbetrug, den der bisherige Mensch gegen sich selbst
ausübte, sieht Nietzsche in seiner Vision des Übermenschen, die als
sein Appell zur Überwindung der Anthropozentrizität gedeutet werden
kann. Dieser Appell ist heute, nicht zuletzt durch die rasante Entwicklung in
der Gentechnik, der Medientheorie oder auch der KI-Forschung, mehr denn je von
Bedeutung.
HD Dr. Karen Joisten, Studium der Philosophie, Germanistik und Pädagogik; 1988 Magister Artium; Promotion mit einer Arbeit über Friedrich Nietzsche (Preis der Johannes Gutenberg-Universität Mainz); Habilitation 2001 im Fach Philosophie. Zurzeit als Hochschuldozentin am Philosophischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz beschäftigt.
Veröffentlichungen (in Auswahl): Die Überwindung der Anthropozentrizität durch Friedrich Nietzsche. Würzburg 1994. - Nietzsches Verständnis des "Genius" in der frühen Phase seines transanthropologischen Denkens. In: Nietzscheforschung. Eine Jahresschrift. Bd. 2. Hrsg. v. H.-M. Gerlach und R. Reschke. Berlin 1995, 193-204. - (Hrsg.): Zwischen Mensch und Übermensch. Nietzsche unterwegs. Sonderband der Synthesis philosophica (u.a. mit Beiträgen von V. Gerhardt, J. Salaquarda, W. Müller-Lauter) Zagreb 1996. - (Hrsg.): Abschied vom Ganzen? 2 Sonderbände der Synthesis philosophica. Zagreb 1998. - Der Weg Zarathustras als der Weg über den Menschen. Nietzsches Überwindung der Anthropozentrizität als philosophische Herausforderung unserer Zeit. In: Nietzscheforschung. Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft Bd. 9. Hrsg. v. Volker Gerhardt und Renate Reschke. Berlin 2002, 31-46. - Philosophie der Heimat - Heimat der Philosophie (erscheint demnächst).
Nächste Veranstaltung in dieser Reihe:
Prof. Dr. Annemarie Gethmann-Siefert (Hagen)
Was Leib und Seele zusammenhält.
Überlegungen zur Begründung der philosophischen Anthropologie
Donnerstag, 26. Juni, 17.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
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