Im Rahmen des Themenschwerpunktes
DIE RÖMER UND IHR ERBE
FORTSCHRITT DURCH INNOVATION UND INTEGRATION
lädt das Studium generale zu folgendem Vortrag ein:
Dr. Udo Reinhardt (Mainz)
Der römische Mythos
Griechische Tradition und europäische Rezeption
Dienstag, 29. Juli 2003, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Im Verlauf des 3. Jahrhunderts v. Chr. zur Vormacht in Italien geworden, durch
den Sieg im zweiten punischen Krieg (204) zu Herren im westlichen Mittelmeer,
entwickeln die Römer mit neuem Selbstverständnis von politischer Macht
und historischer Größe aus Gestalten, Themen und Motiven der griechischen
Mythentradition die Ursagen von Äneas, dem Sohn der Liebesgöttin Venus,
der nach der Zerstörung Trojas und langen Irrfahrten in Italien landete,
die Stadt Alba Longa gründete und schließlich vergöttlicht wurde,
und von seinem Nachkommen Romulus, dem Sohn des Kriegsgottes Mars, der mit Zwillingsbruder
Remus von einer Wölfin genährt wurde, die Stadt Rom gründete
und am Ende seines Lebens ebenfalls unter die Götter erhoben wurde.
Dieser römische Mythos, im Verhältnis zum Gesamtsystem des griechischen
Mythos eine späte Sekundärbildung, gewinnt durch die Herrschaft Roms
über die antike Welt und die Literatur der augusteischen Zeit (speziell
Vergils Aeneis und die Werke Ovids) eine grundlegende Bedeutung nicht nur bis
zur Spätantike, sondern auch für die europäische Kulturentwicklung
vom Mittelalter bis zum Ende des ancien régime. Der Vortrag gibt eine
repräsentative Einführung in diesen wichtigen Teilbereich des römischen
Erbes mit ausgewählten Text- und Bildbelegen.
Forschungsliteratur: Jane F. Gardner, Römische Mythen. Stuttgart 1994;
Fritz Graf, Der Mythos bei den Römern. Forschungs- und Problemgeschichte.
In: Mythos in mythenloser Gesellschaft. Das Paradigma Roms. Stuttgart, Leipzig
1993 (Colloquium Rauricum Bd. 3), 25-43; Ludwig Preller, Römische Mythologie.
Bd. 1.2. Berlin 31881-83; Erika Simon, Die Götter der Römer. München
1990.
Dr. Udo Reinhardt, akad. Direktor am Seminar für Klassische Philologie,
beschäftigt sich seit Jahren in Vorträgen und Publikationen mit der
Tradition und Rezeption griechischer Mythen in der europäischen Kultur,
Literatur und Kunst von der Antike bis zur Gegenwart.
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