Themenschwerpunkt
Das Herz: Organ des Körpers - Sitz der Seele
Priv. Doz. Dr. rer.med.
Dipl. Psych. Jochen Jordan
Frankfurt/M.
Sitz der Seele ist das Herz:
Psychologische Aspekte von Herzerkrankungen
Montag, 26. Mai 2003, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Die Alltagssprachen vieler Weltsprachen
lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass unser Herz der Ort nahezu
aller Emotionen und Affekte ist. DichterInnen und KünstlerInnen haben keine
Mühe gescheut, diese Metapher zu bedienen und beständig kreativ weiterzuentwickeln.
DenkerInnen und PhilosophInnen und auch Seher, Wahrsagerinnen, Hexen und Geistliche
verschiedener Religionen und Kulturkreise gehen wie selbstverständlich
von der Verortung unserer Seele im Herzen aus. Der Blick in die Menschheitsgeschichte,
den uns die historischen Wissenschaften erlauben, zeigt die Bedeutung des Herzens
schon seit den Anfängen symbolischer Ausdrucksformen.
Die Verbindung zwischen Herz und Psyche ist im Grunde ein Topos, eine nicht
weiter belegungsbedürftige Tatsache, ein feststehender intersubjektiv konsensfähiger
Befund, der durch die wissenschaftlichen Befunde der Biologie und Medizin entromantisiert
und nur scheinbar in Frage gestellt wird. Die heute in der Medizin übliche
wissenschaftliche Argumentationslogik aber verlangt auf hohem Evidenzniveau
einen neuen glaubhaften (prospektiv randomisierten und kontrollierten) Beweis
für diese Grundannahmen. Dieser Beweis soll geführt werden.
Wie kann uns die Psychologie und Psychoanalyse helfen, wenn wir uns fragen,
weshalb und wie das Herz diese überragende Bedeutung erhielt und wie sich
dies in der individuellen Entwicklungsgeschichte jeweils neu und einmalig reinszeniert?
Wie nehmen wir unser Herz wahr und wie zutreffend sind diese Wahrnehmungen unserer
Herzaktivität?
Im Zentrum des zweiten Teils des Vortrags wird ein Überblick über
die psychosozialen Faktoren gegeben, die die häufigste Krankheit unserer
Zivilisation, die koronare Herzkrankheit, verursachen und moderieren.
Jochen Jordan (geb. 1951), ein echter Frankfurter, der nur zur universitären
Ausbildung in Gießen und Heidelberg seine Heimatstadt im Herzen Europas
verließ, arbeitet seit 1975 an der Universitätsklinik Frankfurt.
Ein wesentlicher Schwerpunkt ist die Psychokardiologie, zu deren systematischer
Aufarbeitung er gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen aus Frankfurt 1998 die
"Statuskonferenz Psychokardiologie" gründete. In diesem Rahmen
arbeiten 40 WissenschaftlerInnen aus Europa und Kanada an einer weltweiten systematischen
Aufbereitung und Bewertung der Literatur. Im Herbst 2003 wird eine nahezu umfassende
Enzyklopädie von 17 Buchbänden zur evidenzbasierten Psychokardiologie
vorliegen.
Jochen Jordan ist Sexual- und Paartherapeut, psychodynamisch ausgebildeter Einzel-
und Gruppenpsychotherapeut sowie Körpertherapeut.
Nächster Vortrag in dieser
Reihe:
Prof. Dr. Konrad Löffelholz (Mainz):
Belladonna, Digitalis und andere Giftpflanzen: Eine botanische Pharmakologie
des Herzens
Montag, 2. Juni 2003, 18.15 Uhr, N3
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