Themenschwerpunkt:
Das Herz: Organ des Körpers - Sitz der Seele
Prof. Dr. Hellmut Oelert (Mainz)
Das anvertraute Herz:
Eine ganz besondere Arzt-Patient-Beziehung
Montag, den 19. Mai 2003, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Inhalt des Vortrags ist das erkrankte Herz, das der Patient zur seiner Wiederherstellung
dem Herzchirurgen anvertraut. Er übergibt es dem Herzchirurgen, damit dieser
vertrauensvoll mit ihm umgeht, wenn er es in seinen Händen hält, um
einen angeborenen Herzfehler zu korrigieren, einen erworbenen Herzfehler zu
reparieren oder das nicht mehr reparierbare Herz ganz zu erneuern. Dabei geht
es nicht nur um die Belange des Patienten, sondern auch um das Wohl und Wehe
der Herzchirurgie als operatives Geschehen, in welchem sich der Anspruch komplexer
Systeme ein weiteres Mal bewahrheitet, dass nämlich das Ganze mehr ist
als die Summe seiner Teile.
Der Vortrag ist in sieben Abschnitte gegliedert: der erste Abschnitt gilt der
Frage des Herzens als eines Teils des Gesamtorganismus und der Problematik des
daran erkrankten Menschen als Individuum im Arzt-Patient-Verhältnis. Nach
einem Ausflug in die Symbolik des Herzens im zweiten Abschnitt sollen im dritten
Abschnitt Einblicke in die Geschichte der Herzchirurgie gegeben und im vierten
Abschnitt der Frage nachgegangen werden, wie die Nachricht von einer notwendigen
Herzoperation auf den Patienten wirkt, wenn er sie zum erstenmal hört.
Im fünften Abschnitt werden die wesentlichen Abläufe von zwei Herzoperationen
demonstriert, um aufzuzeigen, wie ein Herzstillstand und seine Reversibilität
aussehen und wie neuerdings eine Operation am schlagenden Herzen durchgeführt
wird. Der sechste Abschnitt gilt den Empfindungen des Chirurgen, wenn er das
ihm anvertraute Herzen operiert. Im siebten und letzten Teil des Vortrags soll
ein Patient zu Wort kommen, um von seinen Vorstellungen und Gefühlen zu
berichten, mit denen er in die Operation hineingegangen und wie er aus ihr herausgekommen
ist und sein späteres Leben (um?)gestaltet; denn der Herzchirurg selbst
weiß und sollte wahrscheinlich auch nicht alles von dem wissen, was der
Patient empfindet und (durch) sein Umfeld erfährt.
Prof. Dr. med. Hellmut Oelert studierte Medizin in Hamburg und München
und war anschließend drei Jahre wissenschaftlicher Assistent am Physiologischen
Institut der Freien Universität Berlin (Prof. Dr. K.-J. Ullrich). 1967
trat er als Assistenzarzt in die Chirurgische Klinik der Universität München
(Professor Dr. Zenker) ein, von wo aus er 1968 zur Weiterbildung an die Medizinische
Hochschule in Hannover ging, um sich bei Professor Dr. H.- G. Borst in Chirurgie,
insbesondere in der Thorax- und Kardiovaskularchirurgie weiterzubilden. 1971/72
unterzog er sich einer Spezialausbildung in der Kinderherzchirurgie am "Hospital
for Sick Children", Great Ormond Street, London (Mr. D. Waterston, Mr.
J. Stark). Es folgten die Habilitation 1973 und die Ernennung zum apl-Professor
1976, beides an der Medizinischen Hochschule Hannover. Seit 1973 war er Oberarzt,
seit 1976 leitender Oberarzt der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie
der Medizinischen Hochschule Hannover. 1985 wurde Prof. Oelert auf die C4-Professur
der neu gegründeten Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie
nach Mainz berufen. Von 1986 bis 2002 war er Vorsitzender des Koordinationsausschusses
der Chirurgischen Kliniken, seit 1991 ist er Mitglied im Vorstand der Deutschen
Herzstiftung e.V. Mit Ablauf des Sommersemesters 2001 wurde Professor Oelert
in den Ruhestand versetzt, erklärte sich aber bereit, die C4-Professur
für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie im Klinikum der Johannes
Gutenberg-Universität Mainz bis zu ihrer Nachfolgebesetzung zu vertreten.
Nächster Vortrag dieser Reihe:
PD Dr. Jochen Jordan (Frankfurt/M.)
Sitz der Seele ist das Herz: Psychologische Aspekte von Herzerkrankungen
Montag, 26. Mai 2003, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)
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