Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2002
der Vereinigung der "Freunde der Universität Mainz e. V."

Prof. Dr. h.c. Hans-Dietrich Genscher
Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Jahr 2002

Veranstaltungsübersicht

Europa auf dem Weg in eine neue Weltordnung
Vorlesungsreihe mit Kolloquium

Live-Übertragung der Veranstaltung im Internet

Die Vorlesungsreihe Hans-Dietrich Genschers analysiert in acht Abendveranstaltungen historische Entwicklungen im 20. Jahrhundert, vermittelt Eindrücke und Einschätzungen von Zeitzeugen und zeigt Visionen für das 21. Jahrhundert auf. Jüngste Vergangenheit und damit bestimmende Kräfte und Faktoren des Gegenwartsgeschehens werden zur Klarheit gebracht, um Einsicht in mögliche Zukunftsperspektiven zu gewinnen.

Die Europäer und die europäischen Staaten stehen vor der Aufgabe, sich am Bau der neuen Weltordnung zu beteiligen und die Zukunft aktiv zu gestalten. Wie aber soll sich Europa im neuen Jahrtausend darstellen? Wer soll zu Europa gehören? Wohin wird sich die Welt entwickeln, in der dieses Europa im 21. Jahrhundert zu leben hat? Worin besteht die Rolle Europas in der neuen Weltordnung? – Als Angehörige freiheitlich-demokratischer Staaten sind wir alle verpflichtet, diese Fragen zu unseren je eigenen zu machen.

Die Ereignisse im Jahr 1989 waren weder Zufall noch Notwendigkeit. Der Fortgang von Geschichte ist offen, ihre Prozesse bleiben gestaltbar. Aber sie erlaubt keine Ruhepausen und keine konzeptionelle Unklarheit. Die Außenpolitik ist im Begriff, sich inhaltlich zu verändern. Sie wird zunehmend zur Europa-Innenpolitik und in mancher Hinsicht sogar zur Welt-Innenpolitik. Immer mehr Bereiche werden zum Gegenstand regionaler und globaler Kooperation oder – je nach Auffassung – Konfrontation. Wird die Welt des 21. Jahrhunderts durch Multipolarität bestimmt sein? Die Europäer müssen ihre Integrationsprozesse vorantreiben, eine europäische Identität finden und ihren Platz in dieser neuen Weltordnung als ein geeintes Europa einnehmen. In Kooperation mit Russland, als zum Haus Europa gehörend, können die neuen, globalen Herausforderungen angegangen werden.

Acht Vorträge mit anschließenden offenen Podiumsdiskussionen werden Aspekte wie die ethischen Grundlagen der europäischen Einigung, die friedliche Überwindung der Teilung oder die Aufgabe und Mission Europas im 21. Jahrhundert jeweils in den Mittelpunkt eines Abends rücken. Als Gastredner hat Hans-Dietrich Genscher bedeutende europäische Politiker und Zeitzeugen eingeladen, die am Bau Europas und an den Prozessen des europäischen Wandels unmittelbar beteiligt waren oder noch sind.
 

Hans-Dietrich Genscher

Der dritte Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur, Prof. Dr. h.c. Hans-Dietrich Genscher, war der dienstälteste Außenminister der Welt. Er gehört zu den einflussreichsten Politikern Deutschlands.

Geboren 1927 in Reideburg (Saalkreis), studierte Hans-Dietrich Genscher in Halle und Leipzig Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft. Von 1946 bis 1952 gehörte er der Liberal-Demokratischen Partei (LDP) an, nach seiner Flucht aus der DDR 1952 trat er der FDP bei. 1954 wurde er Rechtsanwalt in Bremen. Von 1959 bis 1965 war er Geschäftsführer, anschließend Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion in Bonn, bis er 1969 Bundesinnenminister wurde. Seit 1974 Bundesaußenminister und Vizekanzler sowie FDP-Bundesvorsitzender (bis 1985) trat er 1992 auf eigenen Wunsch zurück. Er ist seither Ehrenvorsitzender der FDP. 1994 wurde er Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin.

Seine 1995 erschienenen Lebenserinnerungen ziehen den Bogen vom Untergang des alten Deutschlands über die Teilung des Landes bis zur deutschen Wiedervereinigung und zur Neuordnung Europas. 1998 hielt er seine Abschiedsrede im Deutschen Bundestag, dem er seit 1965 als Mitglied angehört hatte. Blickt man auf die letzten dreißig Jahre deutscher Geschichte zurück, wird man kaum ein Ereignis finden, mit dem Hans-Dietrich Genscher, heute Präsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, nicht auf die eine oder andere Weise in Verbindung steht.

Veröffentlichungen in Auswahl:
Unterwegs zur Einheit, Berlin 1991. – Erinnerungen, 1. Aufl. Berlin 1995. – Sternstunde der Deutschen, Stuttgart 2000.
 
 
 
 
 

Veranstaltungsübersicht

Die Vorlesungsreihe findet jeweils ab 18.15 Uhr im Hörsaal RW 1 (Recht und Wirtschaft, Jakob-Welder-Weg 9) statt.
Simultanübersetzung der fremdsprachigen Vorträge und Diskussionsbeiträge

Live-Übertragung der Veranstaltung im Internet


Montag, 29. April 2002 Hans-Dietrich Genscher (Bundesminister a. D.)
Die europäische Berufung Deutschlands - Der lange europäische Weg zur deutschen Einheit 
Montag, 06. Mai 2002 Gastredner: Prof. Bronislaw Geremek (Außenminister a. D., Polen)
Die Erweiterung der Europäischen Union und die historische Teilung Europas
Hans-Dietrich Genscher (Bundesminister a. D.)
Montag, 13. Mai 2002 Gastredner: Michail S. Gorbatschow (Präsident a. D., Russland)
Russland und Europa auf dem Weg in eine neue Weltordnung
Hans-Dietrich Genscher (Bundesminister a. D.)
Montag, 27. Mai 2002 Gastredner: Prof. Dr. h.c. Otmar Issing (Mitglied d. Direktoriums d. Europäischen Zentralbank)
Der Euro - Währung ohne Staat. Europäische und globale Dimensionen
Hans-Dietrich Genscher (Bundesminister a. D.)
Dienstag, 04. Juni 2002 Hans-Dietrich Genscher (Bundesminister a. D.)
Die Vollendung der Einheit Europas
auf der Grundlage einer neuen Kultur des Zusammenlebens in Europa
Mittwoch, 12. Juni 2002 Gastredner: Uffe Ellemann-Jensen (Außenminister a. D., Dänemark)
The Baltic Sea Region - how to make it a centre of growth and stability
Hans-Dietrich Genscher (Bundesminister a. D.)
Montag, 17. Juni 2002 Hans-Dietrich Genscher (Bundesminister a. D.)
Europa und seine Nachbarregionen: Europa als Schrittmacher regionaler Kooperation in der Welt
Montag, 01. Juli 2002 Hans-Dietrich Genscher (Bundesminister a. D.)
Europa in einer neuen Weltordnung: Globalisierung als Herausforderung und Chance

 



 
 

Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2002
der Vereinigung der „Freunde der Universität Mainz e.V.“
Biographische Informationen zu den Gastrednern

Bronislaw Geremek
Prof. Dr. Bronislaw Geremek, geb. 1932 in Warschau. Studium der Geschichte in Warschau und Paris. 1960 Promotion, danach wissenschaftliche Laufbahn am Historischen Institut der Polnischen Akademie der Wissenschaften. 1972 Habilitation. Anfang der 90er Jahre Inhaber des Europa-Lehrstuhls am Collège de France, Paris. Ab 1976 in Dissidentenzirkeln und 1980 im Beraterkreis von Lech Walensa – als führender oppositioneller Bürgerrechtler mehrfach verhaftet. 1989 Wahl ins Parlament als Kandidat der Solidarnosc. Einsatz für die Westorientierung und Polens Beitritt zur Europäischen Union. 1997-2000 polnischer Außenminister.

Michail Gorbatschow
Michail Gorbatschow, geb. 1931 in Stawropol. 1952 Eintritt in die KPdSU. 1950-55 Jurastudium. 1971 Vollmitglied im Zentralkomitee (ZK) der KPdSU und 1978 Sekretär des ZK. 1980 Mitglied des Politbüros, 1985-91 Generalsekretär. 1988-91 Vorsitzender des Obersten Sowjet. 1990-91 Staatspräsident der Sowjetunion. Propagierte eine Politik der Veränderung (Perestroika) und Transparenz (Glasnost). Abkehr von der hegemonialen Großmachtpolitik der UdSSR und Annäherung an die USA. 1990 Zustimmung zur deutschen Wiedervereinigung. 1990 Verleihung des Friedensnobelpreises. 1991 Rücktritt als Generalsekretär der KPdSU und als Präsident der UdSSR.

Otmar Issing
Prof. Dr. Dr. h. c. Otmar Issing, geb. 1936 in Würzburg. 1954-1960 Studium der klassischen Philologie und der Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg, Aufenthalte in London und Paris. 1961 Promotion und 1965 Habilitation in Würzburg. 1967-1973 Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg. 1973-1990 Professor an der Universität Würzburg, seit 1991 Honorarprofessor. Ehrendoktorwürde der Universitäten Bayreuth, Konstanz und Frankfurt am Main. 1990-1998 Direktoriumsmitglied der Deutschen Bundesbank und seit 1998 der Europäischen Zentralbank.

Uffe Ellemann-Jensen
Uffe Ellemann-Jensen, geb. 1941 in Haarby. 1962-69 Studium der Wirtschaftswissenschaften in Kopenhagen. Journalist, Chefredakteur und Herausgeber bei verschiedenen Medien in den 60er und 70er Jahren. 1978-82 Politischer Sprecher und 1984-98 Vorsitzender der Liberalen Partei. Seit 1996 Vorsitzender der Europäischen Liberalen Partei und Vorstandsmitglied der Dänischen Nationalbank. 1982-93 dänischer Außenminister. 1992 gemeinsam mit Hans-Dietrich Genscher Gründungsvater des Ostseerates. Derzeit Vorsitzender des Baltic Development Forum. Robert-Schuman-Preisträger im Jahr 1987.
 
 
 
 
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