Antike Mythologie
und Geschichte im Barockzeitalter
am Beispiel von Schloss Eggenberg bei Graz
Erzählungen und
Darstellungen aus dem Bereich der antiken Mythologie und Geschichte waren im Barockzeitalter
weit verbreitet. Wenig bekannt ist, dass sich Inhalte aus diesem Bereich zu
einem komplexen Bildprogramm fügen konnten, das einerseits der fürstlichen
Repräsentation diente, andererseits auch Gelegenheit für eine spielerische
Konversation der Betrachter bot, die sich durch ihre Kenntnis der antiken
Stoffe und ihrer Auslegungstradition als gebildet und der höfischen Gesellschaft
zugehörig erwiesen. Ein derartiges Bildprogramm wird am Beispiel der
Deckengemälde in Schloss Eggenberg bei Graz (1664–1673), die 24 Räume der
Beletage umspannen, dargestellt und in seiner Funktion erläutert. Es kann
gezeigt werden, dass das Programm sowohl die Weltgeschichte von den mythischen
Anfängen über die historische Zeit bis zur Wiederkehr des goldenen Zeitalters
darstellen will, und zwar am Leitfaden der großen Herrscher, Philosophen und
Staatsmänner der antiken und biblischen Geschichte, als auch der imperialen
Selbstdarstellung dienen soll, wobei die Weltgeschichte als
Transformationsprozess auf dem Hintergrund eines hermetischen Weltverständnisses
verstanden wird, der schließlich in die goldene Zeit unter der Herrschaft der
Fürsten von Eggenberg mündet. Das Bildprogramm, das bisher wenig erforscht
ist, erschließt sich vor dem Hintergrund des literarischen und philosophischen
Bildungswissens der Zeit. Bild und Text gehören zusammen.
Prof. Dr. Eveline Krummen, geboren und aufgewachsen in Bern.
Studium der Klassischen Philologie und Archäologie an der Universität Zürich
und der Musik am Konservatorium in Bern. 1984 Abschluss des Studiums mit dem
Lizentiat, anschließend Assistentin am Seminar für Klassische Philologie, 1988
Promotion, Thema der Dissertation »Pyrsos Hymnon. Festliche Gegenwart und mythisch-rituelle Tradition
als Voraussetzung einer Pindarinterpretation (Isthmie 4, Pythie 5, Olympie 1 und 3)«, die 1990 in der Reihe Untersuchungen
zur antiken Literatur und Geschichte (Bd. 35) erschienen ist. Habilitationsstipendium;
Aufenthalt in Cambridge und Tübingen, 1996 Habilitation mit der Arbeit: »MOUSIKE
HISTORIA. Die frühgriechische Lyrik im Kontext der Fest- und Musikkultur der
archaischen Polis« (Bd.1) und »Texte und Kommentar zur griechischen
Literaturgeschichtsschreibung (FGrHist Teil IV
fasc.2)« in der Fortsetzung von F. Jacoby, Fragmente der griechischen Historiker
bei Brill/Leiden 2006 (Bd.2). Nach der Habilitation
mehrere Gastprofessuren in Heidelberg, Assistentin in Bern, ATHENA-Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds. Seit
Oktober 1999 Ordentliche Universitätsprofessorin an der Karl-Franzens-Universität
in Graz (Gräzistik; Vertretung des vakanten latinistischen Lehrstuhls).
Aufsätze zur Odyssee, zur griechischen Tragödie, zu Platon, zu Vergil, zur Rezeptionsgeschichte
u.a. Schwerpunkte: Griechische Dichtung,
Philosophie und Rezeptionsgeschichte; antike Literaturgeschichte; moderne
Erzählanalyse (Narratologie) und antike Literatur,
antike Religionsgeschichte.