Das Seminar für Klassische Philologie

und das Studium generale

laden zu folgendem Gastvortrag ein:

 

Prof. Dr. Eveline Krummen (Graz)

Antike Mythologie

und Geschichte im Barockzeitalter

am Beispiel von Schloss Eggenberg bei Graz

Donnerstag, 8. Juli 2004, 18.30 Uhr, P 2 (Philosophicum)

 

Erzählungen und Darstellungen aus dem Bereich der antiken Mythologie und Geschichte waren im Ba­rock­zeitalter weit verbreitet. Wenig bekannt ist, dass sich Inhalte aus diesem Bereich zu einem kom­plexen Bild­programm fügen konnten, das einerseits der fürstlichen Repräsentation diente, ande­rerseits auch Gelegen­heit für eine spielerische Konversation der Betrachter bot, die sich durch ihre Kenntnis der antiken Stoffe und ihrer Auslegungstradition als gebildet und der höfischen Gesellschaft zugehörig erwie­sen. Ein der­artiges Bildprogramm wird am Beispiel der Deckengemälde in Schloss Eggenberg bei Graz (1664–1673), die 24 Räume der Beletage umspannen, dargestellt und in seiner Funktion erläutert. Es kann gezeigt wer­den, dass das Programm sowohl die Weltgeschichte von den mythischen Anfängen über die historische Zeit bis zur Wiederkehr des goldenen Zeitalters darstellen will, und zwar am Leit­faden der großen Herr­scher, Philosophen und Staatsmänner der antiken und biblischen Geschichte, als auch der imperialen Selbstdarstellung dienen soll, wobei die Weltgeschich­te als Transformationsprozess auf dem Hintergrund eines hermetischen Weltverständnisses verstan­den wird, der schließlich in die goldene Zeit unter der Herr­schaft der Fürsten von Eggenberg mündet. Das Bildprogramm, das bisher wenig er­forscht ist, erschließt sich vor dem Hintergrund des literari­schen und philosophischen Bildungswissens der Zeit. Bild und Text gehören zusammen.

 

Prof. Dr. Eveline Krummen, geboren und aufgewachsen in Bern. Studium der Klassischen Philologie und Archäo­logie an der Universität Zürich und der Musik am Konservatorium in Bern. 1984 Abschluss des Stu­diums mit dem Lizentiat, anschließend Assistentin am Seminar für Klassische Philologie, 1988 Promotion, Thema der Dissertation »Pyrsos Hymnon. Festliche Gegenwart und mythisch-rituelle Tradition als Voraus­setzung einer Pindarinterpretation (Isthmie 4, Pythie 5, Olympie 1 und 3)«, die 1990 in der Reihe Unter­suchungen zur antiken Literatur und Geschichte (Bd. 35) erschienen ist. Habilitationsstipendium; Aufent­halt in Cambridge und Tü­bin­gen, 1996 Habilitation mit der Arbeit: »MOUSIKE HISTORIA. Die frühgriechi­sche Lyrik im Kontext der Fest- und Musikkultur der archaischen Polis« (Bd.1) und »Texte und Kommentar zur griechischen Literaturgeschichts­schreibung (FGrHist Teil IV fasc.2)« in der Fortsetzung von F. Jacoby, Fragmente der griechischen Historiker bei Brill/Leiden 2006 (Bd.2). Nach der Ha­bilitation mehrere Gast­professuren in Heidelberg, Assistentin in Bern, ATHENA-Stipendium des Schwei­zeri­schen Nationalfonds. Seit Oktober 1999 Ordentliche Universitäts­profes­sorin an der Karl-Franzens-Universität in Graz (Gräzistik; Vertretung des vakanten latinistischen Lehrstuhls). Aufsätze zur Odyssee, zur griechischen Tragödie, zu Platon, zu Vergil, zur Rezeptionsgeschichte u.a. Schwer­punkte: Griechische Dich­tung, Philosophie und Rezep­tionsgeschichte; antike Literaturgeschichte; moderne Erzählanalyse (Nar­ratologie) und antike Lite­ratur, antike Religionsgeschichte.