Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater

und das Studium generale

laden im Rahmen der Ringvorlesung

»Ausdruck und Größe des 19. Jahrhunderts«

in Drama und Theater

zu folgendem Vortrag ein:

 

Prof. Dr. Véronique Porra

(Romanisches Seminar, Universität Mainz)

 

Boulevardtheater im Paris

des 19. Jahrhunderts

 

Montag, 10. Mai 2004, 18.15 Uhr, P 5 (Philosophicum)

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts taucht eine Art des Theaters auf, in der ästhetische Bemühungen fast völlig von einem Unterhaltungsprinzip abgelöst werden. Dies wird vor allem an der Bezeichnung dieses Theaters deutlich, die nicht mehr auf ästhetische Ansprüche und Eigenheiten zurückzuführen ist, sondern auf die Aufführungsorte im Paris des Präfekten Haussmann. Das Boulevardtheater bricht nicht nur formell und ideologisch mit der Tradition des klassischen Theaters, das die Literaturgeschichtsschreibung der Zeit dennoch als Modell für eine französische Nationalliteratur stilisiert, es steht auch völlig im Gegensatz zu jenen Formen des Theaters, die sich als Reaktion gegen den Klassizismus verstehen (wie das romantische Theater) oder zu jenen, die aus den am Ende des 19. Jahrhunderts so wichtigen Debatten über eine ästhetische Erneuerung entstanden sind (wie das symbolistische Theater).

Dieses Boulevardtheater, das sich durch eine einfache Handlung auszeichnet, die hauptsächlich aus konstruierten Verwechslungen und deren Auflösung besteht, – und das man nicht nur als bloßes volkstümliches/populäres Phänomen bezeichnen kann, hatte einen unglaublichen Erfolg, vor allem bei der Bourgeoisie.

Véronique Porra ist Professorin für Neuere Französische Literaturwissenschaft unter Berücksichtigung der Frankophonie seit 2002. Von 1989 bis zu ihrer Ernennung in Mainz war sie am Lehrstuhl für Romanische Literaturwissenschaft und Komparatistik der Universität Bayreuth als Assistentin / Oberassistentin tätig. Promotion (1994) und Habilitation (2000) (Langue française, langue d’adoption – Discours et positionnements des romanciers originaires d’espaces non-francophones dans le champ littéraire français 1945–2000 erscheint 2004) an der Universität Bay­reuth. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind: frankophone Literaturen, Literatur der Migration, Literatursoziologie, zeitgenössische französische Literatur, französische Literatur des Fin-de-Siècle.

Publikationen: L’Afrique dans les relations franco-allemandes entre les deux guerres – Enjeux des discours littéraires et de leur réception (Frankfurt 1995), sowie zahlreiche Artikel zu den frankophonen Literaturen.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Wolfgang Düsing (Deutsches Institut, Universität Mainz)

Hebbels »Nibelungen«

Montag, 24. Mai 2004, 18.15 Uhr, P 5 (Philosophicum)