Biblische
Botschaft
und
archäologischer Befund
Mittwoch,
14. Juli 2004, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
„Und die Bibel hat doch recht ...“. Dieser
Titel eines in vielen Auflagen erschienenen Buches von Werner Keller hat wie wohl
kein zweites Buch das Verständnis der Biblischen Archäologie in Deutschland in
der Öffentlichkeit geprägt. Die Vorstellung, mit Hilfe der Archäologie die
Bibel und damit Glaubensinhalte beweisen zu können, ist noch immer weit
verbreitet, obwohl sich schon bald nach Erscheinen des Buches Wissenschaftler
gegen diesen methodischen Ansatz gewandt haben.
Der Vortrag will zeigen, welche
Möglichkeiten bestehen, mit Hilfe archäologischer Methoden wissenschaftlich
zuverlässige Verstehenshilfen für biblische Texte zu schaffen. Er wird aber
auch an einigen Beispielen verdeutlichen, wie sehr die Archäologie ein ganz
anderes Bild vermittelt als das, das uns die biblischen Texte vor Augen führen
wollen. In manchen Punkten wird so verdeutlicht, dass die Bibel eine spezielle
Sichtweise der zeitgeschichtlichen Ereignisse bietet, die nicht unbedingt und
immer deckungsgleich mit der historischen Realität ist. Letztendlich kann die
Archäologie aber immer nur die Lebenswelt der biblischen Zeit verdeutlichen,
nicht aber konkrete Glaubensinhalte.
Wolfgang Zwickel, geb. 1957 in München, Studium der Theologie, Ägyptologie, Altorientalistik und Vor- und Frühgeschichte in München, Tübingen, Heidelberg und Kiel, Promotion 1989 in Kiel („Räucherkult und Räuchergeräte“), Habilitation 1993 in Kiel („Tempelkult in Kanaan und Israel“), seit 1998 Professor für Altes Testament und Biblische Archäologie in Mainz. Zahlreiche Monographien, Lexikonartikel und Aufsätze zur Geschichte, Religions- und Kulturgeschichte Israels, u.a. „Der salomonische Tempel“ (Mainz 1999), „Calwer Bibelatlas“ (Stuttgart 2000), „Die Welt des Alten und Neuen Testaments“ (Stuttgart 2. Auflage 2002), „1000-Bilder-Bibel“ (Stuttgart 2003). Entwicklung und wissenschaftliche Betreuung mehrerer Ausstellungen zur biblischen Lebenswelt. Ab 2004 Koordinator der internationalen Grabungen in Kinneret am See Gennesaret.