Themenschwerpunkt des Studium generale

Mehr als graue Theorie:

Licht und Farben in Wissenschaft und Kunst

 

Prof. Dr. Christoph von Campenhausen

(Mainz)

 

Das Farbsystem von Rubens

im Lichte von Physik und Molekularbiologie

 

Dienstag, 4. Mai 2004, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

 

 

Ein Farbsystem ist in erster Näherung eine Sammlung verschiedener Farben, z.B. farbiger Papierstückchen, die nach ihrer Ähnlichkeit, d.h. nach einem ästhetischen Kriterium, ange­ordnet sind (color appearance systems (PAS)). Das älteste mir bekannte ästhetische Farb­system findet sich in dem Lehrbuch der Optik von Aguilonius (1613), das von P. P. Rubens illustriert wurde. Wie alle späteren Farbsysteme (z.B. das DIN-Normsystem) ist es dreidimen­sional. Jede Farbe kann deshalb mit drei Zahlen eindeutig bezeichnet werden. Die Verstän­digung über Farben wird dadurch erleichtert. In neuester Zeit wurden die visuellen Pigmente in den Sinneszellen des menschlichen Auges und ihre Gene aufgeklärt. Auf der Basis ihrer physikalischen Eigenschaften und der Trichromatischen Theorie des Farbensehens sowie einer neueren Einsicht in die Primärprozesse der Sinneserregung wurde das Physiologische Farbsystem (PCS) entwickelt. PAS und PCS stimmen überein. Die ästhetischen Farb­systeme sind somit naturwissenschaftlich begründet worden.

 

§    Campenhausen C von, Pfaff  C,  Schramme J (2001) Threedimensional interpretation of the color system of Aguilonius/Rubens 1613. Color Research and Application. Suppl. Vol, 26, 17–19.

§    Campenhausen C von (2001) Eine Vorform der dreidimensionalen Farbsysteme in dem von Rubens illustrierten Lehrbuch des Franciscus Aguilonius (1613). Med. hist. J. 36, 267307.

§    Campenhausen C von, Schramme J (2003) Some properties of the physiological colour system. In Mollon J D et al Hrsg. (2004) Normal & defective colour vision. Oxford Uni Press, 288–295.

§    Campenhausen C von, Schramme J (2003) Vor- und Nachgeschichte von Wilhelm Ostwalds Farb­system. Die Entwicklung vom ästhetischen Farbsystem zum physiologischen. Phänomen Farbe 09-os/2003.

 

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Stefan Reuss

(Professor für Anatomie, Universität Mainz)

Licht für die Seele – über die Regulation der inneren Uhr

Dienstag, 18. Mai 2004, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)