Themenschwerpunkt des Studium generale

Mehr als graue Theorie:

Licht und Farben in Wissenschaft und Kunst

 

Prof. Dr. Stefan Reuss (Mainz)

 

Licht für die Seele –

über die Regulation der inneren Uhr

 

Dienstag, 18. Mai 2004, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

 

Die innere Uhr des Menschen regelt viele rhythmisch ablaufende Prozesse unseres Körpers. Dazu gehören Schlaf-Wach-Verhalten, Temperatur, kardiovaskuläre Funktionen, Produktion be­stimmter Hormone etc., die alle einen Tagesgang ("zirkadianer Rhythmus") aufweisen. Die eigentliche "Unruh" ist im Gehirn lokalisiert, im Nucleus suprachiasmaticus, der über das vege­tative Nervensystem Körperfunktionen steuert. Wichtiger Bestandteil des Regelkreises ist das Pinealorgan (wo Descartes die Seele vermutete) mit seiner rhythmischen Sekretion des Hormons Melatonin. Dass wir eine innere Uhr haben, merken wir z.B. am Jet-lag beim Wechsel in andere Zeitzonen; viele registrieren jedoch bereits die kleine Zeitverschiebung zwischen Sommer- und Winterzeit. Dann kommt die Wirkung des Lichtes zum Tragen: Über die Augen wird der Uhr mitgeteilt, ob und wie lange Helligkeit bzw. Dunkelheit herrscht, wodurch die Anpassung an die äußeren Lichtbedingungen (auch saisonaler Art) ermöglicht wird. Jüngste Untersuchungen deuten darauf hin, dass dafür gar nicht die Photorezeptoren, sondern andere Zellen der Netzhaut verantwortlich sind. Und – womit das Thema der Veranstaltungsreihe genau getroffen wird – es sind nur bestimmte Wellenlängen (d.h. Farben) des Lichtes, die die Wirkung auf die innere Uhr vermitteln. Woraus das System besteht und wie es funktioniert, warum es menschliche Eulen und Lerchen gibt, dass spezifische Krankheitsbilder vorkommen und was man bei Störungen der Rhythmik machen kann, soll in der Veranstaltung vorgestellt und diskutiert werden.

 

Prof. Dr. rer. nat. et med. habil. Stefan Reuss, Studium der Biologie, danach Wissenschaftli­cher Mitarbeiter am Anatomischen Institut, Promotion (1984) und Habilitation für Anatomie (1991) über anatomische und funktionelle Aspekte des zirkadianen Systems, Leiter der AG Funktionelle Neuroanatomie des Anatomischen Instituts im Fachbereich Medizin der Universität Mainz. Aktu­eller Forschungsschwerpunkt: neuronale Steuerung des Innenohrs und mögliche Mechanismen der Entstehung von Tinnitus und anderen Hörstörungen (homepage: www.uni-mainz.de/~reuss).

 

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Dr. Tobias Häger

(Wiss. Mitarbeiter, Institut für Geowissenschaften, Universität Mainz)

Edelsteine und Farbe im 'richtigen' Licht

Dienstag, 25. Mai 2004, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)