Gemeinsames Meteorologisches Kolloquium

Universitätsinstitute der Universitäten Mainz und Frankfurt am Main

Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz

Atmosphäre und Klima

Begleitende Vortragsreihe zur Johannes Gutenberg-Stiftungs­professur im Jahr 2004

Kooperation des Instituts für Physik der Atmosphäre und des Studium generale

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Paul J. Crutzen

Direktor em. Max-Planck-Institut für Chemie/Otto-Hahn-Institut,
Abteilung Chemie der Atmosphäre, Mainz

Das Anthropozän – das vom Menschen geprägte Zeitalter

Donnerstag, 17. Juni 2004, 16.30 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Während der letzten drei Jahrhunderte hat der Einfluss der Menschen auf die Umwelt weltweit zugenommen. So ist die Weltbevölkerung um den Faktor 10 angestiegen. Der Methan-produzierende Viehbestand ist auf 1,4 Milliarden Tiere angewachsen (d.h. in etwa eine Kuh pro Familie). Fast 50% der Landfläche hat sich durch menschliche Einwirkung verändert. Tropische Wälder werden gerodet und verbrannt, wobei nicht nur das Treibhausgas CO2, sondern auch große Mengen an Rauchpartikeln und gasförmigen Schadstoffen freigesetzt werden, vergleichbar mit den aus der Industrie und dem Verkehr stammenden Schadstoffmengen. Der Energieverbrauch hat im letzten Jahrhundert um das 16-fache zugenommen, dies ist ebenfalls verbunden mit dem Ausstoß von CO2 und vielen anderen Schadstoffen. Durch Landwirtschaft und Industrie hat der atmosphärische CO2-Gehalt um 30% und der Methangehalt um mehr als das Doppelte zugenommen. Diese Zunahme hat hauptsächlich im vorangegangenen Jahrhundert stattgefunden. Daraus resultiert die Klimaerwärmung.

Auch in vielen anderen Aspekten hat sich die Umwelt durch den menschlichen Einfluss so stark verändert, dass man von einer neuen Ära sprechen kann: dem Anthropozän, dem geologischen Zeitalter des Menschen.

In diesem Vortrag wird ein Überblick gegeben über die Veränderungen, die während des Anthropozäns bezüglich Umwelt, Klima und Atmosphärenchemie stattgefunden haben (s. P. J. Crutzen, The Anthropocene: Geology of Man­kind, Nature, Vol. 415, S. 23, 3. Januar 2002).

Geboren 1933 in Amsterdam, absolvierte Paul J. Crutzen eine Ausbildung zum Tiefbauingenieur und arbeitete beim Brückenbauamt der Stadt Amsterdam. 1959 ging er an die Universität von Stockholm (MISU), um Meteoro­logie und Atmosphärenchemie zu studieren. Seine Forschungsarbeit beschäftigt sich vor allem mit der natürlichen und durch menschlichen Einfluss gestörten Photochemie des Ozons in Stratosphäre und Troposphäre. Dabei ent­deckte er auch die Biomassenverbrennung, vor allem in den Tropen, als bedeutende Ursache der Luft­verschmut­zung mit schwerwiegenden Auswirkungen auf das Erdklima. Er arbeitete als Forschungsdirektor am National Center for Atmospheric Research in Boulder, Colorado (1977–1980) und anschließend am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz (1980–2000). 1995 gewann er den Chemie-Nobelpreis für seine Arbeit auf dem Gebiet der Strato­sphären- und Troposphärenchemie und deren Einfluss auf den biochemischen Kreislauf und auf das Klima. In den 1990er Jahren war Crutzen der meistzitierte Autor der Geowissenschaften. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den Global Ozone Award für »Herausragenden Beitrag zum Schutz der Ozonschicht« durch UNEP (United Nations Environment Programme). Er ist Träger der Ehrendoktorwürde von 14 Universitäten.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Ulrich Schmidt (Frankfurt am Main)

Die Zukunft der stratosphärischen Ozonschicht: Ist der globale Ozonabbau gestoppt?

Donnerstag, 24. Juni 2004, 16.30 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)