Gemeinsames Meteorologisches Kolloquium
Universitätsinstitute
der Universitäten Mainz und Frankfurt am Main
Max-Planck-Institut
für Chemie, Mainz
Atmosphäre und Klima
Begleitende
Vortragsreihe zur Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Jahr 2004
Kooperation
des Instituts für Physik der Atmosphäre und des Studium generale
Prof. Dr. Hans-F. Graf
Professor for Environmental Systems Analysis, Centre for Atmospheric
Science,
Department of Geography,
Big Bang und stille Entgasung:
Vulkanismus und die Atmosphäre
Donnerstag, 15. Juli
2004, 16.30 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Vulkanische Aktivität im Frühstadium der Entwicklung der Erde
begründete das Entstehen der Atmosphäre. Auch heute beeinflussen starke
Vulkanausbrüche immer wieder das Klima, wenn auch nur für wenige Jahre. Im
Mittel etwa alle 10 Jahre ereignet sich eine Eruption der Stärke von
Krakatau oder Pinatubo, und es werden mehrere Millionen Tonnen Schwefeldioxid
in die Stratosphäre injiziert, die dort zu Tröpfchen aus Sulfat und Wasser kondensieren
und mit der Sonnenstrahlung wechselwirken. Dadurch kühlt sich die Erde im
Mittel um einige Zehntel Grad ab. Vor allem im Winter in mittleren Breiten der
Nordhemisphäre aber ist diese Abkühlung nicht einheitlich, und es kommt zu
gewaltigen Anomalien der Temperatur sowohl mit positivem (Sibirien bis zu +8
Grad) und negativem (Nordwest Atlantik bis zu –6 Grad) Vorzeichen. Ursache ist
eine Verlagerung der wesentlichen Strömungsmuster in der unteren Atmosphäre,
verursacht durch eine strahlungsbedingte Verstärkung des Polarwirbels in der
Stratosphäre, die die direkte Strahlungswirkung auf die Lufttemperatur bei
weitem übersteigt. Während ein Ausbruch von der Stärke des Pinatubo 14–18
Millionen Tonnen SO2 in die Stratosphäre einträgt, emittieren die
weltweit etwa 150 aktiven Vulkane völlig unspektakulär im Jahr etwa die
doppelte Menge. Sie tragen damit erheblich zum Schwefelkreislauf der
Atmosphäre, zur Aerosolbeladung der Atmosphäre und damit zur Strahlungsbilanz
bei. Diese Quelle ist mit erheblichen Unsicherheiten behaftet und Vulkanologen
wie Atmosphärenchemiker sind dabei, mit neuen Meßmethoden genauere Werte zu
ermitteln. – Wenn auch Vulkanausbrüche unabhängig vom Menschen stattfinden –
ihre Auswirkungen sind es nicht. Während der SO2 Eintrag in die
Stratosphäre in einer ungestörten Stratosphäre Ozon erzeugen würde, kommt es
heute durch die FCKW zum Abbau von Ozon. Die Mechanismen sind dabei ähnlich wie
beim polaren Ozonloch, nur trifft es auch niedrige Breiten, wo die
Sonnenstrahlung stark ist.
Prof. Dr.
Abschlussvortrag dieser Reihe:
Prof.
Dr. Volkmar Wirth (Institut für Physik der Atmosphäre, Universität Mainz)
Sommerliche Wetterextrema:
Läuft das Klima aus dem Ruder?
Donnerstag,
22. Juli 2004, 16.30 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)