Das Kolumbianische Kolloquium und das Studium generale
laden zu folgendem Vortrag ein:

 
Matthias Webendörfer M. A. (Hamburg)
Direkte Bürgermeisterwahlen -
ein Beitrag zur Demokratisierung in Kolumbien?
Montag, 12. April, 18.15 Uhr,
Hörsaal Hs 15 (Forum)

 
Wenn mit Bezug auf Kolumbien von politischer Demokratisierung gesprochen wird, mag das auf den ersten Blick paradox erscheinen, denn Kolumbien gilt neben Venezuela und Costa Rica als eine der stabilsten Demokratien Lateinamerikas: Der letzte Regimewechsel datiert von 1958 und es finden regelmäßig Wahlen und Regierungswechsel statt.

Gleichzeitig ist der politische Prozeß aber durch ein hohes Maß an politischer Gewalt, Entinstitutionalisierung der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen und Fragmentierung der politischen Macht gekennzeichnet. Es existieren starke parastaatliche Kräfte (Guerilla, Paramilitärs, Drogenmafia), die das staatliche Gewaltmonopol untergraben und in einigen Regionen einen "Staat im Staate" bilden. Außerdem hat die klientelistische Kontrolle über den Staatsapparat durch die traditionellen Parteien (Liberale, Konservative) zu einer erheblichen Delegitimierung der demokratischen Institutionen beigetragen, mit der Folge einer chronisch niedrigen Wahlbeteiligung sowie (insbesondere in den 80er Jahren) dem starken Aufkommen sozialer Protestbewegungen.

Dieser Repräsentations- und Legitimitätskrise des demokratischen Regimes in Kolumbien wird seit den 80er Jahren u.a. mit der Schaffung neuer bzw. der Ausweitung bestehender institutioneller Partizipationskanäle begegnet. Hierdurch soll die 'Durchlässigkeit' der politischen Institutionen gegenüber gesellschaftlichen Forderungen erhöht und die Austragung politischer Konflikte in diese zurückverlagert werden.

Im Vortrag wird der Frage nachgegangen, inwieweit die Direktwahl kommunaler Bürgermeister - eine der bedeutendsten institutionellen Reformen Kolumbiens in diesem Jahrhundert - seit ihrer Einführung 1988 zu einer Relegitimierung des politischen Regimes und einer Demokratisierung des politischen Prozesses beigetragen hat. Betrachtet werden dabei die Auswirkungen auf a) die Wahlbeteiligung, b) das Aufkommen dritter politischer Kräfte, c) klientelistische Politikmuster und d) die politische Gewalt.

 
Matthias Webendörfer, geb. 1968, Studium der Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Lateinamerika-Studien in Hamburg und Bogotá, Magisterarbeit zum Thema der Dezentralisierung (1997).

 
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Moderne und Postmoderne:
Die sozialwissenschaftliche Diskussion in Lateinamerika
Benjamin Schwenn M.A. (Berlin)

Dienstag, 27. April, 18.15 Uhr, Hörsaal Hs 15 (Forum)


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