Das Psychologische Institut
und das Studium generale
laden zu folgendem Vortrag ein:
 

Prof. Dr. Carl-Walter Kohlmann
(Schwäbisch Gmünd)

Angst und Informationsverarbeitung bei Kindern im Grundschulalter

Donnerstag, 15. Februar 2001, 16.15 Uhr, Raum 03-428
Psychologisches Institut, Staudingerweg 9 (3. Stock)

Die Zuwendung zu bedrohlichen Aspekten einer Situation scheint für ängstliche Menschen charakteristisch. Bedrohungsorientierung wird in neueren kognitiven Theorien zur Angst als automatisch ablaufender Prozess aufgefasst (kaum regulierbar, vollzieht sich schnell), der im Gegensatz zur kontrollierten Verarbeitung (folgt einem Plan, einer Strategie, verläuft langsam) kaum über Fragebogenverfahren operationalisiert werden kann. Zur Diagnostik angstbezogener Aufmerksamkeitsprozesse bei Erwachsenen haben sich Verfahren zu Interferenzeffekten ("Emotionaler Strooptest") und zur visuellen Aufmerksamkeitsorientierung („visual dot probe“) mittlerweile etabliert. Die Adaptation entsprechender Verfahren für Kinder im Grundschulalter bietet sich an, da auf diese Weise kognitive Prozesse bereits vor der Ausbildung der Lesefertigkeit erfasst werden können, falls Bilder im Gegensatz zu Wörtern als Stimuli Verwendung finden.
 Einem Überblick zur Entwicklung der entsprechenden Verfahren im Rahmen der Klinischen Psychologie und der Persönlichkeitsforschung folgt die Darstellung des eigenen Forschungsprogramms anhand von ausgewählten Studien an Stichproben mit Schülerinnen und Schülern der zweiten bis vierten Klassen von Grundschulen. Die z.T. computerbasierten Experimente finden bei den Schülerinnen und Schülern großen Zuspruch und resultieren größtenteils in theoriekonformen Befunden.
Die Diskussion konzentriert sich auf theoretische Implikationen und mögliche Anwendungsperspektiven. Forschungsziele sind ein besseres Verständnis der Angst von Kindern und die Bereitstellung gesicherter experimenteller Verfahren zur Diagnostik angstbezogener kognitiver Prozesse bei Kindern in den ersten Schuljahren.

Prof. Dr. Carl-Walter Kohlmann, geb. 1958, Diplom, Promotion und Habilitation in Psychologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, 1991-92 Gastwissenschaftler an der State University of New York in Stony Brook, 1997-98 Vertretungsprofessur an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, seit 1998 Professor für Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd, seit 2000 Prorektor für Forschung und Entwicklung, seit 2001 Herausgeber der Zeitschrift für Gesundheitspsychologie.
Publikationen des Referenten: Streßbewältigung und Persönlichkeit, 1990; Persönlichkeit und Emotionsregulation, 1997;  mit Küstner, Schuler & Tausch: Der IPC-Diabe-tes-Fragebogen, 1994; als Herausgeber: Persönlichkeit und Gesundheit, Themenheft der Zeit-schrift für Gesundheitspsychologie, 1995; mit Kulzer: Diabetes und Psychologie: Diagnosti-sche Ansätze, 1995; Beiträge in Handbüchern und Fachzeitschriften.
 

Diese Reihe wird im Sommersemester 2001 fortgesetzt. Nähere Informationen im Psychologischen Institut der Universität Mainz oder im Studium generale unter:
http://www.studgen.uni-mainz.de