Das Institut für Kunstgeschichte
und das Studium generale
laden zu folgendem Vortrag ein:
 

Prof. Dr. URSULA NILGEN (München)

Der sogenannte Barbarossa-Kopf in Cappenberg –
zur Mythenbildung in der Wissenschaft

Mittwoch, 6. Dezember 2000, 19.15 Uhr
Hörsaal des Instituts für Kunstgeschichte (Binger Straße 26)
 

Der in der ehemaligen Prämonstratenser-Klosterkirche von Cappenberg/Westfalen bewahrte Imperatorenkopf, ein unterlebensgroßes, vergoldetes Bronzegußwerk des mittleren 12. Jahrhunderts, wird von der Forschung einhellig als Bildnis des Kaisers Friedrich I. Barbarossa angesehen. Eine Überprüfung der Begründungen dieser These sowie des Objekts zeigt jedoch, wie problematisch eine solche von der Forschung nie in Frage gestellte Benennung ist. Zwar kam der Kopf mit großer Wahrscheinlichkeit als Geschenk Barbarossas nach Cappenberg, doch nicht als sein eigenes Bildnis, was übrigens für damalige Zeiten unerhört wäre, sondern – dies ist die neue These – als Bild des vorbildlichen Kaisers schlechthin, Karls des Großen. Bestimmte typische Züge des Kopfes, die sich nicht mit der zeitgenössischen Beschreibung von Barbarossas Aussehen vereinbaren lassen, wohl aber für Darstellungen Karls des Großen charakteristisch sind, sowie die 1165 durch Barbarossa veranlaßte Heiligsprechung Karls und ihr politisches Umfeld begründen die neue These.

Prof. Dr. Ursula Nilgen, nach dem Studium der Kunstgeschichte und Klassischen Archäologie langjährig in Rom und an der dortigen Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Institut) tätig, dann Professorin für Kunstgeschichte des Mittelalters an den Universitäten Frankfurt/M., Heidelberg und seit 1982 in München. Spezialgebiete: Bildkunst des hohen Mittelalters und ihre  Bedeutung in England, Frankreich und Deutschland; Buchmalerei dieser Epoche; römisches Quattrocento.

Veröffentlichungen zum Thema:
Zur bisherigen These der Forschung exemplarisch: H. Fillitz, Der Cappenberger Barabarossakopf, in: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. F., 14 (1963), 39-50; H. Appuhn, Beobachtungen und Versuche zum Bildnis Kaiser Friedrichs I. Barbarossa in Cappenberg, in: Aachener Kunstblätter 44 (1973), 129-192.
Zur neuen These: U. Nilgen, Herrscherbild und Herrschergenealogie der Stauferzeit, in: Krönungen. Könige in Aachen – Geschichte und Mythos, Ausstellungskatalog Aachen 2000, Bd. 1, 357-366, bes. 358-360.
 


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