Gehirn und Geist
lädt das Studium generale zu folgendem
Vortrag ein:
PD Dr. Michael Hagner (Berlin)
Zwischen Genie und Irrsinn
Zur Geschichte des modernen
Gehirns
Dienstag, 23. Januar 2001, 18.15 Uhr
Hörsaal N 3 (Muschel)
Die Idee, dass Schädel und Gehirne außerordentlicher Personen zum Gegenstand physiognomischer und anthropologischer Untersuchungen werden könnten, datiert ins späte 18. Jahrhundert. Genie, Kriminalität und Geisteskrankheit - das war die Trias, deren nähere Untersuchung eine Grundlage für die Kenntnis des Menschen bilden sollte. In meiner Vorlesung möchte ich zeigen, dass die Erforschung außerordentlicher Gehirne von der Kranioskopie, Hirnwägung und Ausmessung der Windungen über die Cytoarchitektonik bis zum Neuroimaging unserer Tage reicht. Elitegehirne sind stets in spezifischen historischen Konstellationen bedeutsam geworden: in der Formierung des Bildungsbürgertums um 1800; in den Debatten um die kulturelle und soziale Signifikanz der Wissenschaften nach 1848; in den Diskussionen um die Natur des Genies im Fin-de-Siècle; und in der politisch hektischen Situation der Weimarer Republik. Trotz aller Differenzen ist jedoch die Grundidee, dass eine Eins-zu-eins-Korrespondenz zwischen Gehirnzuständen und mentalen Zuständen herrscht, vor 200 Jahren bereits genauso faszinierend gewesen wie für Hirnforscher unserer Tage.
PD Dr. Michael Hagner, arbeitet
seit 1997 als senior scientist am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte.
Gastprofessuren an den Universitäten Salzburg, Tel Aviv und Frankfurt
a. M.
Veröffentlichungen u. a.: Homo cerebralis.
Der Wandel vom Seelenorgan zum Gehirn (Berlin 1997); Ecce cortex. Beiträge
zur Geschichte des modernen Gehirns (Hrsg., Göttingen 1999).
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
The Interaction of Brain and Soul
Prof. Richard Swinburne (Oxford)
Dienstag, 30. Januar 2001, 18.15 Uhr,
N 3 (Muschel)
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