Im Rahmen des Themenschwerpunktes

Gehirn und Geist

lädt das Studium generale zu folgendem Vortrag ein:

Prof. Dr. Thomas Metzinger (Mainz)

Bewusstsein und die Erste-Person-Perspektive

Dienstag, 7. November 2000, 18.15 Uhr
Hörsaal N 3 (Muschel)

Der Vortrag wird zunächst eine Einführung in das Problem des bewussten Erlebens geben, so wie es sich aus der Perspektive der Philosophie des Geistes darstellt: Können wir den Begriff "Bewusstsein" überhaupt definieren? Was genau heißt es eigentlich, dass Bewusstsein ein "subjektives" Phänomen ist? Gibt es wissenschaftlich nicht-reduzierbare, qualitative Bewusstseinsinhalte? Oder: Ist bewusstes Erleben in seinem vollen Gehalt ein Teil der physikalischen Welt?
Im Hauptteil des Vortrags soll eine Lösung für das Kernproblem - die Frage nach dem Wesen der phänomenalen Erste-Person-Perspektive - angeboten werden. Was genau meint man, wenn man sagt dass Menschen und viele Tiere eine Innenperspektive besitzen? Kann man die Enstehung eines phänomenalen Selbst ( des "Ichgefühls") und der von ihm ausgehenden Perspektive auf Informationsverarbeitungsvorgäng im Gehirn reduzieren? kann man das phänomenale Erleben naturalisieren: Ist die Enstehung eines phänomenalen Subjekts etwas, das man sich als einen ganz und gar natürlichen Vorgang mit einer langen biosozialen Geschichte vorstellen kann?
In einem abschließenden dritten Teil werden Überlegungen zu den Folgen der gegenwärtig stürmischen Entwicklung in den Neuro- und Kognitionswissenschaften für unser Menschenbild sowie für die angewandte Ethik mit Blick auf kulturelle und gesellschafte Zusammenhänge angestellt.

Prof. Dr. Thomas Metzinger, geb. 1958 Frankfurt/M.), Promotion 1985, Habilitation 1992 am zentrum für Philosophie und Grundlagen der Wissenschaft (Justus-Liebig-Universität Giessen). Lehre am Fachbereich Philosophie in Frankfurt/M., am European Campus der University of Maryland, der Universität Oldenburg und der Universität des Saarlandes. Von 1997-1998 Fellow am Hanse-Wissenschaftskolleg, Bremen; Oktober 1998 bis Oktober 1999 and der Universität von California und San Diego. Arbeitsschwerpunkt: Philosophy of mind and ethics, insbesondere philosophische Aspekte empirischer Theorien der Neuro- und Kognitionswissenschaften.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Wie plastisch ist das Gehirn? Vom Schmerzgedächtnis zur Gedankenübersetzung
Prof. Dr. Niels Birbaumer (Tübingen)
Dienstag, 5. Dezember, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)


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