und das Studium generale
laden zu folgendem Vortrag ein:
PD Dr. med. Peter Grunert (Mainz)
Zur Lokalisation der seelischen
Funktionen
in den Hirnkammern
von der Antike bis zur
Neuzeit
Donnerstag, 22. November 2001, 18.15 Uhr
P 206 (Philosophicum)
Durch den rasanten Wissenszuwachs in den Biowissenschaften erfreut sich ein naturalistisches Konzept des Geistes und der geistigen Funktionen eines zunehmenden Interesses als Lösungsansatz für die Gehirn-Geist-Problematik. Eine frühe Vorstufe, die geistigen Funktionen auch anatomisch zu verankern, finden wir bereits in der Antike. Auch hier versuchte man, ähnlich wie heute, klinisch-empirische, anatomisch-experimentelle und philosophische Betrachtungen in eine einheitliche Theorie zusammenzufassen. Bei dem syrischen Bischof Nemesius aus dem 4. Jh. n. Chr. finden wir in seinem vollständig erhaltenen Buch „Über die Natur des Menschen“ zum ersten Mal eine solche Theorie überliefert. Die geistigen Funktionen verlegte Nemesius in bestimmte Ventrikelteile, wobei er in den vorderen Ventrikelabschnitten das Vorstellungsvermögen und den sensus communis ansiedelte, im mittleren III. Ventrikel das Denkvermögen und die Urteilskraft und im hinteren IV. Ventrikel schließlich das Gedächtnis. Diese Vorstellung wurde über das ganze Mittelalter beibehalten und sogar noch im späten 18. Jh. von einigen Anatomen verfochten.
PD Dr. Peter Grunert, 1953 in Pressburg
(Slovakei) geboren, 1966 Flucht mit der ganzen Familie über den „eisernen
Vorhang“ nach Österreich; dort weitere Ausbildung. Seit 1980 als Neurochirurg
tätig, zuerst in Wien und ab 1989 an der Universitätsklinik Mainz;
Habilitation in Neurochirurgie in Mainz 1995. Seine Spezialgebiete im Rahmen
der Neurochirurgie sind die funktionelle Neurochirurgie zur Behandlung
von M. Parkinson, Schmerzen und Epilepsie sowie die Stereotaxie, eine Methode,
die es ermöglicht, Zielpunkte im Gehirn bei bestimmten Operationen
millimetergenau zu lokalisieren. Neben der Stereotaxie gilt sein Hauptinteresse
philosophischen Konzepten zur Gehirn-Geist-Problematik und der historischen
Betrachtung zum Thema „neuroscience“.
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Die Südosteuropa-Gesellschaft, Sektion Mainz
und das Studium Generale
laden zu folgendem Vortrag ein
Dr. Jörg Wagner (Tübingen)
Samosata und Zeugma.
Entdeckung und zweiter Untergang
römischer Grenzstädte
am Euphrat
Donnerstag, 15. November 2001, 18.15 Uhr, P 6 (Philosophicum)
Im Mittelpunkt des Vortrags steht die Entwicklung
der kommagenischen Kulturlandschaft als Teil der römischen Provinz
Syria. Dabei liegt ein großes Gewicht auf dem Ausbau der röm.
Grenzverteidigung um die beiden Legionslager von Samosata und Zeugma sowie
auf der Schaffung einer Infrastruktur, die teilweise bis in das 20. Jh.
Bestand gehabt hat. Erst mit den neuen Erdölfunden, dem Bau gewaltiger
Staudämme und mit der Intensivierung der Landwirtschaft fand in den
letzten drei Jahrzehnten ein großer Umbruch in dieser alten Kulturlandschaft
statt, dem auch die beiden Grenzstädte Samosata und Zeugma ganz oder
teilweise zum Opfer fielen. Um so wichtiger erscheint es, dass es durch
buchstäblich in allerletzter Minute durchgeführte Rettungsgrabungen
noch gelang, eine Fülle wichtiger Informationen zur Geschichte dieser
Städte zusammenzutragen. Diese werfen neues Licht auf die Bedeutung
dieser Grenzstädte und das kulturelle Niveau in den Legionsstädten
am mittleren Euphrat.
Dr. Jörg Wagner, * 1943 in
Dresden, studierte Geschichte (Schwerpunkt: Alte Geschichte), Klass. Archäologie
und Sportwissenschaft in Münster und Freiburg. Promotion 1974 über
die antike Brückenstadt „Seleukia am Euphrat/Zeugma“; dann von 1975
bis 1985 wiss. Mitarbeiter/Ass. in Tübingen und zugleich Projektleiter
für den Bereich Alte Geschichte beim „SFB 19/Tübinger Atlas des
Vorderen Orients“. In der kommagenischen Residenzstadt Arsameia am Nymphaios
nahm er 1969 – 1971 an Ausgrabungen teil und führte von 1972 – 1982
im Euphrat-Tigris-Gebiet archäol. Surveys durch (zahlreiche Publikationen
u. histor. Karten). Seit 1987 ist er stellvertret. Leiter der archäolog.
Forschung zum Grabheiligtum des hellenistischen Königs Antiochos I.
von Komma-gene auf dem Nemrud Daghi/Südosttürkei. Seit über
15 Jahren leitet W. Studienreisen im Mittelmeerraum und im Jemen, daneben
veröffentlichte er zahlreiche populärwissenschaftliche Publikationen
zu Geschichte, Kunst und Kultur Kleinasiens und Syriens.
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Das Institut für
Politikwissenschaft
und das Studium generale
laden ein zur
ABSCHIEDSVORLESUNG
von
Prof. Dr. Manfred Mols
Was sind
und zu welchem Ende betreiben
wir Regionalwissenschaften?
Anmerkungen zur politikwissenschaftlichen
Entwicklungsländerforschung
Dienstag, 4. Dezember 2001, 16.15 Uhr,
Senatssaal (Nat. Fak., Becherweg
21, 7.OG)
Regionalwissenschaften lenken den Blick auf die großen überseeischen Regionen und Kulturen in Asien, Afrika, der arabisch-islamischen Welt und Lateinamerika. „Area studies“ kommt eine ausgesprochene Dolmetscher-Funktion zu, auf die Deutschland schon deshalb nicht verzichten kann, weil in jenen überseeischen Regionen nicht weniger als 80% der Menschheit leben. Gleichwohl gibt es für politikwissenschaftliche Regionalstudien in den deutschen Universitäten Akzep-tanzprobleme, die sehr stark mit internen Brüchen innerhalb des Faches selbst zusammenhängen.
Prof. Mols hat in den fast 30 Jahren
seines politikwissenschaftlichen Ordinariates hier in Mainz ein Stück
internationale Welt in die Universität geholt. Mehr als 40 seiner
Schüler haben ihre – oft vielbeachteten – Dissertationen bei ihm geschrieben,
die immer wieder regionalwissenschaftliche Themen behandelten. Und hunderte
von – oft auf Lateinamerika und Asien bezogene – Magister- und Staatsexamensarbeiten
sind von ihm angeregt und betreut worden. Die Publikationsliste von Mols
selbst umfasst mehr als 180 Titel.
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Die Südosteuropa-Gesellschaft,
Zweigstelle Mainz,
das Historische Seminar Seminar, Abteilung
Byzantinistik,
und das Studium generale
laden zu folgendem Vortrag ein:
Prof. Dr. Diether Roderich Reinsch
Berlin
Kritobulos von Imbros
– gelehrter Geschichtsschreiber,
osmanischer Raya und
byzantinischer Patriot
Dienstag, 11. Dezember 2001, 18.15 Uhr, P 3 (Philosophicum)
Kritobulos, so die nach dem Geschmack der Zeit gewählte gelehrte Umformung des bürger-lichen Namens Michael Kritopulos, geboren auf Imbros (heute Imroz oder Gök Ada, Türkei) und nach der Eroberung von Konstantinopel im Mai 1453 einige Zeit Gouverneur dieser Ägäis-Insel, ist ein byzantinischer Historiker "après Byzance": In seinem nach 1467 verfassten Geschichtswerk schildert er die 17 ersten Regierungsjahre des Eroberersultans Mehmed II. Fatih. Der Vortrag beleuchtet die drei Facetten dieses Mannes: sein Gelehrtentum und die literarischen Traditionen, deren er sich bedient, seine Funktion als untergebener Funktionär (und Bewunderer) Mehmeds und seine Solidarität mit den Leiden seines Volkes.
Prof. Dr. Diether Roderich Reinsch: 1959-1967 Studium der Klassischen Philologie und Germanistik an den Universitäten Köln, Tübingen und Berlin (FU), 1962-1963 Stipendium an der Universität Athen. 1967 Staatsexamen im Fach Klassische Philologie. 1967-1974 Studium der Byzantinistik an der FU Berlin und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Aristoteles-Archiv der FU. 1974 Promotion im Fach Byzan-tinistik. Thema der Dissertation: Die Briefe des Matthaios von Ephesos im Codex Vindobonensis Theol. Gr. 174. 1975-1981 Assistenzprofessor am Seminar für Klassische Philologie der Freien Universität Berlin. 1981 Habilitation für das Fach Byzantinische und Neugriechische Philologie an der FU Berlin. Thema der Habilitationsschrift: Kritobulos von Imbros, Historien. 1981-1985 Mitarbeit an verschiedenen Forschungsprojekten in Berlin, Göttingen und Frankfurt am Main. 1986-1993 Professor für Neugriechische und Byzantinische Philologie an der Ruhr-Universität Bochum. Seit 1993 Professor für Byzantinistik an der Freien Universität Berlin.
Publikationen des Referenten:
1. Die Briefe des Matthaios von Ephesos
im Codex Vindobonensis Gr. 174, Berlin 1974 (Diss. FU Berlin 1974).
2. (Zusammen mit P. Moraux, D. Harlfinger,
J. Wiesner) Aristoteles Graecus. Die griechischen Manuskripte des Aristoteles,
I, Berlin-New York 1976.
3. (Zusammen mit G. Fatouros) Neugriechisches
Lehrbuch, Berlin 1977. 2., verb. und erw. Aufl. 1980. 3. Aufl. 1984.
4. (Zusammen mit D. Harlfinger, J. Sonderkamp)
Specimina Sinaitica. Die datierten griechischen Handschriften des Katharinen-Klosters
auf dem Berge Sinai, 9.-12. Jahrhundert, Berlin 1983.
5. Critobuli Imbriotae Historiae, Berlin
1983 (CFHB XXII, Series Berolinensis).
6. Mehmet II. erobert Konstantinopel.
Das Geschichtswerk des Kritobulos von Imbros übersetzt, eingeleitet
und erklärt, Graz-Wien-Köln 1986 (Byzantinische Geschichtsschreiber
17).
7. (Zusammen mit R. Brandl) Die Volksmusik
der Insel Karpathos, Vol. I: Die Lyra-Musik, Göttingen 1992.
8. Anna Komnene, Alexias, übersetzt,
eingeleitet und mit Anmerkungen versehen, Köln 1996. 2. Auflage, Berlin-New
York 2001.
(Zusammen mit A. Kambylis) Annae Comnenae
Alexias (CFHB XL/1-2, Series Berolinensis), Berlin – New York (erscheint
im Dezember 2001).
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lädt zu folgendem Vortrag ein:
Prof. Dr. Joachim Latacz (Basel)
Troia und Homer
Freitag, 11. Januar 2002, 16.15 Uhr
Hörsaal N 3 (Muschel)
Troia und Homer stehen, untrennbar verbunden, am Anfang der literarischen Überlieferung des Abendlandes. Bis vor kurzem gab es allerdings außer der "Ilias" keine Quellen, die den Namen des Ortes, gar das Geschehen bestätigen oder uns die Gewissheit verschaffen könnten, dass der schon von Schliemann ausgegrabene Ort wirklich das alte Troia ist. Die Grabungskampagne der letzten Jahre, neuere Funde an anderen Stellen in Kleinasien und die Entzifferungsbemühungen der Hethitologen, nicht zuletzt aber auch Hinweise aus den Homerischen Texten selbst lassen es nun als gesichert erscheinen, dass es sich bei der Ausgrabungsstätte an den Dardanellen um Troia handelt - und dass Homer nicht eine ganz und gar ersonnene Geschichte erzählt hat.
Prof. Dr. phil. Joachim Latacz, geb. 1934 in Kattowitz (Oberschlesien). 1953 Abitur an der "Latina der Franckeschen Stiftungen" in Halle/ Saale. 1953-1960 Studium der Altertumswissenschaften (Gräzistik, Latinistik, Alte Geschichte, Vergleichende Indogermanische Sprachwissenschaft, Klassische Archäologie, daneben Philosophie und Slavistik) an den Universitäten Halle/Saale, Freie Universität Berlin und Hamburg. 1960-1965. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am THESAURUS LINGUAE GRAECAE an der Universität Hamburg. 1963 Promotion (Griechisch, Latein, Philosophie) an der FU Berlin. 1972 Habilitation für Klassische Philologie an der Universität Würzburg. 1972 Privatdozent, 1974 Universitätsdozent, 1978 apl. Professor Universität Würzburg. 1978 Lehrstuhl für Klassische Philologie (Gräzistik) Universität Mainz. 1981 Berufung auf den gesetzlichen Lehrstuhl für Klassische Philologie an der Universität Basel (Schweiz).
Spezialgebiete: Homer und die Gattung Epos - frühgriechische Lyrik - griechische Tragödie - Troia-Forschung.
Publikationen: Bisher rund 200 Veröffentlichungen,
darunter mehrere Bücher; zuletzt: Homers Ilias. Gesamtkommentar, hrsg.
v. J. L. (3 Bände), München/Leipzig: Saur 2000 (Projekt des Schweizerischen
Nationalfonds). - Troia und Homer. Der Weg zur Lösung eines alten
Rätsels, München: Deutsche Verlags-Anstalt (Koehler & Amelang),
1. Aufl. März 2001, 3. durchgesehene u. verbesserte Aufl. Juli 2001.
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Das Seminar für Klassische Philologie
und das Studium generale
laden zu folgendem Vortrag ein:
Prof. Dr. Georg Rechenauer (Regensburg)
Konkretion und Diffusion
des Seins
Strukturbetrachtungen
zur physikalischen
Theorie des Anaxagoras
Donnerstag, 24. Januar 2002, 18.15 Uhr
P 3 (Philosophicum)
Anaxagoras aus Klazomenai galt schon zu seinen Lebzeiten als der Naturphilosoph schlechthin, der sich wie keiner um die rationale Plausibilisierung der physikalischen Phänomenalität bemühte. Doch stellt sein philosophisches System, verglichen mit den Konzeptionen der übrigen Vorsokratiker, dem Verständnis größte Probleme, so daß auch die moderne Forschung von einem halbwegs kompatiblen Deutungsmodell noch weit entfernt ist. Besonders umstritten ist die Frage, inwieweit seine Anschauung von einer ontologischen Konstanz des stofflichen Seins mit den weiteren Postulaten seiner physikalischen Teilchenlehre kompatibel ist. Denn Anaxagoras ging von der Voraussetzung aus, daß alle Substanzen ontisch permanent in allen Bereichen der Wirklichkeit vorhanden sind (»alles in allem«), aber phänomenal nur partiell in Erscheinung treten. In Konsequenz dieser Auffassung kommt es zu einer Unverträglichkeit zwischen quantitativen und qualitativen Aspekten des Seins, zu deren Lösung die Forschung teilweise die Ansetzung immaterieller, stoffunabhängiger Qualitäten als Grundprinzipien vorgeschlagen hat. Demgegenüber soll hier im Ausgang von den kosmogonischen Anschauungen des Anaxagoras versucht werden, den Status seiner Materiekonzeption neu zu bestimmen. Dabei wird sich zeigen, daß man seinen Vorstellungen mit dem gängigen Deutungsinstrumentarium einer Korpuskulartheorie nicht gerecht werden kann, sondern sich um einen Verständniszugang in einer transitorisch-fluidalen Perspektive zu bemühen hat.
Literaturhinweise:
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Das
Romanische Seminar
und das Studium generale
laden zu folgender Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Hartmut Köhler (Trier)
Baltasar Gracián
–
Versuch, das »Criticón«
zu verdeutschen
Donnerstag, 24. Januar 2002, 18.15 Uhr,
Hörsaal P 207 (Philosophicum)
Auf dem Titel steht zwar »Roman«,
aber dahinter verbirgt sich ein Panoptikum barocker Lebensklugheit. „Jetzt
ist der Wunderwälzer aus Spanien endlich glänzend übertragen
und erläutert: etwas für Feinschmecker“. (Der Spiegel, 8. Oktober
2001).
Das totale Buch, das der Verlag und sein
Übersetzer Hartmut Köhler aus der Kammer des Vergessens geholt
haben, ist ein dreieinhalb Jahrhunderte altes Werk. Baltasar Gracián,
spanischer Jesuitenpater, Lehrer, Beichtvater und Schriftsteller, 1601
geboren, 1658 gestorben, gehört zu den merkwürdigsten Erscheinungen
am Ausgang des spanischen goldenen Zeitalters. „Der Ratgeber der Lebensklugheit“,
wie ihn Hugo Friedrich nannte, ist ein Nachfahre seiner großen Kollegen
im Geiste, Seneca und Lukian.
Critilo, der kritisch-weise Vater, erleidet
Schiffbruch vor der Insel Sankt Helena. Hier lernt er Andrenio kennen,
den jungen Menschen der Sinne, der in einer Höhle lebte, von Tieren
ernährt wurde und ein spanischer Kaspar Hauser zu werden drohte. „Critilo
ist ein Don Quijote ohne Wahn und Andrenio ein Sancho Panza ohne Torheit“
(Werner Krauss). Die gemeinsame Reise führt sie durch Spanien, [-]
Frankreich und Deutschland und schließlich „ins Mekka der Christenheit,
nach Rom“. (Fritz Rudolf Fries in: Frankfurter Rundschau, 6. Oktober 2001).
An den Stationen dieser Reise ereignen
sich keine abenteuerlichen Geschichten; sie sind vielmehr Gedankenorte,
an denen die Reisenden „über die moralische Bedeutung der Welt, vor
allem über die Differenz von Schein und Sein, aufgeklärt werden.“
(Heinz Schlaffer in: Süddeutsche Zeitung, 10. Oktober 2001).
Allegorische Dichtung neigt zur Belehrung
– bei Baltasar Gracián wächst sie sich aus zum funkelnden Gesamtkunstwerk.
So absehbar der Pfad, auf dem die beiden Suchenden schreiten, so bunt,
so plastisch und lebendig seine einzelnen Stationen. Wenn Gracián
ein Moralist ist, dann vor allem in dem Sinn, daß er die mores, die
Sitten, vor allem aber die Unsitten wie kaum ein zweiter kennt.
Für den nicht spanischsprachigen
Leser steht und fällt die Eleganz des Gracián’schen Witzes
mit der Kunst des Übersetzers. [-] Hartmut Köhlers [-] Übersetzung,
die erste vollständige in deutscher Sprache, [––] wird ihresgleichen
wohl noch lange suchen. (Kersten Knipp in: Neue Zürcher Zeitung, 9.10.01).
Prof. Dr. Hartmut Köhler lehrt
Romanistik an der Universität Trier. Zahlreiche Arbeiten zur romanistischen
Literaturwissenschaft, davon mehrere Übersetzungen. Für die deutsche
Ausgabe der »Cahiers« von Paul Valery (6 Bände 1987 –
1993) erhielt er den Paul-Celan-Übersetzerpreis.
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Das Institut für
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft
– Sprachen Nordeuropas und des Baltikums
–
und das Studium generale
laden zu folgendem Gastvortrag ein:
Prof. John Ole Askedal (Oslo)
Überlegungen
zur morphosyntaktischen
Entwicklung des Germanischen
Donnerstag, 31. Januar 2002, 18.15 Uhr
Hörsaal P 15 (Philosophicum)
Es wird zunächst ein Bild typologischer Konvergenz- und Divergenzerscheinungen im Bereich der Nominalflexion und der Verbalkonstruktionen (verbale Kettenbildung, Auxiliarkonstruktionen) der modernen germanischen Sprachen entworfen, wobei insbesondere auch areale Bezüge Berücksichtigung finden. Auf dieser Grundlage werden allgemeinere Überlegungen zur morphosyntaktischen Entwicklung der germanischen Sprachen im Umfeld anderer europäischer Sprachen angestellt. Abschließend soll eine Diskussion der Auffassungen in zwei neueren Arbeiten zur Bestimmung des Germanischen – K. Braunmüller: “Was ist Germanisch heute?” und Theo Vennemann: “Zur Entstehung des Germanischen”, beide in Sprachwissenschaft 3/2000 – dazu dienen, die Konvergenz- und Divergenzproblematik weiter zu problematisieren.
Prof. John Ole Askedal, geb. 1942 in Arendal, Norwegen; 1961–1962, 1964–1969 Studium der Philosophie, Russistik, Nordistik und Germanistik an der Universität Oslo; ab 1975 Dozent, seit 1985 Professor für deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Oslo.
Publikationen des Referenten zum Thema:
Réflexions typologiques sur la
syntaxe de partie verbale du rhème en allemand et dans d’autres
langues germaniques, Paris 1988; “Typologische und areallinguistische Überlegungen
zu den modernen germanischen Sprachen”, Sprachwissenschaft 14 (1988), 440–66;
“Aspekte der Morphosyntax der modernen skandinavischen Sprachen vor dem
Hintergrund der Sprachtypologie”, Arbeiten zur Skandinavistik. 10. Arbeitstagung
der deutschsprachigen Skandinavistik 22.–27.9.1991 am Weißenhäuser
Strand, Hrsg. B. Glienke, E. Marold et al., Frankfurt am Main 1993, 301–15;
“Geographical and Typological Description of Verbal Constructions in the
Modern Germanic Languages”, Drei Studien zum Germanischen in alter und
neuer Zeit, Hrsg. J.O. Askedal und H. Bjorvand,Odense 1995, 95–146.
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Der Schwerpunkt
Polen,
das Deutsche Institut
und das Studium generale
laden zu folgendem Vortrag ein:
Prof. Dr. Miroslawa Czarnecka (Wroclaw/ z.Zt. Mainz)
Vielheit, die eine Einheit
ist.
Zum Paradigma des Weiblichen
in Carl Hauptmanns Roman
"Mathilde - Zeichnungen
aus dem Leben einer armen Frau"
Dienstag, 5. Februar 2002, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
Mit seinem Mathilde-Roman, der zuerst 1902 erschien, um dann 1907, 1919 und 1927 weitere Auflagen zu erleben, schreibt sich Carl Hauptmann - der weniger bekannte Autor des Brüderpaares - in den interdisziplinären Geschlechterdiskurs an der Schwelle zum 20. Jahrhundert ein. Dieser Machtdiskurs wurde durch das Differenzmodell der Geschlechter vorbestimmt und entfaltete sich offensichtlich in der Figur des Geschlechterkampfes. Die Frau konnte eigentlich nur als Mutter ihre Daseinsberechtigung erhalten. Im Mythos der Mutterschaft und der Mutterliebe, wurde auch bei Carl Hauptmann das Paradigma des Weiblichen kreiert.
Prof. Dr. Miroslawa Czarnecka ist Professorin für neuere deutsche Literatur im Institut für Germanistik an der Universität in Wroclaw (Breslau). Sie promovierte über die Frauenliteratur der 70er und 80er Jahre in der Bundesrepublik und habilitierte mit dem Buch "Die verse=schwangere Elysie. Zum Anteil von Frauen an der literarischen Kultur Schlesiens im 17. Jahrhundert". Sie ist Vizedirektorin des Instituts und leitet auch die Forschungsstelle für Kultur und Literatur des schlesischen Barocks an der Universität Wroclaw. Sie gehört internationalen Gremien an, ist Vizepräsidentin der Internationalen Andreas-Gryphius-Gesellschaft, Mitherausgeberin von "Daphnis", Mitglied der Internationalen Kommission zur Edition der deutschen Literatur der Frühen Neuzeit, Mitbegründerin und Vorstandsmitglied der Polnischen Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft. Für ihre Forschung und ihren Beitrag zur deutsch-polnischen Verständigung wurde Prof. Czarnecka 1998 mit dem Dehio-Preis der deutschen Künstlergilde ausgezeichnet.
Publikationen der Referentin:
Die "verse=schwangere" Elysie. Zum Anteil
von Frauen an der literarischen Kultur Schlesiens im
17. Jahrhundert. Wroclaw 1997.
Dichtungen schlesischer Autorinnen des
17. Jahrhunderts. Eine Anthologie, Wroclaw 1997.
Gerhart Hauptmann, Leben und Werk 1914-1946,
Wroclaw 1998 (zusammen mit Jolanta Szarfarz).
(Hg.): Die Bilder der "neuen" Frau in
der Moderne und den Modernisierungsprozessen des 20. Jahrhunderts. Wroclaw
1998.
Mutterbilder und Mütterlichkeitskonzepte
im ästhetischen Diskurs (Hg.), Wroclaw 2000.
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Der Fachbereich Katholische Theologie,
der Fachbereich Evangelische Theologie
und das Studium generale laden zu folgendem
Vortrag ein:
P. Dr. Cosmas Hoffmann OSB (Abtei Königsmünster)
Der interreligiöse
Dialog
und die Ökumene
der Mönche
Freitag, 15. Februar 2002, 11.15 Uhr,
Hörsaal 13 (Forum, Becherweg 4)
Seit einigen Jahren fördert der „Päpstliche
Rat für den Interreligiösen Dialog“ in Zusammenarbeit mit der
weltweiten Konföderation der Benediktiner den interreligiösen
Dialog auf der monastischen Ebene. Dabei wird das Mönchtum als eine
in der Religion verwurzelte und die Religionen übergreifende Lebensform
angesehen und als Brücke zwischen den Religionen verstanden, die im
Zentrum der jeweiligen Religion verankert ist.
Die Regel Benedikts versteht unter einem
Mönch einen Menschen, der wirklich Gott sucht. Darum wissen sich die
Mönche allen Menschen, die – unabhängig von Religion und Konfession
– wahrhaft Gott suchen, verbunden. So ist der monastische interreligiöse
Dialog eine Bekräftigung und Vertiefung des ökumenischen Auftrags,
wird die innerchristliche Ökumene geweitet und ergreift wirklich den
bewohnten Erdkreis, die „oikumene“.
P. Dr. Cosmas Hoffmann OSB, geb. 1965, Mönch der Abtei Königsmünster (Stadt Meschede/Sauerland). Studium der Theologie, Philosophie und Religionswissenschaft in Paderborn, Jerusalem und Bonn. Dipl. Theol., Magister in Religionswissenschaft, Dr. theol. Tiefenpsychologische Tanz- und Ausdruckstherapie in Bonn. Leiter des „Haus der Stille“ der Abtei Königsmünster. Sekretär des DIM (Dialogue interreligieux monastique) / „Monastischer Interreligiöser Dialog“ im deutschen Sprachraum.
Veröffentlichungen: Bestattungsriten
bei Bantustämmen Tansanias. Bonn 1995; Die Stellung der Nichtchristen
und der nichtchristlichen Religionen im Werk Thomas Ohms, St. Ottilien
2001. – Zum „Haus der Stille“: Dieter Bartetzko, Würde doch nur mehr
geschwiegen. Wo sich Architektur als Philosophie erweist: Für die
Abtei Königsmünster hat Peter Kulka einen grandiosen Bau geschaffen.
FAZ, 29. August 2001, S. 45.
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