Extremereignisse
lädt das Studium generale zu folgender
Veranstaltung ein:
Dr. Udo Reinhardt (Mainz)
Sintflut und Weltenbrand
Extremereignisse im antiken
Mythos
Dienstag, 30. Oktober 2001, 18.15 Uhr
Hörsaal N 3 (Muschel)
Schon in frühen mesopotanischen Quellen
(Atrachasis, Gilgamesch-Epos) findet sich die Vorstellung in einer großen
Flutkatastrophe, der sog. Sintflut, mit der die strafenden Götter
fast die gesamte Menschheit vernichten. Entsprechendes bieten dann auch
das Alte Testament (Noah-Geschichte: Genesis 6-8) und die griechisch-römische
Mythologie (kataklysmós von Deukalion und Pyrrha: Apollodor,
Bibliotheke
1, 47-48; Ovid, Metamorphosen Buch 1; Hydinus,
Fabulae 153).
Parallel dazu entwickelt sich die Vorstellung eines großen Welt(en)bandes,
der entweder ein einmaliges Ereignis ist (Mythos vom Sturz des Phaethon:
Ovid, Metamorphosen Buch 2; Hyginus, Fabulae 152a/154) oder
in gewissen Abständen zu ener Erneuerung der Welt führt (stoische
Lehre der ekpýrosis) oder als eschatologischer Vorgang mit
dem Weltuntergang verbunden ist (Altes Testament: jüdische Apokalypsen;
Neues Testamen: Offenbarung des Johannes).
Der Vortrag gibt in Wort und Bild einen
Überlick zur Entstehung dieser und vergleichbarer Katastrophenvorstellungen
in der Antike sowie zu ihrer Nachwirkung in der abendländischen Kulturtradition.
Dr. Udo Reinhardt, akad. Direktor am Seminar für Klassische Philologie der Universität Mainz, beschäftigt sich seit Jahren mit Tradition und Rezeption der antiken griechischen Mythen in der europäischen Literatur, Kunst und Kultur (private Forschungsdiathek von derzeit über 60.000 Dias; breite Vortragstätigkeit).
Neuere Publikation des Referenten: Griechische Mythen in der Bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts. Highlights zu Homers Odyssee und Ovids Metamorphosen (1999). In: Gymnasium 107, 2000, 25-71. - Angelika Kauffmann und Homer (1999). In: Jahrbuch Vorarlberger Landesmuseumsverein 144, 2000, 131-198. - Das Neueste von Venus. Bilder der Liebesgöttin als Spiegel der Zeit in der Kunst des 20. Jahrhunderts. In: Faszination Venus. AK Köln, Wallraf-Richartz-Museum 2000, 206-221. - Ovids Metamorphosen in der modernen Kunst. Bamberg 2001.
Neuere Literatur zum Thema: Henrietta McCall, Mesopotamische Mythen. Stuttgart: Reclam 1993 (Mythen aller Kulturen). - Martin Müller (u.a.), Der Weltuntergang. Ausstellerkatalog Zürich 1999.
Nächste Veranstaltung in dieser
Reihe:
Dr. Horst Günther (Berlin)
Das Erdbeben von Lissabon und seine
Auswirkungen auf das europäische Denken
Dienstag, 6. November 2001, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
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Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Extremereignisse
lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
Dr. Horst Günther (Berlin)
Das Erdbeben von Lissabon
und seine Auswirkungen
auf das europäische Denken
Dienstag, 6. November 2001, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Das 18. Jahrhundert hatte sich eben daran gewöhnt, dass die Kriege seltener wurden, die Religion nicht mehr den Vorwand zu blutigen Auseinandersetzungen gab, dass Handel und Wohlstand blühten und das die Natur verläßlicher Partner diese ruhigen Glücks war. Da erschütterte am 1. November (Allerheiligen) des Jahres 1755 ein furchtbares Erdbeben zunächts die Stadt Lissabon, mit ungeheuren Zerstörungen und Opfern, und dann das gebildete Europa. Das Vertrauen in die berechenbare Natur und einen gütigen Gott schien vernichtet. Die gesamte Deutung der Welt stand in Frage. Voltaire griff den Optimismus von Leibniz an, Rousseau verteidigte ihn, Kant suchte eine Lösung jenseits des Streits der Meinungen und Kleist treibt die Folgerungen ins Extreme. .... Eine aktuelle Debatte, bei der es ums Ganze geht.
Dr. Horst Günther lehrt Philosophie
in Berlin und an französischen Universitäten, arbeitet über
Geschichtsphilosophie, Ästhetik und Politische Theorie.
Editionen zur europäischen Renaissance
(Morus, Machiavelli, La Boétie) und zur europäischen Aufklärung
(Diderot, Goethe, Karl Philipp Moritz), von Burckhardts Kultur der Renaissance
und zur Französischen Revolution. Philosophie betreibt er fächerübergreifend.
Ausgewählte Publikationen:
Freiheit, Herrschaft und Geschichte,
Frankfurt
a. M. 1979
Versuche, europäisch zu denken,
Frankfurt a. M. 1990
Zeit der Geschichte, Frankfurt
a. M. 1993
Für Leser aller Fakultäten schrieb
er: Das Bücherlesebuch, Berlin 1992
Das Erdbeben von von Lissabon,
Berlin 1994
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Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Extremereignisse
lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
11. September 2001
Hintergründe und
Folgen
Podiumsdiskussion
Prof. Dr. Thomas Bierschenk
(Institut für Ethnologie und Afrikastudien),
Prof. Dr. Herbert Dittgen (Institut
für Politikwissenschaft),
Dr. Nadeem Elyas (Vorsitzender
des Zentralrates der Muslime in Deutschland),
Prof. Dr. Friedhelm Hufen (Öffentliches
Recht),
Prof. Dr. Hans Mathias Kepplinger
(Institut für Publizistik).
Moderation:
Prof. Dr. Günter Meyer (Geographisches
Institut)
Mittwoch, 14. November 2001, 18.15
Uhr
Hörsaal N 1 (Muschel)
Die Terroranschläge in den USA haben
die Welt in einem Ausmaße erschüttert, dessen Folgen erst in
Ansätzen erkennbar werden. Im Rahmen der Podiumsdiskussion sollen
zunächst die Hintergründe des Terrors aus der Sicht der Arabischen
Welt beleuchtet werden. Wie hat sich die Situation der Muslime in Deutschland
seit dem 11. September gewandelt und wo müssen aus verfassungsrechtlicher
Sicht die Grenzen im Umgang mit fundamentalistischen Gruppen gezogen werden?
Wie lassen sich die politischen Reaktionen in den USA erklären und
welche Probleme der Bericht-erstattung über Ablauf und Hintergründe
der aktuellen Geschehnisse sind zu berücksichtigen? Dies sind einige
der Themenbereiche, die auf dem Podium und mit dem Publikum diskutiert
werden.
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Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Extremereignisse
lädt das Studium generale zu folgender
Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Stefan Rahmstorf (Potsdam)
Instabilität der
Atlantikzirkulation
und abrupte Klimawechsel
Dienstag, 20. November 2001, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Daten aus dem Grönlandeis zeigen,
dass während der letzten Eiszeit häufig abrupte Klimawechsel
(innerhalb von ca. 10 Jahren) aufgetreten sind, die sogenannten Dansgaard-Oeschger-Ereignisse.
Da es keine Hinweise auf einen abrupten äußeren Auslöser
für diese Ereignisse gibt, spricht alles für eine stark nicht-lineare
Reaktion des Klimasystems auf einen graduellen oder schwachen Antrieb.
Eine wichtige Frage ist daher, ob auch die anthropogene Erwärmung
vergleichbare nicht-lineare Effekte auslösen könnte, oder ob
diese nur unter Eiszeitbedingungen möglich sind.
Der Vortrag stellt jüngste Erkenntnisse
zu den Ursachen und Mechanismen vergangener abrupter Klimawechsel vor,
wobei Instabilitäten der Atlantikströmungen eine zentrale Rolle
als nicht-linearer Verstärker spielen. Er diskutiert vor diesem Hintergrund
die Gefahr möglicher künftiger Strömungsänderungen
im Atlantik. Um ein solches "low probability/high impact"-Risiko zu untersuchen,
werden Methoden der Risikoabschätzung benötigt, da die klassischen
"best guess"-Klimaszenarien sich auf die wahrscheinlichsten Abläufe
konzentrieren und daher nur begrenzt aussagekräftig sind.
Prof. Dr. Stefan Rahmstorf: Nach
dem Studium der Physik in Ulm und Konstanz und der physikalischen Ozeanographie
an der University of Wales (Bangor) promovierte er 1990 in Ozeanographie
an der Victoria University of Wellington (Neuseeland). Er arbeitete als
Wissenschaftler am New Zealand Oceanographic Institute, am Institut für
Meereskunde in Kiel und seit 1996 am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung;
Forschungsschwerpunkt: Rolle der Meeresströmungen bei Klimaänderungen.
1999 wurde er von der amerikanischen McDonnell-Stiftung mit einem Förderpreis
in Höhe von einer Million Dollar ausgezeichnet. Seit 2000 lehrt er
außerdem als Professor im Fach Physik der Ozeane an der Universität
Potsdam.
Auswahl jüngster Publikationen
des Referenten: Ganopolski, A. and S. Rahmstorf, 2001: Simulation of
rapid glacial climate changes in a coupled climate model. Nature, 409,
153-158. Rahmstorf, S., 2001: Climate, Abrupt Change. In Encyclopedia
of Ocean Sciences, edited by J. Steele, S. Thorpe and K. Turekian, Academic
Press, London. Rahmstorf, S., 2001: Treibhauseffekt und Klimawandel.
Schriftenreihe der Ernst-Abbe-Stiftung, Heft 22. Ernst-Abbe-Stiftung, Jena,
16 pp.
Nächste Veranstaltung in dieser
Reihe:
Prof. Dr. Christian Pfister (Bern)
Naturkatastrophen als Schrittmacher
gesellschaftlicher Lernprozesse.
Überlegungen am Beispiel der Schweiz
Dienstag, 27. November 2001, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
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Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Extremereignisse
lädt das Studium generale zu folgender
Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Hans Buchheim (Mainz)
»Auschwitz«.
Die öffentliche
Auseinandersetzung
mit einem Extremereignis
Dienstag, 4. Dezember 2001, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Ausgehend von zwei Briefwechseln, nämlich
zwischen den Zeithistorikern Saul Friedländer und Martin Broszat sowie
zwischen Hans Magnus Enzensberger und Hannah Arendt, wird gezeigt, dass
ein erheblicher Unterschied der Perspektiven und Kriterien besteht zwischen
der wissenschaftlichen Erforschung des Extremereignisses »Auschwitz«
und der öffentlichen Auseinandersetzung damit.
Die Konsequenzen, die sich daraus ergeben,
werden mit einigen Beispielen belegt. Im Anschluss wird daran erinnert,
was in den 50er Jahren für die Auseinandersetzung geleistet wurde,
und schließlich die Frage behandelt, ob es politische Kollektivschuld
geben kann.
Prof. Dr. Hans Buchheim: Nach dem
Studium der Klassischen Philologie und Philosophie von 1951 bis 1963 Mitarbeiter
am Institut für Zeitgeschichte in München; 1963 bis 1969 im Bundeskanzleramt
mit Arbeiten zur Regierungspraxis und Deutschland- und Ostpolitik beschäftigt;
seit 1966 Professor für Politikwissenschaft.
Veröffentlichungen zum Thema:
Anatomie des SS-Staates, 7. Auflage,
München 1999.
Politische Kriterien der Schuld an der
NS-Herrschaft und deren Verbrechen, in: Festschrift für Wilhelm Hennis,
hrsg. von Hans Maier, Stuttgart 1988.
Nächste Veranstaltung in dieser
Reihe:
Prof. Dr. Michael Brie (Berlin)
Der Zusammenbruch der DDR
ein unerwartetes Ereignis mit unerwarteten
Folgen
Dienstag, 11. Dezember 2001, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
Fragen oder Anregungen? | Zurück zur Ringvorlesung |
Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Extremereignisse
lädt das Studium generale zu folgender
Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Michael Brie (Berlin)
Der Zusammenbruch der
DDR
ein unerwartetes Ereignis
mit unerwarteten Folgen
Dienstag, 11. Dezember 2001, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Der plötzliche Zusammenbruch der DDR kam für alle Beteiligten und Beobachter überraschend. Der kurzfristige Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland wäre noch im September und Oktober 1989 von niemandem als realistische Perspektive erwogen worden. Der Beitritt selbst war mit den Erwartungen einer raschen Angleichung der ost- an die westdeutschen Lebensverhältnisse, Einstellungen und an den wirtschaftlichen Ent-wicklungsstand verbunden. Auch dies ist nicht eingetreten. Der Vortrag analysiert die Verbindung von langfristigem strukturellen Wandel und kurzfristigen Akteurkalkülen. Er zeigt, dass Akteure tatsächlich ihre eigene Geschichte machen, aber die Bedingungen und die Ergebnisse ihres Handels nur selten zu kontrollieren vermögen.
Prof. Dr. Michael Brie, geb.
1954 in Schwerin, Studium der Philosophie in Leningrad und Berlin, 1988
Berufung zum Dozenten für Historischen Materialismus an der Humboldt-Universität
Berlin, 1990 bis 1994 dort Professor für Sozialphilosophie, ist einer
der Geschäftsführer der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Mitglied
der Grundsatzkommission der PDS.
Veröffentlichungen zu folgenden Themenbereichen:
Nächste Veranstaltung in dieser
Reihe:
Prof. Dr. Jörg Grunert (Mainz)
Hochwässer an Rhein und Nahe Ursachen
und Auswirkungen
Dienstag, 18. Dezember 2001, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
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Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Extremereignisse
lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Jörg Grunert (Mainz)
Hochwässer an Rhein
und Nahe
Ursachen und Auswirkungen
Dienstag, 18. Dezember 2001, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Hochwässer des Rheins treten in unregelmäßigen Abständen und meist im Winterhalbjahr auf. Wegen der Schäden, die sie verursachen Ablagerungen von Lehm, Unterspülung von Verkehrswegen und Gebäuden sind sie bei den Anwohnern gefürchtet. Als Ursachen gelten ergiebige Regenfälle im Einzugsgebiet sowie der schnelle Abfluss in einer vom Menschen stark versiegelten Landschaft. In früheren Jahrhunderten hatte eine plötzliche Schneeschmelze in den Mittelgebirgen in Verbindung mit Eisgang auf dem Strom häufig katastrophale Folgen.
Durch Maßnahmen des aktiven Hochwasserschutzes, der vor allem den Dammbau umfasst, versucht man, die Schäden in Grenzen zu halten. In der Vergangenheit führten Dammbau und Flussbegradigung siehe das Beispiel des Oberrheins aber zu einer Erhöhung des Hochwasserscheitelabflusses und damit zu vermehrter Gefahr für die Unterlieger am Strom. Diese negativen Folgen versucht man heute wieder rückgängig zu machen, indem man Retentionsflächen auf der alten Überschwemmungsaue einrichtet. Außerdem soll versucht werden, den Wasserabfluss in den zahllosen kleinen Einzugsgebieten, die meist eine gute Drainage aufweisen, zu verlangsamen. Dabei wird das sog. Retentionsvermögen von Waldböden besonders hoch eingeschätzt. Alle Maßnahmen dieser Art werden dem passiven Hochwasserschutz zugerechnet.
Prof. Dr. Jörg Grunert: Geb. 1945. Nach dem Studium der Geographie, Chemie und Biologie an der FU Berlin (19641970) promovierte er 1973, danach war er wiss. Assistent in Aachen und Würzburg. Er habilitierte sich 1980 an der Universität Würzburg mit einem Thema zur Geomorphologie und Paläoklimatologie der Sahara. Danach hatte er (19811995) eine C3-Professur für angewandte Geomorphologie in Bonn inne. In dieser Zeit erfolgten u.a. Forschungen über Hangrutschungen. Seit 1996 ist Herr Grunert C4-Professor in Mainz für Geomorphologie und geographische Umweltforschung. Forschungsgebiete sind die Mongolei sowie Afrika, hier vor allem Ruanda (PASI-Projekt).
Neuere Publikationen:
Grunert, J. & D. Schenk (2000): Das
Retentionsvermögen von Waldböden für starke Niederschläge,
untersucht an Beispielen des Soonwaldes und nördlichen Pfälzer
Waldes. Abschlussbericht eines Forschungsprojektes für das Ministerium
f. Umwelt des Landes Rheinland-Pfalz.
Grunert, J. (im Druck): Die Bedeutung
von periglazialen Deckschichten für die Hochwasserrückhaltung,
untersucht am Beispiel des Soonwaldes.
Hardenbicker, U. & J. Grunert (2001):
Temporal occurence of mass movements in the Bonn area. Z. Geomorph. NF.,
Suppl.-Bd. 125, S. 1324.
Grunert, J., Mund, J.-P., & T. Christ
(2000): Bas-Fonds, Dambos und Inland-Valleys. Vergleich und Systematisierung
unterschiedlicher Definitionen von Talböden des tropischen Afrikas.
Freiburger Geogr. H. 60, S. 2946 (Festschr. R. Mäckel).
Nächste Veranstaltung in dieser
Reihe:
Prof. Dr. Klaus-Dieter Thomann (Mainz)
Zerstörte Städte zerstörte
Seelen.
Zur Psychotraumatologie der Überlebenden
des Zweiten Weltkrieges
Donnerstag, 10. Januar, 17.15 Uhr, Hörsaal
N 3 (Muschel)
Fragen oder Anregungen? | Zurück zur Ringvorlesung |
Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Extremereignisse
lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Klaus-Dieter Thomann (Mainz)
Zerstörte Städte
- zerstörte Seelen.
Zur Psychotraumatologie
der Überlebenden
des Zweiten Weltkrieges
Donnerstag, 10. Januar 2002, 17.15 Uhr
Hörsaal N 3 (Muschel)
Mit der Machtübernahme Hitlers im
Jahre 1933 wurde der Weg in den Zweiten Weltkrieg gebahnt. Um ihre territorialen
Ziele zu erreichen, bereiteten die Nationalsozialisten den Krieg psychologisch
und materiell planmäßig vor. Die rassenideologisch geprägte
Politik sah die Ausschaltung des politischen Gegners und die physische
Vernichtung von Juden, Sinti und Roma. Das Ergebnis der zwölfjährigen
Diktaktur und des von ihr entfesselten Weltkriegs war sprichwörtlich:
Europa lag in Scherben, die jüdische Bevölkerung war weitgehend
ermordet, die Städte zerbombt, große Teile der deutschen Bevölkerung
vertrieben.
Der Vortrag geht der Frage nach, wie das
extremste Ereignis des 20. Jahrhunderts in Deutschland mental verarbeitet
und politisch bewältigt wurde. Dabei sollen drei Gruppen im Vordergrund
stehen, die Opfer der rassischen Verfolgung, die Bewohner der zerstörten
Städte und die Kriegsinvaliden.
Nahmen die psychischen Erkrankungen zu?
Und wenn, wer war betroffen? Wie bewertete die Nachkriegsgesellschaft die
seelischen Auswirkungen bei Verfolgten, zivilen Opfern und kriegsbeschädigten
Soldaten?
Die Diskussion dieser Frage wurde international
stark beachtet. Dabei setzte sich eine differenzierte Bewertung durch.
Die gefundene Lösung war Teil der Wiedergutmachtung, sie erleichterte
die Wiederaufnahme Deutschlands in die internationale Staatengemeinschaft
und legte die Grundlage für eine tragfähige Kriegsopferversorgung.
Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Thomann, geb. 1951, Facharzt für Orthopädie, Rheumatologie, Sozialmedizin, seit 1989 Landesarzt für Körperbehinderte in Hessen, 1993 Habitilation am Medizinhistorischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität zur Geschichte der Rehabilitation, 1999 apl. Professur.
Publikationen zu verschiedenen Themenbereichen
der Medizingeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (Gesundheitspolitik,
Arbeitsmedizin, Orthopädie, Begutachtung, Psychosomatik)
zuletzt: Orthopädien und Patienten
unter der nationalsozialistischen Diktaktur. In: Orthopädie 30, 2001,
696-711.
Nächste Veranstaltung in dieser
Reihe:
Prof. Dr. Helmut König (Mainz)
Archaea: Mikrobielles Leben unter extremen
Umweltbedingungen
Dienstag, 15. Januar, 18.15 Uhr, Hörsaal
N 3 (Muschel)
Fragen oder Anregungen? | Zurück zur Ringvorlesung |
Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Extremereignisse
lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Helmut König (Mainz)
Archaea: Mikrobielles Leben unter
extremen Umweltbedingungen
Dienstag, 15. Januar 2002, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
Ende der siebziger Jahre erkannte man aufgrund von vergleichenden Sequenzanalysen der Ribonukleinsäuren, dass eine Gruppe von Prokaryoten eine dritte Domäne des Lebens neben den klassischen Bakterien (Bacteria) und den Eukaryoten (Eucarya) bildet. Diesen Mikroorganismen wurde die Bezeichnung "Archaea" (Archaebakterien) gegeben. Zu den Archaebakterien gehören die methanogenen Bakterien, Thermoplasmen, Thermokokken, extrem halophile Bakterien und extrem thermophile Schwefel-metabolisierende Mikroorganismen. Sie leben in unterschiedlichen Biotopen wie strikt anaerobe Habitate, Salzseen, marine Hydrothermalsysteme und kontinentale Solfataren. Heiße Schwefelquellen, brodelnde Schlammlöcher, kochende Thermalquellen, konzentrierte Salzlösungen und heiße saure Wässer mit einem pH-Wert von etwa 1 sind die denkbar ungewöhnlichsten Lebensräume für irgendein Lebewesen überhaupt. Doch das sind die Lebensbedingungen, unter denen viele Archaebakterien nicht nur gedeihen, sondern die sie zu ihrer Existenz und Vermehrung zwingend benötigen.
Prof. Dr. Helmut König: geb. 1950, 19711976 Studium der Chemie und Biologie an der Universität Heidelberg, 19761979 Promotion am Botanischen Institut der Universität München, 19801987 Akademischer Rat am Lehrstuhl für Mikrobiologie der Universität Regensburg, Habilitation dort 1986, 19871996 Professor für Mikrobiologie, Abteilung Angewandte Mikrobiologie und Mykologie, der Universität Ulm, seit 1996 Professor für Mikrobiologie, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, der Universität Mainz. Forschungsschwerpunkte: 1. Intestinale Mikrobiologie und Symbiose 2. Struktur und Biosynthese mikrobieller Oberflächenpolymere 3. Mikrobiologie des Weines.
Neuere Publikationen zum Thema: Evrard,
Ch., Declercq, J.-P., Debaerdemaeker, T., König, H. (1999). The first
successful crystallization of a prokaryotic extremely thermophilic outer
surface layer glycoprotein. Z. Kristallogr. 214: 427429. Claus, H.,
Akca, E., Schultz, N., Karbach, G., Schlott, B., Debaerdemaeker, T., Declercq,
J.-P., König, H. (2001). Surface (glyco-)proteins: primary structure
and crystallization under microgravity conditions. Proceedings of the First
European Workshop on Exo/Astrobiology 313320. ESA Publication Division
Noordwijk, The Netherlands. König, H. (2002). Archaea. In: Encyclopedia
of Life Science. Vol. 2, pp. 150161. http://www.els.net. Nature Publishing
Group, London. Im Druck. König, H. (2002). Archaeal cell walls.
In: Encyclopedia of Life Science. Vol. 2, pp. 161168. http://www.els.net.
Nature Publishing Group, London. Im Druck. Akca, E., Claus, H., Schultz,
N., Karbach, G., Schlott, B., Debaerdemaeker, T., Declercq, J.-P., König,
H. (2002). Genes and derived amino acid sequences of
S-layer proteins isolated from mesophilic,
thermophilic and extremely thermophilic methanococci. Extremophiles. Im
Druck. König, H. (2002). Polysaccharide-containing cell wall polymers
from Archaea. In: Biopolymers, Vol. 7, Polysaccharides from Prokaryotes
(E. Vandamme, A. Steinbüchel , Eds.) Wiley-VCH Weinheim. Im Druck.
Nächste Veranstaltung in dieser
Reihe:
Prof. Dr. Christian Pfister (Bern)
Naturkatastrophen als Schrittmacher gesellschaftlicher
Lernprozesse.
Überlegungen am Beispiel der Schweiz
NEUER TERMIN: Donnerstag,
17. Januar 2002, 17.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Fragen oder Anregungen? | Zurück zur Ringvorlesung |
Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Extremereignisse
lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Christian Pfister (Bern)
Naturkatastrophen als
Schrittmacher gesellschaftlicher Lernprozesse
Überlegungen am
Beispiel der Schweiz
NEUER TERMIN: Donnerstag, 17. Januar 2002, 17.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Naturkatastrophen wecken Betroffenheit und erzeugen dadurch oft den nötigen Druck zur öffentlichen Diskussion und Durchsetzung von Problemlösungen. Solche Lernprozesse sollen auf zwei Ebenen aufgezeigt werden. Einmal anhand der Organisation und der Kommunikation von Katastrophenhilfe im 19. Jahrhundert, die schrittweise verbessert und erfolgreich für die Propagierung der schweizerischen Identität instrumentalisiert worden ist. Ferner anhand der Diskussion und Durchsetzung von präventiven Maßnahmen zum Hochwasserschutz im 19. und 20. Jahrhundert, hier werden mehrere Beispiele vorgestellt:
Prof. Dr. Christian Pfister: geb. 1944 in Bern, Studium und Promotion (1974) daselbst. 1976/77 Studienaufenthalte an den Universitäten Rochester NY und Norwich UK. 1982 PD, 1988 a. o. Prof., 19901996 Forschungsprofessur für Umweltgeschichte, insbesondere Klimageschichte. Seit 1997 o. Professor für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte am Historischen Institut der Universität Bern.
Er hat über 170 Publikationen zur Bevölkerungs-, Klima-, Agrar- und Umweltgeschichte, zur Historischen Geographie und zum Kulturlandschaftswandel, darunter 7 Bücher, veröffentlicht. Er ist im Editorial Board mehrerer renommierter Zeitschriften (Climatic Change, The Holocene, Environment and History, Gaia) und ist u.a. Präsident der European Society for Environmental History (ESEH) http://www.eseh.org/
Neuere Publikationen des Referenten:
Bevölkerungsgeschichte und Historische
Demographie. Enzyklopädie Deutscher Geschichte. Bd. 28. München
(Oldenbourg) 1994.
Im Strom der Modernisierung. Bevölkerung,
Wirtschaft und Umwelt im Kanton Bern 17001914. Bern (Haupt) 1995.
Das 1950er Syndrom. Der Weg in die Konsumgesellschaft.
2. Aufl. Bern (Haupt) 1996.
Zusammen mit Hans-Rudolf Egli, Historisch
Statistischer Atlas des Kantons Bern 17501995. Umwelt, Bevölkerung,
Wirtschaft, Politik. Bern 1998.
Wetternachhersage. 500 Jahre Klimavariationen
und Naturkatastrophen 14961995. Bern (Haupt) 1999. Zusammen mit Rudolf
Brazdil und Rüdiger Glaser Herausgeber und Hauptautor von: Climatic
Variability in Sixteenth Century Europe and its Social Dimension. Dordrecht
(Kluwer) 1999.
Im Druck: Am Tag danach. Zur Bewältigung
von Naturkatastrophen in der Schweiz 15002000 (erscheint Frühjahr
2002).
Nächste Veranstaltung in dieser
Reihe:
Prof. Dr. Keith Bullivant (Gainesville,
Florida, USA)
Endzeitszenarien: die nukleare Apokalypse
und die deutsche Literatur der achtziger Jahre
Dienstag, 22. Januar 2002, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
Fragen oder Anregungen? | Zurück zur Ringvorlesung |
Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Extremereignisse
lädt das Studium generale zu folgender
Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Keith Bullivant
Gainesville, Florida (USA)
Endzeitszenarien:
die nukleare Apokalypse
und die deutsche Literatur
der 80er Jahre
Dienstag, 22. Januar 2002, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Deutschland, Anfang der 80er Jahre: Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion auf deutschem Boden. Im Westen (Nieder-Olm!) werden Pershing- und Cruise Missiles stationiert, in der DDR SS-22- und SS-25-Raketen. Bei deutschen Autoren und Künstlern herrscht Aktionismus z.B. das Berliner Friedenstreffen und der Krefelder Appell auf der einen Seite; Besorgnis, gar Verzweiflung auf der anderen. Vor diesem Hintergrund werden die publizistischen und literarischen Reaktionen deutscher Autoren, auch der jüngeren Generation, dargestellt.
Prof. Dr. Keith Bullivant, Professor für deutsche Literatur an der University of Florida. Studium in Birmingham und Mainz, Professuren an den Universitäten Warwick und Florida, Gastprofessuren an der State University of New Mexico und an der Universität GH Paderborn. Institutsleiter des Department of Germanic and Slavic Studies an der University of Florida, Mitherausgeber der Zeitschrift "literatur für leser" (zusammen mit Prof. Dr. Bernhard Spies). Zahlreiche Veröffentlichungen über die deutschsprachige Literatur und Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts in englischer und deutscher Sprache.
Nächste Veranstaltung in dieser
Reihe:
Prof. Dr. Johann Glatzel (Mainz)
Zerrformen der Liebe die affekt-determinierte
Geliebtentötung
Donnerstag, 24. Januar 2002, 17.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
Fragen oder Anregungen? | Zurück zur Ringvorlesung |
Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Extremereignisse
lädt das Studium generale zu folgender
Veranstaltung ein:
Prof. Dr. med. Johann Glatzel (Mainz)
Zerrformen der Liebe
die affektdeterminierte
Geliebtentötung
Donnerstag, 24. Januar 2002, 17.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
Die Tötung des Intimpartners ist unter den Tötungsdelikten unverändert die am häufigsten anzutreffende Konstellation. Gewöhnlich steht die Tat am Ende einer zeitlich ausgedehnten Beziehung, die aus Sicht der Außenstehenden nicht selten anfangs den Eindruck vollkommenen Gleichklangs und ungewöhnlicher Harmonie vermittelte. Das zentrale Missverständnis der Partner liegt in einem unvereinbaren Verständnis dessen, was beide mit dem Wort Liebe bezeichnen: Liebe als intimste Form einer personalen Begegnung auf der einen Seite, als Ordnungsfaktoren im Interesse der eigenen Lebensbewältigung auf der anderen. Auf das Bemühen beider Partner, den Dissens unter Einsatz ritualisierter Vermeidungs- und Bewältigungsstrategien anfangs verdeckt zu halten, folgt der Zerrfall. Während das Opfer eine Liebe verloren gibt, die es als wechselseitiges Ergriffensein von Liebendem und Geliebter erlebte, beharrt der Täter auf deren Fortbestand, indem er sie ihres personalen Charakters entkleidet. Von den handelnden Personen abgelöst, hat sie für ihn Eigenständigkeit gewonnen in dem gemeinsam Geschaffenen, zu dessen Bewahrung beide Seiten gleichermaßen verpflichtet sind. Er tötet die Geliebte schließlich als Anwalt einer Liebe, deren dauerhafter Bestand mit dem Fortleben der Partnerin nicht vereinbar ist.
Prof. Dr. med. Johann Glatzel, Professor für Psychiatrie an der Universität Mainz. Zuvor an den psychiatrischen Kliniken der Universitäten Bonn und Ulm.
Publikationen zum Thema:
Forensische Psychiatrie, Stuttgart 1985.
Mord und Totschlag, Heidelberg 1987. Melancholie und Wahnsinn, Darmstadt
1990. Darüber hinaus Handbuch- und Zeitschriftenbeiträge zum
Thema.
Nächste Veranstaltung in dieser
Reihe:
PD Dr. Ulrich Fauth (Mainz)
Near Death Experience Fehlfunktion
des Gehirns oder Blick ins Jenseits?
Donnerstag, 31. Januar 2002, 17.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
Fragen oder Anregungen? | Zurück zur Ringvorlesung |
Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Extremereignisse
lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
PD Dr. Ulrich Fauth (Mainz)
Near-Death Experience
Fehlfunktion
des Gehirns oder Blick
ins Jenseits?
Donnerstag, 31. Januar 2002, 17.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
Mit der breiten Anwendung standardisierter
Wiederbelebungsmaßnahmen in Notfall- und Intensivmedizin werden wir
mit einer zunehmenden Zahl von Patienten konfrontiert, die für eine
kurze Zeit klinisch tot waren, und im weiteren Verlauf über ungewöhnliche
Erlebnisse (Gefühl der Trennung von Körper und Seele, Übertritt
in eine andere Welt, Kontakt mit Verstorbenen, Film-ähnlicher Lebensrückblick
und vieles mehr) berichten. Aus wissenschaftlicher Sicht ist eine valide
Datenerhebung zur Phänomenologie der sogenannten Nahtoderfahrungen
(Near-Death Experience, NDE) naturgemäß außerordentlich
schwierig. Noch problematischer stellen sich die zahlreichen Versuche zur
Erklärung dieser Phänomene dar, die von neurobiologischen Ansätzen
über psychologische Modelle bis hin zu der Überzeugung reichen,
dass NDE ein überzeugender Hinweis auf ein Leben nach dem Tod sei.
Der Vortrag will, beginnend mit der Erstbeschreibung
von Nahtoderfahrungen im Jahr 1897, anhand der vorhandenen Literatur einen
Überblick über die Phänome-nologie von NDE geben. Die bisher
diskutierten Erklärungsansätze und soziokulturellen Aspekte des
Phänomens werden ebenso angesprochen wie therapeutische Aspekte im
Bereich der modernen Medizin.
Priv.-Doz. Dr. med. Ulrich Fauth,
Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie des Klinikums der
Johannes Gutenberg-Universität. Arbeitsgebiete sind die künstliche
Ernährung des Intensivpatienten und der Einsatz von EDV in Stoffwechselforschung
und elektronischer Krankenakte. Habilitation im Jahr 2000 über mathematische
Verfahren zur Simulation des posttraumatisch gestörten Stoffwechsels.
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