Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Medizin - im Widerspruch mit Ethik und Recht?
lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Asmus Finzen
Basel
Hilfe zum Suizid
als aktive Sterbehilfe
Mittwoch, 8. Januar 2003, 17.15 Uhr Hörsaal N 3 (Muschel)
Die Diskussionen um die Sterbehilfe hat in Medizin und Öffentlichkeit in den vergangenen Jahren einen immer breiteren Raum eingenommen. Gesellschaftlicher Hintergrund ist ein weit verbreitetes oft unausgesprochenes Unbehagen an der "technisierten" Medizin und ein ausgesprochenes Misstrauen gegenüber der so erfolgreichen Behandlung von Schwerkranken auf Intensivstationen. In öffentlichen Diskussionen heisst es immer wieder, gerade die Intensivmedizin nehme den Kranken die Möglichkeit, an Entscheidungen über das Ende ihres Lebens mitzuwirken. Die Gesetzgebung in den Niederlanden und in einzelnen Teilstaaten der USA (z. B. Oregon, wo der ärztlich assistierte Suizid erlaubt ist), hat auch in den deutschsprachigen Ländern ein breites Echo gefunden. Dabei ist die Entwicklung in der Schweiz trotz ihrer gesundheits- und gesellschaftspolitischen Brisanz weitgehend unbeachtet geblieben. Dort hat sich die gesetzlich erlaubte Hilfe zum Suizid von der Medizin gelöst, zum Teil sich mit ihr konfrontiert. Hilfe zum Suizid wird mittlerweile von drei Laienorganisationen propagiert, angeboten und durchgeführt. Die grösste, Exit, hatte zwischenzeitlich mehr als 75.000 Mitglieder. Die von Exit abgespaltene Organisation Dignitas ist kleiner. Sie hat aber die Besonderheit, auch Suizide bei angereisten Ausländern durchzuführen. Eine dritte kleinere Organisation macht sich anheischig, auch bei psychisch Kranken Hilfe zum Suizid zu leisten. Man kann davon ausgehen, dass derzeit jeder zweite bis dritte Suizid von Menschen über 70 Jahren in der Schweiz ein assistierter Suizid ist. Diese Entwicklung wird von einem grossen Teil der schweizerischen Bevölkerung gebilligt, zum Teil unterstützt. Ihre Implikationen sind aber weder zu Ende gedacht noch ausdiskutiert.
Prof. Dr. Asmus Finzen: Geboren 1940 in Schleswig Holstein. Studium der
Soziologie und Medizin in Hamburg, Kiel, Berlin und Tübingen. Fachweiterbildung,
Habilitation und Ernennung zum wissenschaftlichen Professor (1974) in Tübingen.
Danach 13 Jahre Direktor des Niedersächsischen Landeskrankenhauses Wunstorf/Hannover.
Seit 1987 Extraordinarius für Psychiatrie und Abteilungsleiter für
klinische Sozialpsychiatrie an der Psychiatrischen Universitätsklinik Basel.
Forschung im Bereich Neuropsychiatriegeschichte, Sozialpsychiatrie sowie Suizid
und Suizidprävention. Herausgeber der Sozialpsychiatrischen Zeitschrift
"Psychiatrische Praxis".
Nächste Veranstaltung in dieser Reihe:
Prof. Dr. Bruno Müller-Oerlinghausen
(Berlin)
Künftige Finanzierung moderner Arzneitherapie unter Berücksichtigung
von Lifestyle-Medikamenten
Mittwoch, 15. Januar 2003, 17.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
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