Im Rahmen des Themenschwerpunktes | |
Welche Natur schützen wir? | |
laden die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz und das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein: |
Prof. Dr. Walter Sachsse
Was
bedeuten die Arten für sich und was für den Menschen?
Ein Kind weiß, was es sich unter einer Art vorzustellen
hat – ein erwachsener Biologe heutzutage immer weniger. Ohne jeden Zweifel
bewundern wir aber alle die ungeheure Artenvielfalt des Organismenreiches
auf unserem Planeten. Bis vor einigen Jahrzehnten hatte man noch feste Zahlen,
zumindest von den Tier- und Pflanzenarten. Heute gibt es da und dort Angaben
mit Steigerungen um das Mehrfache, allerdings mehr bei den kleinen Tieren. Ganz
sicher sind wir uns, dass zur Zeit während weniger
menschlicher Lebensspannen ein ungewöhnlich schneller Schwund dieses Reichtums
im Gange ist – fast rein zu Lasten des Menschen. Die gewachsene Vernetzung
beläuft sich auf Multiplikationen innerhalb dieser Vielfalt; davon sind mit
allen ökologischen Wissenschaften nur Fragmente zu erfassen. Gravierende Lücken
entstehen, massive Veränderungen mit unabsehbarem Ausgang; und blicken wir
hinein, wie die belebte Welt, die Komplexe, Arten genannt, unter sich
zueinander stehen?
Unsere Welt ist kopflastig geworden, buchstäblich,
durch die Hirngröße des Menschen. Nur sie ermöglicht es, dass ein so
anspruchsvolles Tier von 70kg Gewicht in einer nie dagewesenen
Populationsdichte die Erde bevölkert. Für die technische Bewältigung hat sich
der Mensch aus der riesigen Vielfalt von der Hefezelle bis zum Elefanten einige
wenige Arten als Haustiere oder Kulturpflanzen mitgenommen – Zufall oder
bewusste Wahl? Ganz neu sind Pläne, die Erbstruktur einiger Arten klarzulegen,
sie zu sequenzieren: Mit größtem Aufwand die
egoistische Art Mensch für ihre eigene Erkenntnis, aber schon länger einige
Mikroorganismen, dann die Taufliege, nun der Zebrabärbling,
die Maus, sämtlich für die Wissenschaft. Der große Reichtum des Lebens auf der
Erde – wird der Mensch als Art so egoistisch sein, das Schwinden mit allen
Veränderungen hinzunehmen? Als Präambel für das Rote Buch der vom Aussterben
bedrohten Arten hat man die Ästhetik unserer Welt vorangestellt.
Prof. Dr. Walter Sachsse ist Professor für Genetik an der Universität Mainz, er war jedoch
zunächst dort Facharzt für Innere Medizin und ist dann aus Interesse an der
Zoologie für die Hochschullaufbahn in
die Cytogenetik, die Chromosomenkunde,
übergewechselt. Die interdisziplinäre Ausrichtung ist schon aufgrund des
heutigen Bedarfs geblieben. Spezielle Studienobjekte – Modelle – für die
genetischen Aspekte im Artenschutz sind niedere Wirbeltiere, einschließlich der
hier auftretenden Probleme.
Nächste Veranstaltung in dieser Reihe:
Prof.
Dr. Michael Succow (Greifswald)
Die Krise als Chance – Naturschutz am Beginn des neuen Jahrhunderts
Montag,
16. Dezember 2002, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)