Im Rahmen des Themenschwerpunktes  
Welche Natur schützen wir?

laden die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz

und das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:

 

 

Prof. Dr. Walter Sachsse (Mainz)

Was bedeuten die Arten für sich und was für den Menschen?

 

Montag, 9. Dezember 2002, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

 

Ein Kind weiß, was es sich unter einer Art vorzustellen hat – ein erwachsener Biologe heutzutage immer weniger. Ohne jeden Zweifel bewundern wir aber alle die ungeheure Artenvielfalt des Organismenreiches auf unserem Planeten. Bis vor einigen Jahrzehnten hatte man noch feste Zahlen, zumindest von den Tier- und Pflanzenarten. Heute gibt es da und dort Angaben mit Steigerungen um das Mehrfache, allerdings mehr bei den kleinen Tieren. Ganz sicher sind wir uns, dass zur Zeit während weniger menschlicher Lebensspannen ein ungewöhnlich schneller Schwund dieses Reichtums im Gange ist – fast rein zu Lasten des Menschen. Die gewachsene Vernetzung beläuft sich auf Multiplikationen innerhalb dieser Vielfalt; davon sind mit allen ökologischen Wissenschaften nur Fragmente zu erfassen. Gravierende Lücken entstehen, massive Veränderungen mit unabsehbarem Ausgang; und blicken wir hinein, wie die belebte Welt, die Komplexe, Arten genannt, unter sich zueinander stehen?

Unsere Welt ist kopflastig geworden, buchstäblich, durch die Hirngröße des Menschen. Nur sie ermöglicht es, dass ein so anspruchsvolles Tier von 70kg Gewicht in einer nie dagewesenen Populationsdichte die Erde bevölkert. Für die technische Bewältigung hat sich der Mensch aus der riesigen Vielfalt von der Hefezelle bis zum Elefanten einige wenige Arten als Haustiere oder Kulturpflanzen mitgenommen – Zufall oder bewusste Wahl? Ganz neu sind Pläne, die Erbstruktur einiger Arten klarzulegen, sie zu sequenzieren: Mit größtem Aufwand die egoistische Art Mensch für ihre eigene Erkenntnis, aber schon länger einige Mikro­organismen, dann die Taufliege, nun der Zebrabärbling, die Maus, sämtlich für die Wissenschaft. Der große Reichtum des Lebens auf der Erde – wird der Mensch als Art so egoistisch sein, das Schwinden mit allen Veränderungen hinzunehmen? Als Präambel für das Rote Buch der vom Aussterben bedrohten Arten hat man die Ästhetik unserer Welt vorangestellt.

 

Prof. Dr. Walter Sachsse ist Professor für Genetik an der Universität Mainz, er war jedoch zunächst dort Facharzt für Innere Medizin und ist dann aus Interesse an der Zoologie für die Hochschullaufbahn  in die Cytogenetik, die Chromosomenkunde, übergewechselt. Die interdisziplinäre Ausrichtung ist schon auf­grund des heutigen Bedarfs geblieben. Spezielle Studienobjekte – Modelle – für die genetischen Aspekte im Artenschutz sind niedere Wirbeltiere, einschließlich der hier auftretenden Probleme.

 

Nächste Veranstaltung in dieser Reihe:

Prof. Dr. Michael Succow (Greifswald)
Die Krise als Chance – Naturschutz am Beginn des neuen Jahrhunderts

Montag, 16. Dezember 2002, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)