Das Institut für Buchwissenschaft,

der Lehrstuhl für Bürgerliches Recht

und Deutsche Rechtsgeschichte (FB 03)

und das Studium generale

laden im WS 2003/04 zu folgendem Vortrag ein:

 

 

Prof. Dr. Hans-Joachim Koppitz

Mainz

 

 

»Raubdrucke« im Alten Reich.

Wie konnten Buchhändler, Autoren und Künstler

sich vor Nachdrucken schützen?

 

Dienstag, 11. November 2003, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

 

Über die Entwicklung des modernen Urheber- und Verlagsrechts seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gibt es zahlreiche Veröffentlichungen. Die Vorgeschichte dazu ist dagegen nicht im gleichen Umfang erforscht worden, obgleich zur Geschichte des damit zusammen­hängenden Nachdrucks seit Gutenbergs Erfindung eine größere Anzahl von Einzelunter­suchungen vorliegt, zumal Klagen der Schriftsteller in der Litera­tur oft zitiert und behandelt wurden. Besonders intensiv wurden Probleme des Nach­drucks und der politisch motivierten „Raubdrucke“ in den 60er und 70er Jahren diskutiert.

Die große Menge von Akten des Reichshofrats vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des Alten Reichs, die im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv aufbewahrt sind, sind bis­lang nur zur Untersuchung einzelner Fälle unberechtigten Nachdrucks herangezogen und behandelt worden, abgesehen von den Akten zum musikalischen Urheberrecht, die Hansjörg Pohlmann in einer Monographie von 1962 ausgewertet hat, wenn auch nicht ganz vollständig.

Die Wiener Archivalien sind nicht nur für die Entwicklung des Urheber- und Verlags­rechts eine Fundgrube erster Klasse, sondern auch für die Geschichte der Literatur, Musik, Kunst und überhaupt aller Wissens- und Wissenschaftsfächer. Eine vom Refe­renten verfaßte mehrbän­dige Übersicht über den gesamten Aktenbestand kaiserlicher Druckprivilegien wird in abseh­barer Zeit bei Harrassowitz in Wiesbaden erscheinen und soll auf die weithin unbekannten Quellen zum Urheber- und Verlagsrecht hinweisen.

Prof. Dr. Hans-Joachim Koppitz ist Prof. em. für Buchwissenschaft an der Universität Mainz.

Publikationen zum Thema in Auswahl:

Die Privilegia impressoria des Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien. Ein Überblick. In: Gutenberg-Jahr­buch 69 (1994), S. 188-207. – Zur Form der Anträge auf Bewilligung kaiserlicher Druckprivilegien durch den Reichshofrat und zu den Gründen ihrer Ablehnung. In: Das Privileg im europäischen Vergleich. Hrsg. v. B. Dölemeyer und H. Mohnhaupt. Bd. 1. Frankfurt/M. 1997, S. 347-375. – Kaiserliche Privilegien für das Augsburger Druckgewerbe. In: Augsburger Buchdruck und Verlagswesen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hrsg. v. H. Gier u. J. Janota. Wiesbaden 1997, S. 41-53. – Prager Privilegien Kaiser Rudolfs II. In: UFITA. Archiv für Urheber- und Medienrecht. Bd. 2003, II, S. 347-364.