Die Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft

und das Studium generale

laden zu folgendem Vortrag ein:

 

 

Prof. Dr. Karin Tomala

Polnische Akademie der Wissenschaften, Warschau

 

 

Soziale Unsicherheit in chinesischen Städten

 

Freitag, 6. Februar 2004, 17.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

 

 

Die chinesische Modernisierung schreitet voran. Im Jahre 2003 konnte wieder ein hohes Wirtschaftswachstum von über 8% verzeichnet werden. Das sind Erfolgsnach­richten. Es gibt aber auch immer mehr Schattenseiten, über die nun auch in China nicht mehr geschwiegen wird. In Dokumenten der Partei- und Staatsführung wird die "Verbesserung der sozialistischen Marktwirtschaft" gefordert.

Chinas Modernisierung, die vor allem auf Wirtschaftswachstum ausgerichtet ist,  hat zu wachsender sozialer Ungleichheit zwischen Stadt und Land, zwischen den Regionen des Landes, wie aber auch in den Städten selbst geführt.

Im Vortrag sollen soziale Problemfelder in chinesischen Städten behandelt werden.

Hierbei geht es vor allem um den wachsenden Migrationsdruck vom Lande. Spricht man offiziell von 90 Mio. Migranten, so gehen Schätzungen von 150 Mio. Wander­arbeitern aus.

In den meisten der über 600 Großstädte, in denen 500 Mio. Menschen leben, wird der fortschreitende Urbanisierungsprozeß als große Gefahr gesehen. Wichtige Infrastruk­tureinrichtungen, wie die Wasserversorgung oder die Kanalisation verschlechtern die Lebensqualität. Hinzu kommt, dass das soziale Sicherungssystem, – d.h. die Renten­versicherung, Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung, Unfallversicherung so­wie Mutterschaftsschutz – wie es im Arbeitsgesetz von 1995 verpflichtet, auch in den Städten nicht so greift , wie es in einigen Pilotprojekten geplant war. Nach offiziellen Angaben erhalten gegenwärtig etwa 21 Mio. städtische Einwohner Unterstützung vom Staat, entweder erhalten sie Sozialhilfe oder Arbeitslosenhilfe. Doch diese Zahlen spiegeln nicht die steigende Armut in den Städten wider. Die Arbeitslosenzahl in den Städten liegt bei weitem höher als 4 Mio. weil die betriebsintern freigesetzten Arbeits­kräfte aus den Staatsbetrieben nicht als arbeitslos registriert oder auch die Jugend­lichen, die Arbeit suchen, nicht erfasst werden. Inoffizielle Schätzungen sprechen von 15 Mio. Zwar werden jedes Jahr zwischen 8 und 9 Millionen neue Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, doch jedes Jahr müßten etwa 20 Mio. neue Arbeitsplätze geschaffen werden, um die Lage zu gesunden.