Im
Rahmen der Ausstellung
laden
das Landesmuseum Mainz
und
das Studium generale zu folgendem Vortrag ein:
Die geraubte Größe.
Dienstag,
4. November 2003, 18.15 Uhr
Landesmuseum
Mainz (Große Bleiche 49-51), Eingang Schießgartenstraße
Eintritt: 3 €, ermäßigt 2 €
Napoleons Verhältnis zur Kunst war nicht von Liebe oder gar Kennerschaft geprägt, sondern ausschließlich von politischen Rücksichten bestimmt. Kunst diente ihm dazu, seinen europäischen Herrschaftsanspruch wirksam zur Geltung zu bringen. Konkret bedeutet dies, dass Kunstwerke zu seinen wichtigsten Propagandamitteln gehörten. Dafür ist zweierlei kennzeichnend: Zum einen seine Beauftragung zeitgenössischer Künstler wie David, Gros oder Gérard, wichtige Stationen seiner Karriere in Gemälden festzuhalten, nach denen Kupferstiche angefertigt wurden, die eine massenhafte Verbreitung seines „Image“ erlaubten. Zum anderen der systematische Raub bedeutender Kunstschätze (Gemälde, Plastiken, Manuskripte und Bücher) in allen von ihm eroberten Ländern, die nach Frankreich geschafft wurden und deren bedeutendste Zeugnisse im Pariser Louvre der Öffentlichkeit zugänglich ausgestellt wurden. Der Erfinder dieser Praxis war allerdings das Direktorium, das bis zu Bonapartes Staatsstreich am 9. November (18. Brumaire) 1799 die französische Politik bestimmte. Als Oberbefehlshaber der Italienarmee (ab März 1796) erkannte Bonaparte jedoch schon den Kunstraub als ein wirksames propagandistisches Mittel, seinen Namen und den damit verknüpften militärischen Ruhm mit kulturellem Glanz zu vergolden.
Dr.
Johannes Willms: Studium der Geschichte, Klassischen Philologie und Kunstgeschichte in
Wien, Sevilla und Heidelberg. Promotion 1975 bei Professor Reinhart Koselleck. Leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung
München. Im Herbst 2004 erscheint im Verlag C.H. Beck, München, „Napoleon –
Biographie eines Unpolitischen“.
Nächster Vortrag dieser Reihe:
Prof.
Pierre Rosenberg, Paris, Académie française
Dienstag,
11. November 2003, Landesmuseum Mainz