MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE WS 2003/04

 

Im Rahmen des Themenschwerpunktes

Bücher der Weisheit – Lehren fürs Leben

lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:

 

Prof. Dr. Friedrich Junge (Göttingen)

Von den Tugenden

der ägyptischen Welt

Mittwoch, 28. Januar 2004, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Achtung!!! Dieser Vortrag muss leider wegen Erkrankung
des Referenten ausfallen!!!

Gegenstand des Vortrags ist die "Weisheitslehre" Ptahhoteps aus dem ägyptischen Mittleren Reich (12. Dynastie, 1976-1793 v. Chr.), die als älteste dieser Art Lehren die Urmutter einer ganzen Familie von ähnlichen Texten ist, die sich durch alle Zeiten des antiken Ägyptens hinziehen. Sie ist eine frühe Form von Ethik, im Sinne einer "Lehre vom richtigen Handeln".
Ihre Aussagen sind innerlich geordnet, ihre Zielkonzeptionen lassen sich als Vernunft, Selbstbeherrschung, Selbstachtung und Achtung vor dem anderen beschreiben. Indem sich das herausgearbeitete Tugendsystem als ein ontologisch begründetes darstellt, das seine Maßstäbe aus der Ordnung des Kosmos bezieht wie dann bei Platon, ist es möglich, die Lehre als Vorform einer Vernunftethik zu klassifizieren, die eine eigene Erkenntnistheorie entwickelt und einen säkularen gesellschaftlichen Handlungsraum schafft. Die Arbeit an der Moralkonzeption geht einher mit der Konstruktion des "inneren Menschen" aus Leib, Geist und Seele. Das Endziel der Lehre als ganzer ist Anleitung zur Selbstmodellierung der ägyptischen Eliten, in Richtung auf "eigene Vollkommenheit" und "fremde Glückseligkeit" (Kant) im Rahmen dessen, was dann einmal Staatskunst heißen wird. Abschließend werden die Haltung der Lehre und ihre Kernaussagen mit denen antiker Tugendlehren verglichen.


Friedrich Junge, Dr. phil., Professor der Ägyptologie an der Universität Göttingen, geb. 1941, Studium der Ägyptologie, Klassischen Archäologie und Islamwissenschaft. Schwerpunkt der Forschungen zunächst im bereich der ägyptologischen Sprachwissenschaft, mit Interessenverschiebungen hin zur ägyptischen Religion, Kunst und Archäologie; aus der Befassung mit ägyptischer Literatur ("Mythos und Literarizität: Die Geschichte vom Streit der Götter Horus und Seth" 1994; "Die Rahmenerzählung des Beredten Bauern: Innenansichten einer Gesellschaft" 2000) ist das Buch "Die Lehre Ptahhoteps und die Tugenden der ägyptischen Welt" 2003 hervorgegangen, auf dem der Vortrag beruht.

 

Nächste Veranstaltung in dieser Reihe:

Prof. Dr. Ottmar Ballweg (Professor i. R. für Rechtsphilosophie, Universität Mainz)

Montaignes "Essais"

Mittwoch, 4. Februar 2004, 18.15 Uhr, N 3 (Muschel)