Studium generale: Mainzer
Universitätsgespräche
Bücher der Weisheit – Lehren fürs Leben
Prof. Dr. Alfred Schmidt
(Frankfurt am Main)
Schopenhauers
«Aphorismen
zur Lebensweisheit»
Mittwoch, 11. Februar 2004,
18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Die Aphorismen zur Lebensweisheit gehören ins Korpus jener Schriften
Schopenhauers, die ihm unter dem Titel Parerga
und Paralipomena zum lang ersehnten Durchbruch beim Publikum verhalfen.
Wohl erklärt der Philosoph, dass es sich bei diesen Darlegungen um Texte handle,
die er unter rein empirisch-lebenspraktischen Gesichtspunkten verfasst habe,
also unter Abstraktion vom metaphysisch-ethischen Gehalt seines Hauptwerks.
Nähere Betrachtung zeigt jedoch, dass Schopenhauer auch hier, obgleich
verschlüsselt, wichtige Aspekte der Welt
als Wille und Vorstellung zu erkennen gibt. Die Aphorismen gehören in die Tradition der antiken wie modernen
Moralistik, der es um die Frage der Möglichkeit eines naturgemäßen, glücklichen
Lebens geht. Dass es primär auf ein solches Leben ankomme, wird von Schopenhauers
Philosophie bestritten. Aber seine Kritik des Eudämonismus zeugt von
stilistischer Eleganz, Scharfsinn und der Feinheit psychologischer Analyse.
Sichtbar werden die Umrisse der Schophenhauerschen Anthropologie.
Prof. Dr. em. Alfred Schmidt, geb. 1931 in Berlin. Studium in Frankfurt am
Main von 1952–1960: Geschichte, englische und klassische Philologie sowie
Soziologie und Philosophie. Von 1956 Lehrbeauftragter für Geschichte der
Aufklärung bei Theodor W. Adorno am Philosophischen Seminar. Promotion
1960. In den Jahren 1964–1972 Lehrbeauftragter an der Volkshochschule und der
Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. Seit 1972 Inhaber des ehedem
Horkheimerschen Lehrstuhls für Philosophie und Soziologie an der Johann Wolfgang
Goethe-Universität Frankfurt am Main. Gastvorträge führten ihn – zumeist im
Rahmen der Goethe-Institute – mehrfach in die meisten europäischen Länder sowie
in die USA, nach Russland und in die Türkei. 1989 Verleihung der
Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt. 1998 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
am Bande. 1999 Emeritus am Institut für Philosophie der Universität Frankfurt
am Main; Sprecher des Instituts für Religionsphilosophische Forschung.