MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE
Im Rahmen des
Themenschwerpunktes
Bücher der Weisheit – Lehren fürs Leben
lädt das Studium generale
zu folgender Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Arbogast Schmitt
(Marburg)
Hörsaal N 3 (Muschel)
Platon hat seine philosophische Lehre in Dialogen vorgetragen. Dadurch unterscheidet er sich von der üblichen Form philosophischer Darstellung, die in der Regel begrifflich und abstrakt ist. Seine Dialoge sind aber auch nicht nur ästhetische Einkleidung eines abstrakten Gedankens, die Besonderheit des platonischen Dialogs hat ihren Grund vielmehr zu einem guten Teil in der besonderen Zielsetzung des sokratischen Gesprächs. Wenn Sokrates mit den Athener Bürgern über Grundfragen des Lebens diskutiert, dann geht es ihm nicht nur um epistemologische Probleme, sondern um dasjenige Wissen, das zu einer richtigen und glücklichen Lebensführung nötig ist. Diese doppelte – theoretische und lebenspraktische – Zielsetzung des platonischen Dialogs zeigt sich vor allem an der Art, wie der platonische Sokrates mit dem Widerspruch umgeht. Er benutzt den Widerspruch, um die verfestigten Meinungen, die zu falschen Lebenshaltungen führen, aufzubrechen – und ist dadurch seinen Gesprächspartnern auch oft unangenehm –, er benutzt ihn aber auch zugleich, um durch ihn auf den Ausweg zu verweisen, der wie Aristoteles das später formuliert hat, aus der Aporie in die Euporie, aus dem Verfangensein in falschen Meinungen zu einer richtigen und zugleich glücklich machenden Erkenntnis führt. Der Vortrag versucht zu zeigen, wie die "Methode des platonischen Dialogs" von diesem sokratischen Verfahren abhängig ist.
Professor Dr.
Arbogast Schmitt war von 1982–1991 in Mainz und ist jetzt Professor für
griechische Literatur und Philosophie in Marburg. Sein Forschungsschwerpunkt
ist das Verhältnis der platonisch-aristotelischen Erkenntnistheorie zur
Erkenntnistheorie der Neuzeit sowie die sich aus diesem Verhältnis ergebenden
Folgen für das unterschiedliche Verständnis von Ästhetik, Ethik und Politik in
Antike und Moderne. Weitere Forschungsgebiete sind das homerische Epos, die
attische Tragödie, die Dichtung des Hellenismus sowie deren Rezeption in
Neuzeit und Moderne.
Veröffentlichungen
(Auswahl):
Selbständigkeit und Abhängigkeit menschlichen Handelns
bei Homer. Hermeneutische Untersuchungen zur Psychologie Homers, AAWM 1990/5,
Steiner Verlag: Stuttgart, 1990. – Sokratisches Fragen im Platonischen Dialog,
in: Karl Pestalozzi (Hg.), Der fragende Sokrates, Stuttgart/Leipzig 1999
(Colloquium Rauricum VI), 30–49. – Die Moderne und Platon.
Stuttgart 2003.
Nächste
Veranstaltung in dieser Reihe:
Prof. Dr. Ludger Schwienhorst-Schönberger
(Professor
für Alttestamentliche Exegese, Universität Passau)
Mittwoch, 3. Dezember 2003, 18.15 Uhr, N 3
(Muschel)