Themenschwerpunkt des Studium generale

Angst: Leben schützend, Leben bedrohend

 

 

Dr. Eugen Drewermann

 

Angst: Leben schützend, Leben bedrohend

 

Dienstag, 4. Nov. 2003, 18.15 Uhr, Hörsaal N 1 (Muschel)

 

Ob das Leben eines Menschen von Angst oder Vertrauen geprägt ist, entscheidet sich bereits in den ersten Lebensmonaten. Die Bedeutung, welche speziell der Psychoanalyse in der frühen Kindheit zugemessen wird, lässt sich heute vor allem mit Argumenten der Neurobiologie, aber auch der Verhaltensforschung untermauern.

Wie unterschiedlich die Entwicklungswege verlaufen können, haben – ethisch allerdings äußerst fragwürdige – Experimente an Rattenkindern gezeigt. Trennte man die neuge­borenen Tiere von ihren Müttern sowie von anderen Artgenossen und hielt sie zudem in einer reizarmen Umgebung, so bildete sich in ihrer Hirnrinde eine deutlich geringere Synapsendichte aus; diese Tiere waren in ihrem Verhalten schwer gestört und blieben für ihr ganzes Leben auffallend stressempfindlich, mit all den entsprechenden psychischen und psychosomatischen Folgen. Rattenkinder hingegen, die man nach der Geburt be­sonders pfleglich behandelte, erwiesen sich später als wesentlich mutiger und stressresistenter.

Eugen Drewermann, geb. 1940, Studium der Philosophie in Münster, Theologie in Paderborn und Psychoanalyse in Göttingen, 1966 zum Priester geweiht, Habilitation 1978, Privatdozent für Religionsgeschichte und Dogmatik in Paderborn. Aufgrund seiner zunehmend kritischen Haltung gegenüber der katholischen Amtskirche 1991 Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis, 1992 Sus­pen­­sion vom Priesteramt. Heute freier Schriftsteller, Vortragsreisender und Psychotherapeut. Über 70 Buchpublikationen zu Moraltheologie und Bibelexegese, tiefenpsychologischer Märchen­interpretation, Krieg, Frieden und Umweltkrise.

 

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Dr. h. c. Onur Güntürkün

(Prof. für Biopsychologie, Institut für Kognitive Neurowissenschaft, Ruhr-Universität Bochum)

Die Evolution der Angst

Dienstag, 18. November 2003, 18.15 Uhr, Hörsaal P 10  (Philosophicum)