Prof. Dr. Karol Bal (Breslau)
Die Philosophie der Tat in der polnischen
Philosophie
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Montag, 18. Januar 1999, 18.15 Uhr
Hörsaal N 2 (Muschel)
In den 40er Jahren des neunzehnten Jahrhunderts
hat sich in Polen eine geistige Strömung herausgebildet, die in der
Philosophiegeschichtsschreibung als Nationalphilosophie oder die
Philosophie der Tat bezeichnet wird. Diese Strömung, intern
geteilt in zwei Flügel, den "linken" und den "rechten", vereinte die
wichtigsten Schöpfer dieser Zeit: Philosophen, Dichter, Schriftsteller
und Historiker. Die einen versuchten die Ideen Hegels mit dem Saint-Simonismus
zu verbinden, andere ließen sich vom romantischen Katholizismus beeinflussen.
Neben den Themen, die mit der "korrekten" Interpretation der hegelschen
und schellingschen Ideen verbunden waren, verband diese Gruppe die Überzeugung,
daß der Rhythmus der Geschichte nicht zur Gegenwart erstarren kann,
wie es Hegel ausführte, sondern vor allem die Zukunft miteinbeziehen
soll. (Daher sahen sich einige dieser Denker der "Philosophie der Zukunft"
zugehörig.) Diese Zukunft muß durch eine "Tat" vorbereitet werden.
Zu den Philosophen, die sich für ein nationales und universelles Programm
der aktiven Beeinflussung der Zukunft aussprachen, gehörten vor allem
August Cieszkowski, Edward Dembowski, Bronislaw Trentowski und Jozef Goluchowski.
Das Schaffen dieser Philosophen und Dichter (Krasinski) hatte ergiebige
Wirkung auf die Formierung der polnischen Geisteskultur, deren Tradition
bis heute noch den Charakter der geistigen Auseinandersetzungen in Polen
beeinflußt.
Prof. Dr. habil. Karol Bal, Ordinarius
des Instituts für Philosophie der Universität Breslau, ehemaliger
Humboldt-Stipendiat. Vorstandsmitglied der Internationalen Hegel-Gesellschaft
und Beiratsmitglied anderer wissenschaftlicher Gesellschaften.
Forschungsschwerpunkte: Aufklärung,
Geschichte der Ethik, deutscher Idealismus.
Zur Zeit Gastprofessor am Schwerpunkt
Polen der Johannes Gutenberg-Universität.
Veröffentlichungen:
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