Dr. Carola Jäggi (Basel/Rom)
Heiden und Christen in Gerasa (Jordanien):
Neue Forschungsergebnisse zur Baugeschichte
der frühchristlichen Kathedrale
Mittwoch, 13. Januar 1999, 19.15 Uhr
Kunstgeschichtliches Institut, Binger
Straße 26
Seit ihrer Ausgrabung in den 1920er Jahren
erscheint die Kathedrale von Gerasa in jedem Handbuch über frühchristliche
Architektur. Sie soll um die Mitte des 4. Jahrhunderts entstanden sein,
und zwar auf dem Gelände eines ehemaligen Tempels. Heißt dies
nun, daß die Gerasener Christen noch vor Erhebung des Christentums
zur Staatsreligion einen Kultbau der alten Götter niederlegen konnten,
um den Bauplatz für den neuen Kult zu requirieren? Oder muß
davon ausgegangen werden, daß der Tempel zu diesem Zeitpunkt schon
verlassen, vielleicht gar zerstört war, die Errichtung der Kathedrale
somit nicht als mutwillig anti-"heidnischer" Akt, sondern vielmehr als
Beitrag zur Wiederherstellung der antiken "urbanitas" zu verstehen ist?
Diesen Fragen gilt ein seit 1993 laufendes Grabungsprojekt des Kunsthistorischen
Seminars der Universität Basel, welches nachzuzeichnen versucht, wie
sich der Transformationsprozeß vom paganen zum christlichen Kultbau
konkret gestaltete, dessen Ziel es aber auch ist, neue Hinweise auf die
Entstehungszeit des Baus, auf dessen Baugeschichte und Ausstattung zu gewinnen.
Dr. Carola Jäggi, geb. 1963,
Studium der Kunstgeschichte, Klassischen und Christlichen Archäologie
und Ethnologie in Basel, Freiburg i. Br. und Bonn. 1988 Lizentiat über
die städtebauliche Entwicklung Aquileias in frühchristlicher
Zeit. 1995 Promotion über San Salvatore in Spoleto. 1992–1997 wiss.
Assistentin am Lehrstuhl für Ältere Kunstgeschichte des Kunsthistorischen
Seminars der Universität Basel, daneben mehrfache Teilnahme an diversen
Ausgrabungen im In- und Ausland. Seit 1997 mit einem Habil.-Stipendium
des Schweizerischen Nationalfonds in Rom (Thema: Lage und Ausstattung des
Nonnenchors in den frühen Bettelordenskirchen der Schweiz, Deutschlands
und Italiens).
Veröffentlichungen:
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