Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater
und das Studium generale
laden im Rahmen der Ringvorlesung

Die großen Komödien Europas

zu folgendem Vortrag ein
 
Prof. Dr. Hans-Peter Bayerdörfer (München)
Komödie und Posse
Johann Nestroy: "Der Zerrissene"
Montag, 25. Januar 1999, 17.15 Uhr,
Hörsaal P 5 (Philosophicum)
 
Thema der Vorlesung ist das wichtigste Genre der deutschen Komödienbühne im 19. Jahrhundert. Gottfried Keller sah in ihm 1851 den "Vorboten einer neuen Komödie": die Posse mit Gesang. Mit ihrer starken musikalischen Prägung nimmt sie eine theatrale Stellung ein, die derjenigen der comédie-vaudeville auf den französichen Bühnen der Zeit entspricht. Im Kreise der anderen Formen, wie dem Zauberstück, dem Lebens- oder Charakterbild, schließlich auch dem Volksstück, ist die Posse das Leitgenre der Vorstadtbühnen bis in die 1860er Jahre. Anhand eines bezeichnenden Erfolgsstückes aus dem Theaterschaffen von Johann Nestroy aus dem Jahre 1844 soll das Genre in seiner lokalen Bindung wie auch in seinem europäischen Zusammenhang vorgestellt werden. Die Konzeption von "Der Zerrissene" fällt in die Mitte der Vormärz-Jahre, in denen die Gattung sozial- wie formgeschichtlich erweiterte Dimensionen gewinnt. Dazu gehört auch, auf ästhetischer Ebene eine stilistische und sprachästhetische Unterlegung der Spieltexte durch Nestroy, eine Umgestaltung, die für die Wiederentdeckung und Aufwertung des Genres im 20. Jahrhundert die wichtigste Voraussetzung bildet.
 
Prof. Dr. Hans-Peter Bayerdörfer, geb. 1938, Studium der Germanistik, Evangelischen Theologie, Philosophie, Theaterwissenschaft an den Universitäten in Tübingen, Hamburg, Berlin (FU) und in New York. Promotion 1966 (Tübingen); Habilitation 1974 (ebda.); Lehrstuhl für "Neuere Deutsche Literaturgeschichte" in Aachen (1974-1986); Lehrstuhl für "Theaterwissenschaft" in München (seit 1986).
 

Forschungsschwerpunkte: Theater- und literaturgeschichtliche Forschungen zum deutschen Vormärz, zur Trivialdramatik im 19. Jahrhundert, zur Dramen- und Bühnengeschichte der Jahrhundertwende, der Weimarer Republik und der Nachkriegszeit; weitere Schwerpunkte bilden Untersuchungen über die jüdisch-deutschen Literatur- und Theaterbeziehungen seit der Aufklärung, die polnisch-deutschen Theaterbeziehungen seit dem zweiten Weltkrieg sowie die Wirkungsgeschichte des japanischen Theaters im Westen.
 

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Brigitte Schultze (Mainz)
Die sichtbare und die versteckte Komödie. N. V. Gogols "Revizor" (Der Revisor)
Montag, 1. Februar 1999, 17.15 Uhr,

Hörsaal P 5 (Philosophicum)
 


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