Prof. Dr. Rudolf G. Wagner (Heidelberg)
Lebensstil und Drogen im chinesischen
Mittelalter
Mittwoch, 9. Dezember 1998, 17.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
In der Selbstdarstellung der chinesischen
Tradition wird diese getragen von einer Schicht von gelehrten Beamten,
deren jahrelange Schulung in orthodoxem Denken und Betragen sie zu moderaten
"Konfuzianern" machte, deren vorrangiges Bestreben es war, entsprechend
dem Motto des Konfuzius "zu überliefern und nicht selbst zu erschaffen."
Seit Max Weber wird dieses Fehlen von "orgiastischen" Elementen in der
chinesischen Kultur für eine mangelnde "Spannung" und "Innovationskraft"
der chinesischen Kultur verantwortlich gemacht.
Der Vortrag wird dieses glatte und blasse Bild mit einer ganz anderen Tradition kontrastieren. Seit dem dritten Jahrhundert verbreitete sich unter den obersten Schichten der chinesischen Elite das "Pulver der Kalten Mineralien" (Hanshi san), welches – begleitet von oft furchtbaren Nebenwirkungen – im Rufe stand, "den Geist zu erweitern und zur Klarheit zu öffnen." Es ist Element eines über viele Jahrhunderte dominierenden Lebensstils, in dem der Bruch mit den Konventionen des Denkens, Fühlens und Betragens geradezu zum Kriterium geistigen Rangs wurde.
Prof. Dr. Rudolf G. Wagner, Jahrgang
1941, ist Professor für Sinologie am Sinologischen Seminar der Universität
Heidelberg. Er ist Träger des Leibniz-Preises und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften sowie korrespondierendes Mitglied der Shanghai
Academy of Social Sciences.
Publikationen des Referenten zum Thema:
(Auswahl)
Lebensstil und Drogen im chinesischen Mittelalter, in: T'oung Pao, LIX, 1973, S. 79-178.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Dr. Marcus Freitag (Bielefeld)
Suchtprävention: Ecstasy als Herausforderung
Mittwoch, 16. Dezember 1998, 17.15 Uhr,
N 3 (Muschel)
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