Im Rahmen des Themenschwerpunktes

Grenzen erfahren – Grenzen überwinden

lädt das Studium generale zu folgendem Vortrag ein:

 
Prof. Dr. Elmar Budde (Berlin)
Askese und Ekstase als Erscheinungsformen der Entgrenzung in der Neuen Musik –
Anton Webern und Olivier Messiaen
Montag, 11. Januar 1999, 18.15 Uhr,
Atrium maximum (Alte Mensa)

 
Ekstase und Askese bilden in der Musik unseres Jahrhunderts, d.h. in der Neuen Musik, die beiden gegensätzlichen Extreme der Affektskala; gleichwohl berühren sich diese Extreme im Gefüge der kompositorischen Struktur, wie das kompositorische Schaffen von Anton Webern und Olivier Messiaen paradigmatisch verdeutlicht.

Olivier Messiaen erfindet eine Musik aus der Fülle des Klingenden schlechthin, während Anton Webern ausschließlich Töne als reduzierte Strukturgeflechte zum Klingen bringt. Beide Komponisten verfolgen jedoch das gleiche Ziel, nämlich Musik als Aufhebung von Zeit, als All-Gegenwart zu denken und zu erleben. Messiaen erkennt diese Aufhebung in der "Fülle" der Zeit, d.h. im ekstatischen Geblendetsein; Webern hingegen erfährt diese Aufhebung im "Dunkel" der leeren Zeit, der Nicht-Zeit, d.h. in der asketischen Versenkung.

 
Prof. Dr. Elmar Budde, geb. 1935 in Bochum. Studium der Musik, der Germanistik und der Musikwissenschaft in Freiburg i.Br. (Promotion über Anton Webern). Seit 1972 o. Prof. für Musikwissenschaft an der Hochschule der Künste in Berlin. Hauptforschungsgebiete: Geschichte der Komposition vom Mittelalter bis in die Gegenwart; Musik des 19. und 20. Jahrhunderts; Franz Schubert; Geschichte der Aufführungspraxis und der Interpretation; Fragen und Probleme des Interdisziplinären (Musik – Malerei – Architektur).

Eine Vielzahl von Publikationen zu den verschiedenen Forschungsgebieten; zusammen mit Dietrich Fischer-Diskau Herausgeber einer textkritischen Neuausgabe der Lieder Franz Schuberts. Seit Jahrzehnten auch als Maler tätig (div. Ausstellungen u.a. in Düsseldorf, Berlin und Goslar). Von 1992 bis 1996 auch Erster Vizepräsident der Hochschule der Künste Berlin.

 
Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Organisationsgrenzen in Bewegung: eine betriebswirtschaftliche Perspektive
Prof. Dr. Jörg Sydow (Berlin)
Montag, 25. Januar 1999, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
 


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