Im Rahmen des Themenschwerpunktes


Evolution


lädt das Studium generale zu folgendem Vortrag ein:

 

DR. CHRISTIAN ILLIES (Essen)


Darwin als Metaphysiker -
Philosophische Überlegungen zur Evolutionstheorie


Dienstag, 1. Dezember 1998, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)

Jede auf Konsistenz Anspruch erhebende, wissenschaftliche Erklärung von Phänomenen der Wirklichkeit macht, ob sie diese nun artikuliert oder nicht, mehr oder weniger starke Annahmen über grundlegende Strukturen der Realität, d.h. setzt eine Metaphysik voraus.
Seit Darwin ist die Biologie zunehmend zu der Leitwissenschaft der Moderne geworden und hat dabei die Physik abgelöst. Die von Darwin revolutionierte Biologie ist insofern von besonderem Interesse für die Philosophie, als sie nicht nur eine umfassende Erklärung der Entwicklung und des Zusammenhangs aller Lebensformen zu leisten beansprucht, sondern auch das erkennende und handelnde Subjekt selbst (mit Evolutionärer Erkenntnistheorie und Soziobiologie) erklären will. Der Darwinismus ist so zweifellos zu einer der umfassendsten und beeindruckendsten Theorien der modernen Naturwissenschaft (und zunehmend auch anderer Wissenschaften) geworden und es ist deswegen von besonderem Interesse, seine implizite Metaphysik herauszuarbeiten. Dies soll in dem Vortrag versucht werden. Dabei liegt das Augenmerk nicht allein auf Darwin, sondern richtet sich auch auf die Theorien, welche Darwins Grundansatz einer rein kausalwissenschaftlichen Erklärung des Entwicklungsgeschehens ergänzt oder weitergeführt haben.
Bei dieser Rekonstruktion wird einerseits der Versuch unternommen, Darwins Ansatz in die große Tradition philosophischer Metaphysik einzuordnen (wobei besonders die Nähe zu Spinoza deutlich werden wird), andererseits sollen aber auch die philosophischen Schwierigkeiten zur Sprache kommen, welche sich mit der von Darwin letztlich zugrundegelegten Metaphysik verbinden. Auf diese Weise geht es um eine philosophische Würdigung der Größe, aber auch der Grenzen des Darwinismus.

Dr. Christian Illies, geb. 1963, Studium der Biologie in Konstanz (Diplom 1989), Promotion an der Universität Oxford in Philosophie (1995), seit 1995 Hochschulassistent am Fachbreich 1 (Philosophie) der Universität GH Essen.


Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Der Ursprung des Lebens.
Ein Beitrag zur Zweck-Mechanismus-Kontroverse
Prof. Dr. Günther Wächtershäuser (München)
Dienstag, 8. Dezember, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

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