Prof. Dr. Klaus Pörtl (Mainz)
Nationale Identität im zeitgenössischen
Theater Lateinamerikas?
Donnerstag, 10. Februar 2000, 18.15 Uhr,
Hörsaal Hs 15 (Forum 4)
Es werden exemplarisch Theaterstücke
des zeitgenössischen lateinamerikanischen Theaters untersucht, die
eine nationale Identitätssuche zum Gegenstand haben. Das ist zum einen
der Brasilianer Augusto Boal, ausgehend von der Konzeption Freires einer
concientização, mit El gran acuerdo interncacional del
Tío Patilludo (1971) und Revolución en América
del Sur. ¡Ay! ¡Ay! no hay Cristo que aguante, no hay (1973),
Stücke, die sehr klar die Utopie einer Identität der lateinamerikanischen
Befreiungsideologie zum Ausdruck bringen. Der Argentinier Agustín
Cuzzani artikuliert mit seiner historisch-philosophischen Satire Los
Indio estaban cabreros (1958) eine gespaltene und traumatisierte Identität
des Lateinamerikaners aufgrund der Eroberung des Kontinents durch die Spanier.
Der Venezolaner José Ignacio Cabrujas zeigt in pessimistischer Grundeinstellung
zur Geschichte seines Landes in Acto cultural (1976) das Vakuum einer eigenen
Identität auf und der Wahlvenezolaner Luis Chesney Lawrence kommt
mit seinem Erfolgsstück Niu-York, Niu-York (1987) zu dem Schluß
einer nationalen Identitätskrise, so daß man zusammenfassend
sagen kann, daß es heute als höchst problematisch empfunden
wird, in Lateinamerika von einer nationalen Identität zu sprechen.
Prof. Dr. Klaus Pörtl, Studium der Romanistik, Germanistik, Geschichte und Theaterwissenschaften in München und Madrid von 1959 bis 1965. Promotion Universität München (1966).Seit 1971 am Fachbereich Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft der Universität Mainz in Germersheim als wiss. Assistent und Assistenzprofessur, 1975 Habilitation in Romanischer Philologie mit besonderer Berücksichtigung der Hispanistik, Universität Mainz. 1979-81 Dekan des Fachbereichs Angewandte Sprachwissenschaft, 1985-90 Vizepräsident für Studium und Lehre Universität Mainz, seit 1990 Professor am Institut für Romanistik in Germersheim.
Zahlreiche Veröffentlichungen zur
Literatur in der Hispanistik, Lusitanistik und Lateinamerikanistik, Übersetzungen
zeitgenössischen spanischen Theaters, Mitherausgeber der hispanistischen
Fachzeitschrift IBEROROMANIA, z.Zt. Vorstandsmitglied des Deutschen Hispanistenberbandes
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